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# taz.de -- Streit der Woche: Ist der neue Mann ein Weichei?
> Früher war alles besser. Auch die Männer: Sie waren hart und stark, heute
> sind sie weich und weinerlich, beklagen viele Frauen. Es scheint die Ära
> der Warmduscher zu sein.
Bild: Der neue Mann will nur noch über Gefühle reden.
Die Feuilletonisten der Republik ereifern sich. Verweichlicht seien die
Männer, sagen die einen. Gut so, sagen die anderen. Die Zeit-Autorin Nina
Pauer, die die Debatte eröffnet hatte, sieht ein Land voller
"Schmerzensmänner", die nicht wissen, wann sie ihr Gegenüber küssen
sollten. Diese neuen Männer seien "verkopft, gehemmt, unsicher, nervös und
ängstlich". Arme Männer. Armes Deutschland? Julia Seeliger und Margarete
Stokowski können nichts Schlechtes am neuen Rollenbild finden. In der taz
empfehlen sie Pauer sich doch einen anderen Mann zu suchen, schließlich
müsse niemand auf den Strickjackenjungen warten, auch wenn der gut
aussieht.
Auch der Spiegel antwortete auf die Pauer-Vorwürfe. Der Autor Christoph
Scheuermann meint zu wissen, woran der neue Mann wirklich krankt: Schuld
seien die Optimier-Frauen, die nur behaupten, sich an starke Schultern
lehnen zu wollen und dann doch beim Tango die Führung übernehmen. Diese
Frauen wollten alles, und wüssten doch nicht was sie wollen, sagt
Scheuermann.
Waren Männer noch vor ein paar Jahren selbstredend Schweine, scheinen sie
heute zu Jammerlappen verkommen zu sein. Sie können sich nicht entscheiden,
sagt selbst Scheuermann in seiner Männer-Verteidigungs-Schrift, und nennt
die neue Spezies den Lieber-Nicht-Mann, der über die eigene Freiheit
grübelt und sich zeitgleich nach Wärme verzehrt.
Durfte Mann sich früher noch als etwas Besonderes fühlen, wenn er
Problemfilme im Kino mit feuchten Augen adelte, erhöht das für die Frau von
heute wohl nur das ohnehin hohe Stresslevel. "Wo ist die starke Schulter,
wenn man sie braucht?", fragt sie. "Wohin mit all den Emotionen?", wimmert
er.
Möglicherweise treffen die Autorinnen der Kultur- und Panoramaseiten aber
einfach die falschen Männer. Auf einer Vernissage in Friedrichshain kann
niemand einen breitschultrigen, schwitzenden Rabauken erwarten, aber auf
einem Dorffest in Oberbayern sollten solche Kerle doch zu finden sein.
Vielleicht sollte Frau Pauer einfach Mal bei einem Regionalligaspiel im
Fußballstadion nach echten Kerlen suchen, da würde auch Herr Scheuermann
noch Männer mit Prinzipien finden. Womöglich ist nur das Bildungsbürgertum
verweichlicht. Oder hat sich die die Anti-Falten-Creme für den Warmduscher
tatsächlich schon flächendeckend durchgesetzt?
Was meinen Sie: Ist der neue Mann ein Weichei?
Beziehen Sie Stellung! Die taz wählt unter den interessantesten Kommentaren
einen aus und veröffentlicht ihn im Wochenendmagazin sonntaz. Der Kommentar
sollte etwa 1.200 Zeichen umfassen und mit dem Namen und der E-Mail-Adresse
der Autorin oder des Autors versehen sein.
31 Jan 2012
## AUTOREN
Johan Kornder
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