# taz.de -- Tesa weg aus Hamburg: Klebefilm wird abgezogen | |
> Das Traditionsunternehmen zieht von Hamburg-Eimsbüttel nach Norderstedt. | |
> Das neue Gelände soll mehr Entwicklungspotenziale bieten, Arbeitsplätze | |
> bleiben erhalten. | |
Bild: Braucht mehr Platz und hat den in Norderstedt gefunden: Das Unternehmen T… | |
Hamburg verliert eine Traditionsmarke an den Nachbarn Schleswig-Holstein. | |
Am Dienstag gab der Tesa-Konzern bekannt, dass die Marketingzentrale sowie | |
die Bereiche Technologie und Forschung bis 2015 nach Norderstedt ziehen | |
werden. Von den Umzugsplänen sind rund 800 Mitarbeiter betroffen. | |
Die Marke Tesa gibt es seit 100 Jahren. Ein Großteil des Geschäftes macht | |
der Konzern nicht mit dem bekannten Tesafilm, sondern mit der Herstellung | |
von Industrie-Klebstoffen. Tesa gehört zur Beiersdorf Gruppe und teilt sich | |
momentan mit dem Mutterkonzern das Firmengelände. | |
Die Entscheidung den Standort Eimsbüttel zu verlassen, begründete der | |
Konzern mit dem "stetig zunehmenden Platzmangel". Durch die räumliche | |
Zusammenlegung der bisher getrennten Tesa-Zentrale und der | |
Forschungsabteilung soll außerdem eine bessere Zusammenarbeit ermöglicht | |
werden. | |
Die Stadt Hamburg bedauert die Entscheidung von Tesa. Sie hatte dem Konzern | |
auch in Hamburg Alternativflächen angeboten. Auf der anderen Seite der | |
Landesgrenze ist man besser gestimmt. "Wir freuen uns riesig", sagt der | |
Norderstedter Bürgermeister Hans-Joachim Grote. Im Umzug von Tesa sieht er | |
einen "Imagegewinn für die Stadt". | |
Der Entscheidung sei ein "sehr offener Dialog" vorausgegangen, sagt der | |
Tesa-Pressesprecher Reinhart Martin. Ausschlaggebend bei der Entscheidung | |
für die fünf Hektar große Fläche an der Niendorfer Straße war "eine | |
Kombination von Vorteilen". Gemeint sind: wenige Auflagen bei Bau und | |
Genehmigung und viel Platz auch für zukünftige Erweiterungen. Der Aspekt | |
der Wirtschaftsförderung hat laut Martin "keine Rolle gespielt". Man | |
erhoffe sich von der Stadt Norderstedt aber Unterstützung bei der | |
Erschließung des Gebietes. | |
Das ist wohl auch noch nötig, denn obwohl der Konzern von einem | |
"attraktiven, motivierenden Arbeitsumfeld" spricht, gibt es bisher in der | |
Umgebung des neuen Tesa-Geländes nur wenig Infrastruktur. Der | |
Tesa-Betriebsratsvorsitzende Frank Ganschow fordert eine bessere | |
Verkehrsanbindung und den Bau von Kindergärten. Die Stadt Norderstedt | |
erklärt, hier in Absprache mit den Mitarbeitern und den Verkehrsbetrieben | |
nachbessern zu wollen. Insgesamt bewertet Ganschow den Umzug durchaus | |
positiv: "Die Arbeitsplatzsituation ist in Eimsbüttel schon sehr beengt." | |
Das ist außerhalb der Großstadt anders und so kommen die Einnahmen aus der | |
Gewerbesteuer zukünftig der Stadt Norderstedt zugute. Einen | |
nachbarschaftlichen Konflikt wie bei der geplante Windenergiemesse in | |
Hamburg will man nicht aufkommen lassen. Schleswig-Holstein hatte damals | |
mit Verärgerung reagiert, weil die neue Hamburger Messe die bestehende in | |
Husum gefährden könnte. Im Fall Tesa gibt sich die Hamburger | |
Wirtschaftsbehörde versöhnlich: "Wir freuen uns, dass Unternehmen und die | |
Arbeitsplätze der Metropolregion erhalten bleiben." Auch in Norderstedt | |
sieht man keine Konkurrenz. "Wir leben gut in der Metropolregion", so | |
Oberbürgermeister Grote. | |
Einen kleinen Trost gibt es auch für die Hamburger: das Tesa-Werk in | |
Hausbruch mit rund 400 Mitarbeitern bleibt erhalten. | |
8 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Janis Dietz | |
## TAGS | |
Hamburger Senat | |
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