# taz.de -- Cyber-Krieg im Nahen Osten: Hacker bringen EL Al zum Absturz | |
> Erneut dringen pro-palästinensische Internet-Aktivisten in die Webseiten | |
> israelischer Institutionen ein. Diesmal trifft es auch die | |
> Fluggesellschaft El Al und die Börse. | |
Bild: Jüngstes Opfer von Hackern: die israelische Fluggesellschaft El Al. | |
JERUSALEM taz | Das Internet wird zunehmend zu einem Kampfplatz für den | |
Nahostkonflikt. Die Webseiten der Tel Aviver Börse sowie die | |
Fluggesellschaft El Al standen diese Woche auf der Liste | |
pro-palästinensischer Internet-Aktivisten. Die Bank Israel rief aus Sorge | |
vor einem Eindringen in ihre Datenspeicher alle israelischen Banken auf, | |
den Zugang aus Saudi-Arabien, Iran und Algerien zu sperren. Laut Haaretz | |
stand hinter dem jüngsten Angriff die Hackergruppe "Nightmare". Im November | |
hatte das internationale Hackernetzwerk "Anonymous" aus Solidarität mit den | |
Palästinensern die Webseiten von Israels Armee und von Nachrichtendiensten | |
zum Absturz gebracht. | |
Die Angriffe sind Wasser auf den Mühlen der Hamas, die den Widerstand gegen | |
die israelische Besatzung im Internet begrüßte und die Jugendlichen zum | |
virtuellen Kampf gegen die Zionisten aufrief. Eine Gruppe - "Gaza Hacker | |
Team" - griff letzte Woche Webseiten der israelischen Feuerwehr an. | |
Umgekehrt versuchen israelische Hacker, arabische Datensysteme zu knacken. | |
Ein israelischer Student will dem Hacker auf die Schliche gekommen sein, | |
der unter dem Pseudonym "O Omar" agierte. Er identifizierte ihn als Omar | |
Habib, einen 19jährigen Kellner aus Mexiko, der Daten von tausenden | |
israelischen Kreditkartenhaltern ins Internet gestellt haben soll und | |
arabische Jugendliche dazu motivierte, es ihm gleichzutun. Kurz darauf | |
veröffentlichten israelische Hacker umgekehrt Daten von hunderten Arabern | |
im Internet. | |
Schlomi Dolev, Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät an der Ben-Gurion | |
Universität in Beerschewa, vermutet, dass Schüler oder Studenten | |
dahinterstecken. "Für die Hacker ist das wie ein Spiel." Dolev spricht von | |
einem Wettrennen zwischen Angreifern und Angegriffenen. "Jede Software hat | |
ihre Schwachstellen", sagt er. "Auf die sind die Hacker aus." Um ein | |
Fremdeindringen in die Datenspeicher zu verhindern, seien "permanente | |
Kontrollen und Verbesserungen" nötig. Bislang seien die Angriffe nicht | |
bedrohlich. Das könne sich ändern, wenn "die nationale Infrastruktur | |
angegriffen wird", wie Computersysteme von Stromgesellschaften. Die | |
Reaktion der Banken, die ihre Webseiten für arabische Staaten sperren, hält | |
er für "nicht haltbar". | |
Die Methode, mit der die Hacker die israelischen Webseiten zum Absturz | |
brachten, erfordert keine besonderen Informatikkenntnisse. Die Seiten waren | |
per "DoS" ("Denial of Service") angegriffen worden, bei der von Tausenden | |
Computern aus die Seite zeitgleich angeklickt wird. Dadurch wird normalen | |
Nutzern der Zugang versperrt. Ynet, Online-Ausgabe von Yediot Achronot | |
beruhigte die israelischen Bankkunden. Internetseiten seien weder | |
vergleichbar mit einem Tresor, aus dem sich die Hacker bedienen könnten, | |
noch seien darüber geheime Daten einsehbar. | |
17 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
Susanne Knaul | |
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