# taz.de -- Anti-Schwulen-Gesetz in Uganda: Lebenslänglich oder Todesstrafe? | |
> Die Vorlage für ein Anti-Homosexuellen-Gesetz sorgt für eine erneute | |
> Debatte in Uganda. Menschenrechtler und internationale Geber sind empört. | |
Bild: Schwule in Uganda leben gefährlich: Beerdigung von David Kato, eines erm… | |
KAMPALA taz | Ein umstrittener Entwurf für ein Anti-Homosexuellen-Gesetz, | |
das die Todesstrafe für Homosexualität ermöglichen würde, wird in Uganda | |
erneut debattiert. Es wurde bei der ersten Parlamentssitzung im neuen Jahr | |
wieder vorgelegt. Was eigentlich eine reine Formalie ist, sorgt jetzt | |
erneut für Empörung unter Menschenrechtlern und internationalen Gebern. | |
Der Entwurf ist kein Vorhaben der ugandischen Regierung, sondern eine | |
private Vorlage des Abgeordneten David Bahati. Das Mitglied der | |
Regierungspartei NRM (Nationale Widerstandsbewegung) gilt als extrem | |
konservativ mit einflussreichen Beziehungen zu evangelikanischen Kreisen in | |
Uganda und den USA. Auch in Uganda ist der Gesetzentwurf umstritten. Es hat | |
dem Image des Landes stark geschadet. | |
Das vorherige Parlament war vor den Wahlen im Feburar 2011 nicht dazu | |
gekommen, das Gesetz zu debattieren oder gar zu verabschieden. Auch | |
darüber, ob es fallengelassen wird, wurde noch nicht entschieden. Bei Ende | |
der alten Legislaturperiode im Mai 2011 wurde beschlossen, alle nicht | |
verabschiedeten Gesetzentwürfe in die nächste Legislaturperiode zu | |
übernehmen. Darunter auch ein HIV-Gesetz oder eines über den Schutz von | |
Sumpfgebieten. | |
Gemeinsam mit diesen ist nun auch das Homosexualitätsgesetz nach einiger | |
Verzögerung wieder aufgetaucht. Menschenrechtler sowie Homosexuelle in | |
Uganda hatten gehofft, es werde heimlich unter den Tisch gekehrt. | |
## Lebenslang statt Todesstrafe | |
Der Entwurf werde nun an den Ausschuss für Rechtsfragen weitergeleitet, | |
sagt Parlamentssprecherin Helen Kawesa. Im Ausschuss werde es erneut | |
geprüft und dann dem Parlament vorgelegt. Der Abgeordnete Bahati erklärte | |
gegenüber der BBC, er werde die Strafe im Fall der "erzwungenen | |
Homosexualität", wenn ein Geschlechtspartner beispielsweise minderjährig | |
oder HIV-positiv ist, von der Todesstrafe in lebenslange Freiheitsstrafe | |
umwandeln. | |
Doch dem Parlament liegt nach wie vor die Ursprungsfassung aus dem Jahr | |
2009 vor, die die Todesstrafe vorsieht. Illegal ist Homosexualität bereits | |
nach bestehenden Gesetzen, ebenso wie in 36 anderen Ländern Afrikas. | |
Ugandas Regierung erklärte, Bahatis Entwurf "genießt keine Unterstützung | |
von Seiten des Premierministers oder des Kabinets". Da Uganda jedoch eine | |
Demokratie sei, "ist es angemessen, dass private Gesetzesinitiativen von | |
Abgeordneten im Parlament debattiert werden". | |
"Wir dachten uns schon, dass es zurückkommt", sagt Frank Mugisha, Direktor | |
der Homosexuellen-Organisation SMUG (Netzwerk für Sexuelle Minderheiten in | |
Uganda). Nach all der internationalen Kritik habe er jedoch gehofft, dass | |
Bahati es sich anders überlegt oder das Parlament das Gesetz unmittelbar | |
ablehnt. | |
9 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
## TAGS | |
Uganda | |
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