# taz.de -- Harte Linie des Auswärtigen Amts: Vier syrische Diplomaten ausgewi… | |
> Nach der Festnahme von zwei mutmaßlichen Spionen in Berlin hat | |
> Deutschland die Ausweisung von vier Mitarbeitern der syrischen Botschaft | |
> angeordnet. Sie müssen in drei Tagen ausreisen. | |
Bild: Was passierter hinter diesen schmucklosen Mauern? Die syrische Botschaft … | |
BERLIN afp/taz/dpa | Nach der Festnahme zweier mutmaßlicher syrischer | |
Spione in Berlin verweist die Bundesregierung vier syrische Diplomaten des | |
Landes. Es sei "die Ausweisung von vier Angehörigen der syrischen Botschaft | |
veranlasst" worden, sagte Außenminister Guido Westerwelle am Donnerstag in | |
Berlin. Deutschen Diplomatenkreisen zufolge müssen sie bis zum Wochenende | |
ausreisen. | |
Die Ausweisung erfolge, "nachdem zwei Personen festgenommen wurden, die der | |
Spionage für Syrien verdächtigt werden mussten", sagte Westerwelle. Die | |
zwei Männer im Alter von 34 und 47 Jahren, ein Syrer und ein | |
Deutsch-Libanese, stehen im Verdacht, in Deutschland lebende Oppositionelle | |
bespitzelt zu haben. Sie sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. | |
Westerwelle hatte am Dienstag den syrischen Botschafter einbestellt. Dabei | |
erklärte er, dass ein "etwaiges Vorgehen gegen syrische Oppositionelle in | |
Deutschland" nicht akzepiert werde. Am Donnerstag bekräftigte der Minister, | |
"dass jedwedes vom syrischen Staat gelenkte Vorgehen gegen syrische | |
Oppositionelle in Deutschland nicht hingenommen wird". | |
Nach Angaben aus Diplomatenkreisen gibt es bei den von der Ausweisung | |
betroffenen Botschaftsmitarbeitern "deutliche Hinweise auf nicht mit dem | |
Diplomatenrecht vereinbare Aktivitäten". Die Diplomaten und ihre | |
Familienangehörigen hätten nun drei Tage Zeit, Deutschland zu verlassen. | |
## Weitere Schritte "nicht ausgeschlossen" | |
Weitere Schritte seien nicht ausgeschlossen, sollten sich zusätzliche | |
Erkenntnisse ergeben, "die auf ein Vorgehen des syrischen Regimes gegen | |
syrische Oppositionelle und syrisch-stämmige Personen in Deutschland | |
schließen lassen", hieß es. | |
Generalbundesanwalt Harald Range sagte dem Fernsehsender Phoenix, er habe | |
"keine Anhaltspunkte" für geplante Anschläge auf Exilsyrer in Deutschland. | |
"Wir befinden uns hier noch im Bereich der Spionagetätigkeit", ergänzte er | |
laut einer Mitteilung in einem Interview, das am Sonntag ausgestrahlt | |
werden soll. | |
Zur Festnahme der syrischen Diplomaten sagte Range: "Geheimdienste aus dem | |
Nahen Osten beobachten in Deutschland lebende Oppositionelle und üben Druck | |
auf deren Angehörige hier oder im Heimatland aus." Dies beeinträchtige | |
"natürlich auch die Interessen der Bundesrepublik Deutschland". | |
## Kritik von Pro Asyl | |
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl hat kritisiert, die Bespitzelung von | |
Syrern im Exil sei "seit Jahren bekannt", aber lange "bagatellisiert" und | |
"einfach hingenommen" worden. | |
Tatsächlich heißt es schon im Bundesverfassungschutzbericht für 2010, | |
syrische Geheimdienst führten von der Syrischen Botschaft in Berlin aus ein | |
Agentennetz, um Regimegegner wie islamistische und kurdische Gruppen sowie | |
Menschenrechtsaktivisten zu überwachen. Sie schreckten dabei nicht vor | |
Repressalien gegen Regimegegner und deren Angehörige in der Heimat zurück. | |
Syrer in Deutschland, die in ihrem Visier stünden, müssten bei einer | |
Rückkehr nach Syrien mit Festnahmen, Verhören und Misshandlungen rechnen. | |
Auch die deutsche Staatsbürgerschaft schütze dabei nicht vor Repressalien. | |
Pro Asyl kritisiert in diesem Zusammenhang, dass Flüchtlingen aus Syrien | |
hierzulande bis Mitte 2011 kaum Asyl gewährt worden sei. Dabei sei bekannt | |
gewesen, dass abgeschobene Syrer in Syrien inhaftiert und gefoltert wurden. | |
Seit der Eskalation der Gewalt in Syrien haben mehr als 2600 Syrer in | |
Deutschland Asyl beantragt. (bax) | |
9 Feb 2012 | |
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