# taz.de -- Nach Anschlägen auf israelische Diplomaten: Drei Iraner verhaftet | |
> Israel macht den Iran für die Anschlagserie in Asien verantwortlich. Die | |
> Attentate sind offenbar stümperhaft und übereilt ausgeführt worden. | |
Bild: Die drei Verdächtigen. | |
BANGKOK/JERUSALEM taz | Nach dem missglücktem Anschlag in der | |
thailändischen Hauptstadt Bangkok hat Israel die Anschuldigen gegen den | |
Iran verschärft. Die dort entdeckten Sprengsätze ähnelten Bomben, die bei | |
einem Anschlag in Indien und einem Attentatsversuch in Georgien eingesetzt | |
worden seien, sagte der israelische Botschafter in Thailand, Itzchak | |
Schoham, am Mittwoch. | |
Auch die mutmaßlichen Täter von Bangkok untermauern den Verdacht. Am | |
Mittwoch ist ein dritter Verdächtiger iranischer Herkunft in Malaysia | |
verhaftet worden. Dieser hatte sich zuvor aus Thailand nach Kuala Lumpur | |
abgesetzt. Zuvor waren in Thailand bereits zwei Männer mit iranischen | |
Pässen wegen der Explosionen und versuchten Mordes angeklagt worden. | |
Einer der Männer war am Dienstag selbst schwer verletzt worden, als er eine | |
Bombe auf Polizisten warf. Er verlor beide Beine. Der andere wurde auf dem | |
internationalen Flughafen in Bangkok verhaftet. Während Thailands | |
Geheimdienst davon spricht, dass die Explosionen an der Geschäfts- und | |
Touristenmeile Sukhumvit gegen israelische Diplomaten gerichtet gewesen | |
seien, sucht die Regierung zu beschwichtigen: "Wir können derzeit noch | |
nicht sagen, ob es sich um einen terroristisches Komplott handelt, aber es | |
ähnelt den Attentatsversuchen gegen Diplomaten in Indien", so Außenminister | |
Surapong Tovichakchaikul. | |
Die Haltung kommt nicht von ungefähr: Nach den innenpolitischen Unruhen vom | |
Frühjahr 2010 und der schweren Flut vor wenigen Monaten sind Berichte über | |
Terroranschläge mit internationaler Dimension das Letzte, was das im | |
Wesentlichen vom Tourismus und ausländischen Investoren abhängige Thailand | |
verkraften kann. | |
## Iran beschuldigt wiederum Israel | |
Noch wird untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen den Explosionen in | |
Bangkok und den Anschlägen in Neu-Delhi und Tiflis gibt. Teheran bestreitet | |
jegliche Beteiligung und bezichtigt stattdessen Israel. Dort wiederum | |
erkennen Analysten eine gute und eine schlechte Botschaft bei den | |
Anschlägen. Die gute ist, dass die Attentate stümperhaft und offenbar | |
übereilt ausgeführt wurden, die schlechte, dass Mossad, Schin Beth und | |
Aman, der militärische Abwehrdienst, die Zeichen nicht rechtzeitig | |
erkannten. | |
Nach den Festnahmen in Thailand steht für die Regierung in Jerusalem fest, | |
wer hinter den Anschlägen steckt. "Irans Terroroperationen sind nun für | |
alle klar erkennbar", kommentierte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am | |
Mittwoch. Der Iran untergrabe die Stabilität in der Welt "und verletzt | |
unschuldige Diplomaten". | |
In Jerusalem hatte man die Angriffe zunächst in Verbindung mit dem Todestag | |
von Imad Mughniyah gestellt. Der frühere militärische Chef der | |
libanesisch-schiitischen Hisbollah war am 12. Februar vor vier Jahren unter | |
mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Die Hisbollah machte damals | |
Israel für seinen Tod verantwortlich. | |
Eine unmittelbare militärische Reaktion Israels gegen den Iran scheint | |
derzeit unwahrscheinlich. Angesichts des "geringen Schadens", den die | |
Attentate der letzten Tage anrichteten, glaubt Joram Schweitzer vom | |
"Israelischen Institut für Nationale Sicherheitsfragen" in Tel Aviv, "dass | |
es keine israelische Reaktion geben wird". Es sei ja "nicht viel passiert". | |
Ministerpräsident Netanjahu kündigte an, "scharfe und systematische, | |
wenngleich geduldige Maßnahmen gegen den internationalen Terror zu | |
unternehmen, dessen Quelle im Iran ist". | |
Insgesamt scheint es aber, dass man Panik verhindern will. "Ein bisschen | |
weniger israelisch auftreten", riet Oded Ras, ehemals Chef der | |
Sicherheitsabteilung beim Schin Beth, Israelis, die eine Reise ins Ausland | |
planen. Dazu gehöre es, Gruppen aufzuteilen und ein "low profile" zu | |
bewahren. | |
15 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
N. Glass | |
S. Knaul | |
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