# taz.de -- Kommentar Lockerung Kooperationsverbot: Eliteunis statt Breitenför… | |
> Der Schritt zu mehr Zusammenarbeit im Bildungsbereich zwischen Bund und | |
> Ländern ist kümmerlich. Um das Kooperationsverbot als Hemmschuh | |
> abzustreifen, muss es ganz weg. | |
Geht doch, denkt man zunächst: Die Führungsriege der schwarz-gelben | |
Koalition hat eine bessere Zusammenarbeit im Bildungsbereich vereinbart. | |
Das sogenannte Kooperationsverbot, welches dem Bund verbietet, sich in die | |
ausschließlich den Ländern unterstellen Hochschulen und Schulen finanziell | |
oder sonst irgendwie gewinnbringend einzubringen, soll gelockert werden. | |
Aber Vorsicht: Mehr Teamplay soll ausschließlich im Hochschulbereich | |
erlaubt sein. Der Bund will Eliteunis fördern, jedoch keine | |
Brennpunktschulen. Das wäre ein kümmerlicher Schritt für die Koalition der | |
Angela Merkel, die sich einst selbst zur Kanzlerin der Bildungsrepublik | |
Deutschland ausrief. | |
Die „Bildungrepublik“ versagt jedoch in der Breiten- und nicht in der | |
Spitzenförderung: In einem der reichsten Länder verlassen Jahr für Jahr | |
70.000 Schüler die Schule ohne Abschluss. Die Chancen von Schülern sind | |
stark vom sozialen Status der Eltern abhängig. 7,5 Millionen Menschen | |
können nur rudimentär lesen, gelten als funktionale Analphabeten. | |
Um diese Probleme zu lösen, ist eine gesamtstaatliche Strategie notwendig, | |
die aber im föderalen Kleinerlei nicht zustande kommt. Um das | |
Kooperationsverbot in der Bildung als Hemmschuh abzustreifen, muss das | |
Grundgesetz geändert werden – und zwar richtig. Das Verbot muss weg. Doch | |
wenn SPD, Grüne und Linke den kosmetischen Verbesserungen der | |
schwarz-gelben Koalition jetzt ihre zur Zweidrittelmehrheit erforderlichen | |
Stimmen leihen, dann blockieren sie eine radikale Reform. | |
Denn sicher ist: Wird das Kooperationsverbot im Grundgesetz einmal | |
umgeschrieben, dann bleibt es für die nächsten Jahre unangetastet. Für die | |
Opposition heißt das: Sie muss in Bundesrat und Bundestag gegen die | |
geplanten Änderungen stimmen. Im Interesse einer besseren Bildung für alle. | |
5 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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