# taz.de -- Kommentar Tod in Pflegefamilie: Kontrolle reicht nicht | |
> Man muss die Ursachen von Kindesverwahrlosung bekämpfen, denn viele | |
> gefährdete Kinder leben in armen Familien. | |
Bild: Gedenken an Chantal: Mitschüler trauern um die Elfjährige. | |
Wieder ist in Hamburg ein Kind gestorben, nach dem Tod der siebenjährigen | |
Jessica im Jahr 2005 und und der neunmonatigen Lara Mia in 2009 jetzt die | |
elfjährige Chantal. Es ist gut, dass Bürgermeister Scholz die Aufklärung | |
quasi zur Chefsache erklärt. | |
Es ist wichtig, der Sache auf den Grund zu gehen. Sind die Regularien, nach | |
denen Pflegefamilien ausgesucht werden, zu lax? Brauchen wir mehr Personal | |
in den Jugendbehörden? Nach Jessica fand man heraus, dass Kinderarztbesuche | |
schärfer kontrolliert werden müssten, nach Lara Mia wollte man | |
Familien-Sozialarbeiter an die Kandare nehmen. Diesmal wird man neue Lücken | |
finden. | |
Das ändert nichts an den Ursachen. Es gibt viele Kinder, die in instabilen | |
Verhältnissen in Armut aufwachsen. Und es gibt viele Eltern, die keine | |
Perspektive haben. Und zufällig leben viele von ihnen in Wilhelmsburg. Da | |
kann der Bezirkschef nichts dafür. Mit dem Ausbau der Ganztagsgrundschulen | |
ist Hamburg auf dem richtigen Weg. Man muss aber auch für die Eltern etwas | |
tun, braucht ein konsequentes Konzept für die Bekämpfung von Armut in | |
benachteiligten Quartieren. | |
Das kostet Geld und lässt sich wohl nicht mit dem Sparkurs des SPD-Senats | |
vereinen. Gerade erst hat der Sozialsenator verkündet, er wolle die | |
Ausgaben für Familienhilfe drosseln - wegen der Einhaltung der | |
Schuldenbremse. Da sind tote Kinder schnell wieder vergessen. | |
27 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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