# taz.de -- Parlamentswahl im Iran: Druck auf Ahmadineschad | |
> Die konservativen Gegenspieler von Mahmud Ahmadinedschad liegen bei den | |
> Parlamentswahlen im Iran vorn. Ein Rückschlag für den Präsidenten. Ein | |
> offizielles Ergebnis wird Montag erwartet. | |
Bild: Ungewöhnliche Wahlkabine: Diesem Mann füllt seinen Wahlzettel auf der B… | |
TEHERAN dapd/afp | Ersten Auszählungsergebnissen zufolge zeichnet sich bei | |
der Parlamentswahl im Iran ein Vorsprung für die konservativen Gegenspieler | |
von Präsident Mahmud Ahmadinedschad ab. Verbündete des Geistlichen Führers | |
Ajatollah Ali Chamenei verbuchten mindestens 102 der 197 bereits am | |
Samstagmittag entschiedenen Mandate für sich, wie das Innenministerium | |
mitteilte. Sollte sich dieser Trend bei den insgesamt 290 zu vergebenden | |
Sitzen bestätigen, droht Ahmadineschad stärkerer Gegenwind im Parlament. | |
Mehrere für ihre Loyalität zur Regierung bekannte Kandidaten verloren die | |
Abstimmung in ihren Wahlkreisen. | |
Das starke Abschneiden der Chamenei-Fraktion und eine laut staatlichen | |
Medien erzielte Wahlbeteiligung von mehr als 67 Prozent wurde als klare | |
Unterstützung für die iranische Theokratie gewertet. Innenminister Mostafa | |
Mohammed Nadschdschar sprach später von 64,2 Prozent Wahlbeteiligung. Ein | |
offizielles Ergebnis wurde nicht vor Montag erwartet. Vor allem in größeren | |
Städten wie der Hauptstadt Teheran mit etwa fünf Millionen wahlberechtigten | |
Bürgern dauerte die Auszählung noch an. | |
Unter den bereits am Samstag vermeldeten Mandatsgewinnern waren auch sechs | |
liberale Kandidaten. Die verbleibenden 86 Sitze verteilten sich auf | |
Ahmadinedschad-Anhänger und Zentristen. In 15 weiteren bereits ausgezählten | |
Bezirken werden nach Angaben der Behörden Stichwahlen fällig. | |
Der Urnengang, bei dem mehr als 48 Millionen Iraner wahlberechtigt waren, | |
war die erste größere Abstimmung seit der umstrittenen Wiederwahl | |
Ahmadinedschads 2009. Gegner des Regimes wurden bereits im Vorfeld massiv | |
eingeschüchtert. | |
## „Er wird nicht aufgeben“ | |
Die Schwester des Präsidenten konnte sich kein Mandat sichern. Wie die | |
halbamtliche Nachrichtenagentur Mehr am Samstag meldete, wurde Parwin | |
Ahmadinedschad, eine enge Verbündete ihrer Bruders, von einem konservativen | |
Rivalen geschlagen. Parwin Ahmadinedschad hatte für einen Sitz in Garmsar, | |
der Heimatstadt des Präsidenten, kandidiert. Ihre Niederlage wurde als | |
empfindlicher Schlag für den Staatschef gewertet. | |
„Es scheint, als ob die Ära Ahmadinedschads in der politischen Geschichte | |
Irans allmählich zu einem Ende kommt“, sagte der Teheraner Politik-Analyst | |
Dawud Hermidas Bawand. Der Kommentator Ali Resa Chamesian vertrat dagegen | |
die Meinung, es sei noch zu früh, um Ahmadinedschad abzuschreiben: „Er wird | |
nicht aufgeben.“ | |
Da es nach der brutalen Niederschlagung der Protestbewegung vor drei Jahren | |
keine echte Opposition im Iran mehr gibt, war die Parlamentswahl vor allem | |
ein Schauplatz für die Machtkämpfe innerhalb des konservativen Lagers. Der | |
politische Kurs des Landes wird sich zwar voraussichtlich kaum ändern, | |
allerdings könnte bereits der Weg für einen konservativen Nachfolger von | |
Ahmadinedschad bei der Präsidentenwahl Ende 2013 bereitet werden. | |
Ahmadinedschad selbst darf nicht mehr antreten. | |
Das iranische Parlament hat zwar mehr Macht als die meisten | |
Volksvertretungen im Nahen und Mittleren Osten, aber doch keinen direkten | |
Einfluss auf die Entscheidungen von Ajatollah Chamenei. Auch fehlt eine | |
Kontrolle über wichtige Machtorgane, die ihm unterstehen, etwa die | |
Revolutionsgarden. | |
4 Mar 2012 | |
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