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# taz.de -- Metro behält Warenhauskette: Kaufhof-Verkauf geplatzt
> Der Handelskonzern Metro hat die milliardenschweren Verkaufsverhandlungen
> für die Warenhauskette Kaufhof überraschend gestoppt. Die Lage am
> Kapitalmarkt sei schuld.
Bild: Nahe beisammen - aber nicht vereint: Kaufhof und Karstadt.
DÜSSELDORF dapd/afp | Deutschlands größter Handelskonzern Metro hat
überraschend die Pläne zum Verkauf seiner Warenhaustochter Kaufhof
gestoppt. Die aktuelle Lage am Kapitalmarkt biete "keine geeigneten
Rahmenbedingungen" für einen derartigen Milliardendeal, begründete der neue
Metro-Vorstandsvorsitzende Olaf Koch am Dienstag den unerwarteten Schritt.
Es ist die erste einschneidende Entscheidung Kochs, der erst seit
Jahresbeginn an der Spitze des Handelskonzerns steht.
Koch sagte: "Aus heutiger Sicht können wir das Ertragspotenzial besser
selbst heben als durch einen Verkauf." Daher habe der Metro-Vorstand
beschlossen, die Verhandlungen über eine Kaufhof-Abgabe "bis auf weiteres"
einzustellen. An der grundsätzlichen Bereitschaft zur Abgabe des
Unternehmens ändere sich jedoch nichts.
Ausschlaggebend für den Abbruch der Gespräche waren offenbar vor allem
Zweifel an der Finanzierbarkeit des Milliardendeals. Angesichts der
Fragilität der Märkte sei sie dem Konzern nicht 100-prozentig gesichert
erschienen, sagte ein Unternehmenssprecher.
Der Schritt dürfte Koch nicht leicht gefallen sein. Die Metro will sich
seit Jahren von Kaufhof trennen, da das Warenhaus-Geschäft als "nicht
internationalisierbar" gilt und damit nicht in das Portfolio des weltweit
agierenden Konzerns passt. Verkaufsverhandlungen waren allerdings bislang
stets an den Preisvorstellungen der Metro gescheitert, die früheren Angaben
zufolge mindestens zwei Milliarden Euro für die Warenhaustochter haben
wollte.
Zuletzt war allerdings Hoffnung aufgekeimt, den Verkauf dank des sich
abzeichnenden Bieterwettkampfs zwischen dem österreichischen
Immobilieninvestor Rene Benko und dem Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen
doch noch über die Bühne zu bekommen. Vor allem mit Benko waren die
Gespräche bereits weit fortgeschritten.
## Sommer zu kalt, Winter zu warm
Von dem Österreicher war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Auch ein
Berggruen-Sprecher wollte die Entscheidung nicht kommentieren. Im Umfeld
des Karstadt-Eigentümers wurde Kochs Schritt allerdings begrüßt. Beim
bisherigen Verkaufsprozess sei der Rivale Benko einseitig bevorzugt worden.
Es sei vernünftig, diesen misslungenen Verkaufsprozess abzubrechen und
irgendwann einen neuen Versuch zu starten, hieß es.
Überschattet wurden die Verkaufsverhandlungen in den vergangenen Monaten
durch die zuletzt schlecht laufenden Geschäfte bei der Metro. Nach
vorläufigen Zahlen sank der Konzernumsatz im vergangenen Jahr um 0,8
Prozent auf 66,7 Milliarden Euro. "Trotz eines guten Endspurts war das
Weihnachtsgeschäft insgesamt enttäuschend", sagte Koch.
Ausgerechnet bei Kaufhof war das Geschäft dabei besonders schwach. So sank
der Umsatz der Warenhaustochter 2011 um 3,7 Prozent auf 3,4 Milliarden
Euro. Im wichtigen Weihnachtsquartal lag das Minus sogar bei 4,6 Prozent.
Die ungewöhnliche Witterung habe den Verkauf von Saisonware deutlich
beeinträchtigt, hieß es im Unternehmen. Im Sommer sei es zu kalt gewesen,
dafür im Winter zu warm.
Die Börse begrüßte die Entscheidung des Metro-Chefs, den Verkaufsprozess
nicht um jeden Preis durchzuziehen. Der Kurs der Metro-Aktie stieg nach
Bekanntgabe der Entscheidung zeitweise um mehr als fünf Prozent.
Metro hatte seit Jahren einen Käufer für Kaufhof gesucht, obwohl die
Warenhäuser gewinnbringend arbeiten. Kaufhof hat 139 Filialen, für das
Unternehmen arbeiten rund 20.000 Menschen.
17 Jan 2012
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