# taz.de -- Landesbanken-Krise: Mehr Aktien - geringerer Wert | |
> Anteilseigner erhöhen Kapital der HSH Nordbank. Das führt zu | |
> Abschreibungen beim öffentlichen Vermögen. Institut nimmt erstmals die | |
> Garantie der Länder in Anspruch. | |
Bild: Wirtschaftsorakel für 2012: Die Entwicklung der Nordbank könnte Finanzm… | |
HAMBURG taz | Die Eigentümer der HSH Nordbank haben eine Kapitalerhöhung um | |
500 Millionen Euro beschlossen. Sie folgen damit einer Auflage der | |
EU-Kommission. Diese hatte moniert, dass die privaten Anteilseigner der | |
Bank bei der letzten Kapitalerhöhung 2009 begünstigt worden seien. | |
Damals hatten die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein als | |
Mehrheitseigentümer drei Milliarden Euro in die Bank nachgeschossen und | |
dafür zu einem überhöhten Preis Aktien erhalten. In ihrem jüngsten | |
Quartalsbericht weist die Bank aus, dass sie erstmals einen Teil der | |
Garantie der Länder in Anspruch genommen hat. Wir klären die wichtigsten | |
Fragen: | |
1. Warum stecken die Länder noch mehr Geld in die Bank? | |
Um den Nachteil auszugleichen, der ihnen 2009 entstanden ist. Das das dafür | |
gewählte Konstrukt klingt paradox: Zunächst zahlt die Nordbank den Ländern | |
500 Millionen Euro - nicht aber den privaten Anteilseignern. Für dieses | |
Geld kaufen die Länder neu ausgegebene Aktien. Der Anteil der Länder am | |
HSH-Vermögen steigt von 83 auf 85 Prozent. | |
2. Weshalb verliert die Bank dadurch an Wert? | |
Weil die neuen Aktien zu einem realistischen Preis ausgegeben werden | |
müssen. Damit wird klar, dass sämtliche Aktien der HSH Nordbank eben nicht | |
19 Euro pro Stück wert sind, wie 2009 angenommen, sondern nur 13,05 Euro: | |
So viel zahlen jetzt die Länder. | |
3. Warum durfte die HSH Nordbank nicht pleite gehen? | |
Unabhängig von den Kapitalzuschüssen und Garantien unterliegt die Bank der | |
Gewährträgerhaftung der Länder. Geht die HSH pleite, müssen die Länder für | |
den Schaden aufkommen. Sie bürgten Ende 2011 im Falle einer Pleite für 38 | |
Milliarden Euro. | |
4. Was haben die Länder bisher zur Rettung unternommen? | |
Mehrfach Kapital nachgeschossen: Vor Ausbruch der Krise zwei Milliarden | |
Euro, 2009 drei Milliarden kombiniert mit einer Garantie von zunächst zehn | |
Milliarden Euro. Die Bank hat inzwischen auf einen Teil dieses | |
Garantierahmens verzichtet. Jetzt liegt er bei sieben Milliarden Euro. | |
5. Was bedeutet es, dass die Bank die Garantie gezogen hat? | |
Im Rahmen der Garantie wurde vereinbart, dass die Bank bis zu 3,2 | |
Milliarden Euro an tatsächlichen Verlusten selbst tragen muss. Was darüber | |
hinaus geht, müssten die Länder begleichen. Die Bank hält jetzt erstmals | |
effektive Verluste von mehr als 3,2 Milliarden Euro für möglich. | |
Um für die rund 300 Millionen Euro, die darüber liegen, eine Risikovorsorge | |
aufbauen zu können, hat sich die Bank Geld aus dem Garantiefonds überweisen | |
lassen. Dieses Geld stehe aber nur in den Büchern. Die HSH Nordbank sei | |
weit davon entfernt, es auszugeben. Tatsächlich eingetreten seien Verluste | |
aus geplatzten Krediten in Höhe von 200 Millionen Euro. | |
6. Und was kostet das alles den Steuerzahler? | |
Das ist eine Frage der Perspektive. Die Garantie und deren Inanspruchnahme | |
nichts, weil das Geld letztendlich nicht ausgegeben wurde. Im Gegenteil | |
nehmen die Länder sogar eine Prämie ein. Die Erhöhung der Zahl der Aktien | |
wirkt sich zwiespältig aus: Der Anteil der Länder wächst, ist wegen des | |
Aktienkurses aber Hunderte Millionen Euro weniger wert ist. Das kann sich | |
ändern, wenn die Länder die Anteile halten - und die HSH wieder auf die | |
Beine kommt. | |
19 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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