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# taz.de -- Stoiber-Sohn unter Plagiatsverdacht: Doktor mit Drittsemester
> Dr. Dominic Stoiber könnte seinen Titel bald los sein. Der Sohn des
> bayerischen Ex-Ministerpräsidenten soll Teile einer Seminararbeit von
> 1977 abgeschrieben haben.
Bild: Seine Frau darf er behalten. Zukünftig aber vielleicht nicht mehr auf se…
MÜNCHEN taz | Die CSU hat in den letzten Monaten wirklich Pech: Nachdem
Karl-Theodor zu Guttenberg der Doktortitel aberkannt wurde und er daraufhin
als Verteidigungsminister zurücktreten musste, wird nun auch die
Dissertation eines oberbayerischen Bezirkstagsmitglieds mit prominentem
Namen wegen Plagiatsverdacht überprüft: Dominic Stoiber, 32, Sohn des
früheren bayerischen Ministerpräsidenten, hat offensichtlich Erkenntnisse
anderer als seine eigenen ausgegeben.
Die Universität Innsbruck hatte ihm für eine Arbeit mit dem Titel „Die
Föderalismusreform I der Bundesrepublik Deutschland“ 2010 den Doktortitel
zuerkannt. Ob er ihn behalten kann, ist offen. Der Plagiatsexperte Stefan
Weber stellte nach einem Bericht der Tiroler Tageszeitung aufgrund einer
PlagScan-Auswertung einzelner Teile der Doktorarbeit nicht nur schlampige
Zitierweisen fest.
Zumindest in einem Fall soll Stoiber ungeniert von einer Seminararbeit aus
dem Jahr 1977 abgeschrieben haben, ohne den ursprünglichen Autor zu
erwähnen. Das Abschreiben bezieht sich auf eine Passage aus einer
Hausarbeit eines Studenten der Universität Siegen, Nils Zeino-Mahmal. Für
den Plagiatsexperten steht fest: „Herr Stoiber hat aus einer Hausarbeit
eines Drittsemesters abgeschrieben. Das ist ein Trauerspiel für die
Wissenschaft. Wieder einmal.“
## Oberbayerisches Nachbohren
Dass der ganze Vorgang in der Bundesrepublik öffentlich wurde, ist auch dem
Nachbohren eines Mitglieds des Oberbayerischen Bezirkstags zu verdanken.
Der Psychologieprofessor Klaus Weber, eines der beiden Mitglieder der
Linken im Bezirkstag, hatte sich zunächst für die Dissertation seines
jungen CSU-Kollegen interessiert – ohne einen Verdacht zu hegen. Er fragte
bei Stoiber jun. per Mail nach, in welchem Verlag die Doktorarbeit
erscheinen werde, da sie weder im Netz veröffentlicht worden noch im
regulären Buchhandel zu erhalten sei.
Als eine Antwort ausblieb, schrieb Weber ihn im Januar nochmals an und
fragte unter anderem, ob er die Dissertation „einzig und alleine“
geschrieben habe und wer die Gutachter gewesen seien. Auch diesmal erhielt
er keine Antwort. Stattdessen bekam er Ende Januar, als er die Arbeit bei
der Fernleihe der Universitätsbibliothek Innsbruck bestellen wollte, die
Auskunft, die Arbeit sei nicht lieferbar und „auch in Wien gesperrt
aufgrund eines Plagiatsverdachts“.
Wie dumm nur, dass auch bei der Dissertation von Dominic Stoibers Schwester
Veronica „Vroni“ Saß im vergangenen Jahr einen Plagiatsverdacht gegeben
hatte. Der Mitarbeiterin einer Münchner Anwaltskanzlei wurde vorgeworfen,
bei ihrer Doktorarbeit über „Regulierung im Mobilfunk“ seitenweise aus
einer anderen Arbeit abgeschrieben zu haben.
Die Universität Konstanz prüfte die Vorwürfe mit dem Ergebnis, dass ihr im
Mai vergangenen Jahres der Doktortitel aberkannt wurde. Die Stoiber-Tochter
klagte dagegen, ein Urteil steht noch aus.
11 Mar 2012
## AUTOREN
Henning Hintze
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