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# taz.de -- Die Dschungelkönigin Brigitte Nielsen: Die Offenbarung des Schokok…
> Sie hatte die besten Drogen. Sie hatte alles im Griff. Und das, obwohl
> sie mal was mit Hollywood hatte. Brigitte Nielsen ist die erste wahre
> Dschungelkönigin.
Bild: Selbstbestimmt im Trash-TV: Die neue Dschungelkönigin Brigitte Nielsen.
BERLIN taz | Dschungelcamp? Das Letzte, das Ekligste, der Untergang. Des
Abendlandes, mindestens aber des Fernsehens. Vielleicht. Klar, kann man
jetzt kommen mit den fast sieben Millionen Zuschauern, die sich die sechste
Staffel von "Ich bin ein Star – holt mich hier raus" in den vergangenen 16
Tagen auf RTL Abend für Abend angesehen haben. Mit angesehenen
Feuilletonisten, die sich längst damit beschäftigen.
Mit dem Spaß, den es macht, sich das anzukucken. Alles, um zu bezeugen: Ist
gar nicht so schlimm. Man kann aber auch einfach sagen: Schaut euch
Brigitte Nielsen an, die Dschungelkönigin. Am Samstagabend wurde sie
endlich gekürt, doch noch nie war schon so früh klar, wer die Krone kriegen
wird. Weil die Dänin, die mal was mit Hollywood hatte, mit Sylvester
Stallone, Arnold Schwarzenegger und Sean Penn, die alles schon gesehen und
gemacht hat, die seit zehn Jahren durch zig Realityshows tingelt – Brigitte
tanzt, Brigitte bei "Big Brother", Brigitte lässt sich den Körper neu
machen - weil "Tante Brigidde" alles überstrahlte.
Die meisten Stars, die in den Dschungel gehen, waren nie welche. Sie haben
Schulden, massive Geltungsbedürfnisse, sonst nichts zu tun. Sie wirken oft
verzweifelt, zu bemüht, zu verstellt. Brigitte Nielsen stand da, groß,
braungebrannt, blond und durchtrainiert, eine Kämpferin, und sie strahlte
Würde aus, unbedingten Willen und wirkte stets so, als sei es das, worauf
sie die 49 Jahre ihres Lebens gewartet hat.
## Der ekelt vor nix
Der Höhepunkt, auf den alles zulief, der alles heilte, alles gut machte.
Sie war da, wo sie immer sein wollte. Zumindest tat sie so. Und vermittelte
dadurch unbändige gute Laune. "I feel good", sang sie tanzend bei jeder
Gelegenheit, ein "Oh mein God" ließ selbst einen Schokokeksriegel wie eine
Offenbarung wirken, unerschrocken ließ sie Kakerlaken über sich krabbeln,
sich mit Schleim übergießen, aß Tierafter oder waren es Hoden?
Jedenfalls: Der ekelt vor nix. Wo die anderen düster vor sich hin
sinnierten (Vincent und Ailton), ausdruckslos ihre Brüste in die Kamera
hielten (Micaela) oder sich in kleinliche "Du hast mehr Essen als
ich"-Streitereien verstrickten (Jazzy, Radost), da vollführte Brigitte
einen Regentanz.
Sie hatte die besten Drogen. Und sie kümmerte sich, motivierte, hörte zu,
litt mit. Wenn sie gefragt wurde, ließ sie ein paar Details raus, über
Arnies starke Waden oder Stallone, das Kaninchen im Bett. Alles immer
wohldosiert. Sie sprach über ihre Abhängigkeit ("Alkohol hat mir meinen
Kopf genommen") und über gewalttätige Ex-Männer. Sie war ganz da, ganz im
Moment – die "Big Mama" des Carpe diem. Und sie hatte alles im Griff. Die
Mitinsassen, die sonst so bösen Moderatoren, denen bei Brigitte nichts mehr
einfiel, und sich selbst.
"Dont’t take it personal, that sieht nicht gut aus im Fernsehen", riet sie
den jungen Frauen im Camp. Wo die ständig stolz in die Kamera sagten: "Ich
bin ich geblieben, ich war mir selbst treu, ich war so, wie ich bin, ich
bin ich" – und man als Zuschauer nur rufen wollte: "Bist du niiiiicht!" Da
präsentierte Brigitte Nielsen die große Kunst, im Fernsehdschungel
selbstbestimmt zu sein. Das macht sie zur wahren Königin.
29 Jan 2012
## AUTOREN
Daniela Zinser
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