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# taz.de -- Wahl im Jemen: Wahlkampfhilfe aus Washington
> Bei der Wahl des Nachfolgers von Präsident Ali Abdullah Saleh gibt es nur
> einen Kandidaten. Und Aufrufe zum Boykott in verschiedenen Teilen des
> Landes.
Bild: Wahlkampf für den einzigen Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl im J…
BERLIN taz | Noch hatten die Präsidentschaftswahlen im Jemen nicht
begonnen, da sicherte US-Präsident Barack Obama dem mutmaßlichen Sieger
auch schon seine Unterstützung zu. In dem in Washington veröffentlichten
Brief an den bisherigen Vizepräsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi hieß es, sein
Land freue sich auf gefestigte Beziehungen. Gleichzeitig hoffe er, dass der
Jemen ein Symbol für den politischen Wandel werde. Hadi ist bei den Wahlen
am Dienstag der einzige Kandidat.
Damit soll die 33-jährige Herrschaft von Ali Abdullah Saleh beendet werden.
Dieser sah sich seit dem vergangenem Frühjahr mit einer breiten
Protestbewegungen konfrontiert, in deren Verlauf Hunderte getötet und
Tausende verletzt wurden. Im November vergangenen Jahres vermittelten die
Golfstaaten ein Abkommen, dass die Wahl Hadis als Nachfolger Salehs
vorsieht.
Im Rahmen einer zweijährigen Übergangsperiode soll ein nationaler Dialog
stattfinden, eine neue Verfassung ausgearbeitet und schließlich ein
Parlament gewählt werden. Saleh selbst, der sich derzeit in den USA aufhält
und seine Rückkehr für Mittwoch angekündigt hat, wurde Immunität gewährt.
Hinter dem Abkommen stehen auch die im Parlament vertretenen
Oppositionsparteien, darunter die islamische Islah. Über 200 Scheichs aus
dem ganzen Land riefen vergangene Woche zur Wahl auf. Die
Friedensnobelpreisträgerin Tawwakul Karman, die die Immunität für Saleh
scharf kritisiert, appellierte an ihre Landsleute, ihre Stimme abzugeben,
denn die Wahl markiere "die Früchte der Volkserhebung der Jugend".
## Viele fürchten, dass sich nichts ändern wird
Doch die Bewegung ist sich nicht einig. Ein Revolutionsbündnis rief zum
Boykott der Wahlen auf, unter anderem, weil der politische Prozess hinter
verschlossenen Türen ausgehandelt worden sei und es nur einen Kandidaten
gebe. Unabhängig von der Frage eines Wahlboykotts befürchten viele, dass
sich mit dem Abgang von Saleh nicht wirklich etwas ändern wird. Verwandte
und Angehörige seines engeren Kreises besetzen immer noch viele Positionen,
die Sicherheitskräfte, verantwortlich für die Gewalt gegen die friedlichen
Demonstranten, werden von seinen Söhnen und Neffen kontrolliert.
Doch es sind nicht nur die jungen Leute vom "Platz der Veränderung" in der
Hauptstadt Sanaa, die sich jetzt an den Rand gedrängt fühlen. Der Jemen,
das vierte arabische Umbruchsland, indem der Herrscher gezwungen wurde,
abzutreten, ist auch Schauplatz einer Rebellion im Norden und einer
Separatistenbewegung im einst unabhängigen Süden. In beiden Regionen
kursieren Aufrufe zu einem Boykott der Wahlen.
Während in Sanaa Plakate von Hadi hängen, kleben an den Mauern der
Hafenstadt Aden im Süden Boykottaufrufe. "Nein zu den Wahlen, ja zur
Sezession", steht laut AFP auf einem, "Das Scheitern der Wahlen zu
garantieren ist eine nationale und religiöse Pflicht" steht auf einem
anderen Plakat. In den letzten Tagen kam es zu mehreren bewaffneten
Überfällen auf Wahllokale, Schießereien und Razzien der Behörden mit
mehreren Toten.
Hinzu kommt, dass al-Qaida und ihr nahestehende Gruppen zunehmend im Jemen
aktiv sind und im Süden einige Gebiete kontrollieren. Jemen hat eine lange
Grenze mit Saudi-Arabien, und jenseits des Golfs von Aden liegt Somalia.
Und da kommen die USA ins Spiel. Der stellvertretende US-Sicherheitsberater
John Brennan, der Hadi den Brief von Obama überreichte, versicherte diesem
bei einem Treffen in Sanaa, dass die US-Regierung "in dieser schwierigen
Lage" dem Jemen mit "jeder Form der Unterstützung" zur Seite stehen werde.
Die USA unterstützen die Regierung mit Militärhilfe in Millionenhöhe im
Kampf gegen al-Qaida.
21 Feb 2012
## AUTOREN
Beate Seel
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