| # taz.de -- "Jane Mansfield's Car" im Wettbewerb: Das grüne Gras von Alabama | |
| > Billy Bob Thornton lässt die Sechziger in "Jane Mansfield's Car" | |
| > erfreulich ungeschliffen wieder aufleben. Der eigentliche rote Faden des | |
| > Films ist der Zweite Weltkrieg. | |
| Bild: So grün ist das Gras und so golden die Sonne, dass Billy Bob Thornton, R… | |
| Man weiß eigentlich nicht mehr, wie die 60er real aussahen. Auf der | |
| Leinwand ist es die Zeit, in der das Gras noch grün war, die Sonne golden | |
| schien und die Männer vorwiegend weiße Hemden trugen. Außerdem wurde | |
| geraucht und getrunken, als gäbe es kein Gesundheitsministerium, und auf | |
| den Straßen fuhren ausschließlich Oldtimer. | |
| In dieser Hinsicht hält sich Billy Bob Thornton als Regisseur und | |
| Drehbuchautor ganz an die etablierte Kinonorm. Zumal sein Film "Jayne | |
| Mansfield's Car" in Alabama spielt, wo die Bedingungen für oben genannte | |
| Schauwerte erfüllt sind: So grün ist das Gras und so golden die Sonne, dass | |
| die weißen Männerhemden und die Oldtimer optimal zur Geltung kommen. | |
| Vom Rauchen und den schönen Bierflaschen - war die Dose noch nicht | |
| erfunden? - ganz zu schweigen. Aber was Thornton mit diesen visuellen | |
| Standards erzählt, erweist sich am Ende als so uneben, ungeschliffen und | |
| unausgeglichen, dass es sich fast wie neu anfühlt. | |
| ## Austausch von Körpern | |
| Es ist dieses gar nicht wohltemperierte Erzählen, dass aus einer | |
| gewöhnlichen Familiengeschichte etwas macht, das mit traumwandlerisch | |
| anmutender Sicherheit genau zwischen Sentimentalität und Feel-Good-Movie | |
| landet und so beim Zuschauer für jene gute Laune sorgt, zu der man sich | |
| nicht genötigt fühlt. | |
| Die Geschichte ist mehr bloßes Set-up als echte Handlung: Im Alabama des | |
| Sommers 1969 erreicht die Familie Caldwell, bestehend aus Großvater Jim | |
| (Robert Duvall), seinen drei Söhnen Carroll (Kevin Bacon), Skip (Billy Bob | |
| Thornton) und Jimbo (Robert Patrick), sowie Tochter Donna (Katherine | |
| LaNasa) und ihre jeweiligen Söhne, Töchter und Gatten die traurige | |
| Nachricht vom Krebstod ihrer Mutter Naomie. Die hatte, wie der Film in | |
| einer seiner ungeschicktesten Szenen erzählen lässt, vor vielen Jahren | |
| schon die Familie verlassen, weil sie auf einer Touristenreise in | |
| Großbritannien einen Engländer, Kingsley (John Hurt), kennen gelernt und | |
| geheiratet hatte. | |
| Da Naomies letzter Wille aber war, bei ihren "Leuten" begraben zu sein, | |
| reist ebendieser Kingsley nun mit seinen erwachsenen Kindern Phillip (Ray | |
| Stevenson) und Camilla (Frances O'Connor) nach Alabama. Mit der | |
| Peinlichkeit dieser Familienzusammenführung gibt sich der Film Gott sei | |
| Dank nicht zu lange ab, sondern konzentriert sich schnell auf | |
| offensichtliche Allianzen und den Austausch von Erinnerungen und Körpern. | |
| Drogen spielen natürlich auch eine Rolle. | |
| Skip, von Thornton selbst im üblichen Weirdo-Modus verkörpert, zeigt sich | |
| von Camillas englischem Akzent verzaubert und fordert sie ohne viel | |
| Federlesen dazu heraus, sich rezitierend nackt auszuziehen. Und siehe da, | |
| Camilla zeigt sich most amused von dieser amerikanischen Direktheit. | |
| Ähnlich ergeht es nach nur leichtem Sträuben auch Vater Kingsley, der mit | |
| dem Exmann seiner Frau umgehend über gemeinsame Kriegserfahrungen ins | |
| Gespräch kommt. | |
| ## Zweiter Weltkrieg als roter Faden | |
| Der Zweite Weltkrieg, dessen Veteranen sowohl die Väter als auch die Söhne | |
| sind, erweist sich als eigentlicher roter Faden des Films. In langen | |
| Dialogen werden Verletzungen, Vater-Sohn-Enttäuschungen und dergleichen | |
| vorgebracht - aber das Erstaunliche ist, dass der Kitsch ausbleibt. Was | |
| vielleicht daran liegt, dass der Film als Produzenten zwei in der | |
| Sowjetunion Geborene ausweist und daher nicht die Schleifmaschinerie der | |
| Hollywoodstudios zu Werke kam. | |
| Das Ergebnis mag man zwar nicht ganz als Meisterwerk bezeichnen, es besitzt | |
| aber den rauen Charme der Nichtroutine. Und mit Robert Duvall einen | |
| absoluten Bärenfavoriten. | |
| 15. 2., 21.30 Uhr, HdBF; 19. 2., 12.15 Uhr, Friedrichstadt-Palast | |
| 14 Feb 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Schweizerhof | |
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