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# taz.de -- Intendant zum Protest gegen "Gólgota Picnic": "Die Vorwürfe sind …
> Fundamentalistische Christen protestieren gegen die Hamburger Aufführung
> von "Gólgota Picnic". Der Intendant des Thalia-Theaters über nackte
> Körper und Theatersicherheit.
Bild: Umstrittene Aufführung: Szene aus "Gólgota Picnic".
taz: Herr Lux, die Aufführung des Stücks "Gólgota Picnic" am kommenden
Montag hat zu einem Proteststurm fundamentalistischer Christen geführt. Wie
sieht der aus?
Joachim Lux: Es gibt verschiedene Websites, auf denen Vorschläge gemacht
werden, wie man seinen Protest äußern soll. Die Briefe, Faxe und Emails,
die da kommen, halten sich mehr oder weniger an diese Vorschläge. Das Ziel
ist, die Aufführung zu verhindern und das Thalia-Theater durch eine Fax-
und Mail-Schwemme handlungsunfähig zu machen.
Wie viele Mails und Faxe kommen pro Tag?
Das hat am Freitag Nachmittag angefangen. Bis Montag waren es drei- bis
vierhundert.
Wie lautet der Vorwurf und von wem genau kommt er?
Es sind drei Vorwürfe: Blasphemie, Pornographie und Volksverhetzung.
Aufgerufen zum Protest wird unter anderem von der Piusbruderschaft. Auf der
Website steht auch, was angeblich in dem Stück vorkommt -die Leute, die uns
schreiben, haben den Abend aber gar nicht gesehen.
Was ist dran an den Vorwürfen, die ja auch justiziabel wären?
Alle drei Vorwürfe sind Unsinn. Mit Volksverhetzung hat das Stück gar
nichts zu tun. Mit Pornographie auch nicht - was nicht heißt, dass da nicht
nackte Körper vorkämen. Mit Blasphemie auch nicht - was nicht heißt, dass
es da nicht auch um christliche Ikonographie ginge. Ich will nicht
behaupten, der Abend sei eine harmlose Revue. Er ist tatsächlich hart.
Was wird zu sehen sein?
Eine Landschaft aus Hamburger-Brötchen. Durch die Größe stellen sich Fragen
nach Verschwendung und nach der Obszönität unserer Lebensverhältnisse. Es
geht um Konsum und Vermassung. Außerdem kommen Zeichen aus der christlichen
Ikonographie vor, Darstellungen von Engeln, von Christus und von
Märtyrertum. Auch Nacktheit spielt eine große Rolle.
Warum haben Sie das Stück zu den Lessingtagen eingeladen?
Mich hat der Abend sehr bewegt. Die Auseinandersetzung mit Religion, die
für das Festival ein Thema ist. Wir machen ja auch die "Lange Nacht der
Weltreligionen". Die geht ja tief in unsere Zivilisation hinein. In dem
Stück geht es um die Frage, ob die Religion ihren Auftrag erfüllt in einer
Welt, die in obszönem Maße Verschwendung betreibt. Das Luziferische ist der
Zivilisation so tief eingeschrieben, dass man sich fragt, wie man da wieder
herauskommt.
Auf einer Website hieß es indirekt, man werde mit Tränengas stören. Müssen
Sie Ihre Sicherheitsvorkehrungen jetzt anpassen?
Ja, klar. Wir werden das aber nicht alleine tun, da gibt es Stellen, die
dafür zuständig sind, und die prüfen das jetzt gerade. Erwarten tue ich
Störungen dieser Art aber nicht.
17 Jan 2012
## AUTOREN
Klaus Irler
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