# taz.de -- Mini-Olympia in Innsbruck: Mitmachzirkus für die Kleinen | |
> Am Freitag werden die Olympischen Jugendwinterspiele eröffnet. Weniger | |
> elitär sollen sie sein, doch einige betrachten sie als Härteprüfung für | |
> die großen Spiele. | |
Bild: Eine Stadt putzt sich raus: Olympia-Beflaggung in Innsbruck. | |
INNSBRUCK taz | Das olympische Feuer ist wieder einmal unterwegs. Seit dem | |
27. Dezember wird es auf einer Fackel lodernd durch Österreich getragen. Am | |
Freitagabend wird es das Ziel dieser Reise erreichen: die Bergisel-Schanze | |
in Innsbruck, wo eine Art Mini-Olympia eröffnet wird: die ersten | |
Olympischen Jugendwinterspiele. | |
Gut 1.000 Sportlerinnen und Sportler im Alter zwischen 14 und 18 Jahren | |
dürfen dort unter den hochoffiziellen fünf Ringen Olympia spielen. Es geht | |
um Gold, Silber und Bronze, es geht um Höchstweiten und Bestzeiten, und | |
auch ein Maskottchen gibt es, den Yoggl, einen kuhäugigen Gamsbock. Und | |
doch geht es für das Internationale Olympische Komitee bei den | |
Jugendspielen um mehr als einen Sportwettbewerb. Die jungen Menschen sollen | |
den olympischen Geist mit guter Laune anfüllen. Olympia soll menschlich | |
daherkommen. | |
Zwar gibt es ein olympisches Dorf, professionell ausgestattete | |
Medienzentren und wohl präparierte Sportstätten, doch die Dimensionen | |
solcher kleinen Spiele sollen überschaubar gehalten werden. 23,7 Millionen | |
Euro werden die Innsbrucker Spiele kosten. Ein Betrag, der der Bevölkerung | |
– auch wenn im schlechtesten Fall mit einem Minus von bis zu 8 Millionen | |
Euro gerechnet werden muss – gerade noch vermittelt werden kann. | |
Denn riesig ist die Olympiabegeisterung in der Olympiastadt von 1964 und | |
1976 nicht. Zweimal lehnten die Bewohner der Stadt in Referenden eine | |
nochmalige Bewerbung Innsbrucks für Olympische Winterspiele ab. Immer | |
weniger Orte sind in der Lage, die Milliardenspiele zu stemmen. Allein die | |
gescheiterte Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2018 kostete 10 | |
Millionen Euro mehr als das Innsbrucker Jugendevent. | |
Olympia ist in dieser Hinsicht immer elitärer geworden. Mit den | |
Jugendspielen soll das anders werden. Auch Sponsoren, die sich das ganz | |
große Olympiaengagement nicht leisten wollen, sollen über Jugendolympia zu | |
dauerhaften Förderern herangezogen werden. BMW, privater Hauptzahler bei | |
Münchens Olympiabewerbung, stellt in Innsbruck große Teile des offiziellen | |
Fuhrparks. | |
Für die Sponsoren gilt das Gleiche wie für potenzielle Ausrichterorte: Wer | |
sich die großen Spiele nicht leisten kann, der kann ja um die kleinen | |
mitbieten. Das war eine der Ideen, mit der das Internationale Olympische | |
Komitee dafür sorgen wollte, die olympische Bewegung auf ein neues Terrain | |
zu führen. | |
## Gigantomanie in Singapur | |
Dass Singapur für die ersten Sommerjugendspiele 2010 über 220 Millionen | |
Dollar aufgewendet hat, führte diese Idee gleich bei der Premiere indes ad | |
absurdum. "Singapur hat sicherlich etwas über die Stränge geschlagen. | |
Innsbruck wird wegweisend für die zukünftigen Jugendspiele sein und mit | |
einem vernünftigen und soliden Budget ein besonderes Sportfest für die | |
Jugend der Welt feiern", sagt Peter Bayer, der Chef des Innsbrucker | |
Organisationskomitees. Doch auch die bescheidene Variante finden in Tirol | |
nicht alle toll, auch weil einigen Sportvereinen Fördermittel gestrichen | |
wurden, um die Spiele finanzieren zu können. | |
Kritisiert wird auch, dass sich die Jugendspiele von der ursprünglichen | |
Idee eines multikulturellen Spaßfestivals, bei dem Diskussionen und Partys | |
mindestens genauso wichtig sein sollten wie die Wettkämpfe, weit entfernt | |
haben. Zwar gibt es ein Bildungsprogramm, bei dem mit dem Nachwuchs über | |
die "olympischen Werte" wie Fairness gesprochen werden soll, doch längst | |
ist klar, dass es vor allem um Leistung geht. | |
Ein lustiges Skilager für Spaßsportler wird in Innsbruck nicht stattfinden. | |
Ulf Tippelt, der Chef de Mission des deutschen Teams, sagt zwar: "Wir | |
wollen kein Medaillenzählen veranstalten." Er stellt aber auch klar, dass | |
es sehr wohl um sportliche Erfolge geht: "Natürlich geht es um | |
Bestleistungen, natürlich kämpfen die Sportler um Medaillen." | |
## Training für die Öffentlichkeit | |
Und wer gewinnt, soll sich ruhig feiern lassen. Darüber, dass die jungen | |
Athleten verheizt werden könnten, dass sie sich schwertun könnten, mit | |
eventuell verfrühtem Ruhm umzugehen, darüber macht man sich beim Deutschen | |
Olympischen Sportbund durchaus Gedanken. Bei den Jugendspielen soll es eben | |
genau auch darum gehen, den Nachwuchs an die Öffentlichkeit zu gewöhnen. | |
"Die olympischen Jugendspiele sind ein wichtiger Schritt auf der Leiter | |
eines Spitzensportlers", sagt Sportwissenschaftler Tippelt, der beim DOSB | |
Direktor für Leistungssport ist. | |
Als Erste aus seinem Team wird die deutsche Skispringerin Katharina Althaus | |
ihr Gesicht den Kameras präsentieren. Die 15-Jährige von der Eliteschule | |
des Sports in Sonthofen im Allgäu, die auch schon Frauenweltcup-Springen | |
bestritten hat, wird bei der Eröffnungszeremonie die deutsche Fahne in das | |
ausverkaufte Bergiselstadion tragen, auf dessen Ehrentribüne selbstredend | |
auch IOC-Chef Jacques Rogge sitzen wird. | |
Für den Belgier Rogge und seinen Verband sollen die Jugendspiele auch zur | |
Kulisse einer überaus wichtigen Vertragsunterzeichnung werden. Eine neue | |
Vereinbarung mit der Fast-Food-Kette McDonald's soll in Innsbruck | |
präsentiert werden. Der Fressgrossist soll die nächsten vier Spiele mit | |
geschätzten 200 Millionen Dollar unterstützen. Die großen Spiele, versteht | |
sich. | |
13 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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