# taz.de -- Notstandsgesetze in Fidschi aufgehoben: Journalisten dürfen wieder… | |
> Die Armut im Land hat zugenommen, die Wirtschaft darbt vor sich hin: | |
> Jetzt verspricht die Militärregierung in Fidschi Wahlen und Verhandlungen | |
> über eine neue Verfassung. | |
Bild: Fortschritt auf Fidschi? Die Militärregierung verspricht es. Traditionel… | |
SYDNEY taz | Knapp drei Jahre nach der Verhängung des Ausnahmezustands in | |
Fidschi hat der Militärkommandant und selbsternannte Premierminister Frank | |
Bainimarama am Samstag einschneidende Notstandsgesetze aufgehoben. Auch | |
würden Verhandlungen über eine neue Verfassung und die Wahl einer | |
demokratischen Regierung im Jahr 2014 beginnen, kündigte er an. | |
2006 hatte Bainimarama den damaligen Premierminister Laisene Qarase aus dem | |
Amt geputscht. Der unblutige Machtwechsel sei notwendig gewesen, weil die | |
Regierung "verfilzt" sei und zu stark zugunsten der indigenen Fidschianer | |
ausgerichtet und von den mächtigen Stammesführern kontrolliert worden sei, | |
begründete der Kommandant damals seinen Schritt. Die indischstämmigen | |
Fidschianer dagegen, Nachkommen von Zuckerrohrplantagenarbeitern, würden | |
von den Eingeborenen benachteiligt, rechtfertigte sich Bainimarama. Die | |
internationale Gemeinschaft reagierte mit Strafmaßnahmen. | |
Wirtschaftssanktionen der wichtigen Handelspartner, allen voran Australien | |
und Neuseeland, haben seither ihre Spuren hinterlassen. Die Armut im Land | |
hat zugenommen, die von Tourismus sowie dem Export von Zucker, Rohstoffen | |
und Textilien dominierte Wirtschaft darbt vor sich hin. Der Ausschluss der | |
kleinen Nation aus dem Commonwealth machte Fidschi politisch zu einem | |
Außenseiter. Nicht dass Bainimarama das gekümmert hätte: der Kommandant | |
quittierte Protestaktionen der Welt jeweils mit Worten des Widerstands. | |
Doch jetzt scheinen die Maßnahmen zu greifen. Nicht zuletzt das durch | |
Nachbarländer wie Australien verhängte Reiseverbot für Mitglieder der | |
Regierung machte der Militärelite das Leben schwer. Bainimarama kündigte | |
schließlich in seiner Neujahrsrede an, die Notstandverordnungen aufheben zu | |
wollen, die das öffentliche Leben und die Wirtschaft gelähmt hatten. | |
Unter diesen Gesetzen war es nur unter strikten Auflagen erlaubt, dass sich | |
mehr als drei Menschen versammeln. Die drastischste Maßnahme aber war die | |
Medienzensur: Seit Jahren konnte in Fidschi nichts Kritisches über die | |
Regierung geschrieben werden. Journalisten mussten jeden Artikel einem | |
Vertreter der Polizei geben, der in der Redaktion saß und mit Rotstift jene | |
Passagen strich, die ihm nicht passten. Ausländische Journalisten wurden | |
deportiert, Kritiker kamen hinter Gitter. | |
Seit dem Putsch hatte Bainimarama mehrmals versprochen, er werde dem Volk | |
die Wahl einer neuen Regierung erlauben. So kommt es jetzt nicht | |
überraschend, dass im Ausland die Aufhebung der Notstandsverordnungen und | |
der Beginn einer Konsultierungsphase kühl begrüßt wurden. "Diese | |
Entscheidungen sind ein guter erster Schritt", sagte etwa die australische | |
Premierministerin Julia Gillard. "Aber diesen Schritten müssen auch Taten | |
folgen." | |
Auch wenn es in den kommenden Monaten tatsächlich zu einer Demokratisierung | |
kommen sollte und sogar zu Wahlen, würde ein Problem bleiben: der | |
schwelende Konflikt zwischen eingeborenen und indischstämmigen | |
Fidschianern. Sie stellen rund 40 Prozent der Bevölkerung, kontrollieren | |
aber den Großteil der Wirtschaft. Dieses Ungleichgewicht führt bei den | |
Ureinwohnern regelmäßig zu Neid und Frustration. | |
8 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Urs Wälterlin | |
## TAGS | |
Militärputsch | |
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