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# taz.de -- Staatspräsident mogelt bei Doktorarbeit: Märchen aus Ungarn
> Ungarns Staatspräsident Pal Schmitt hat große Teile seiner Doktorarbeit
> abgeschrieben. Das Word „Plagiat“ jedoch vermeidet die
> Untersuchungskommission in ihrem Bericht.
Bild: Hat abgeschrieben: Der ehemalige Olympiafechter und IOC-Funktionär Pal S…
BUDAPEST dpa | Ungarns Staatspräsident Pal Schmitt hat weite Teile seiner
Doktorarbeit abgeschrieben. Zu diesem Schluss kommt eine Kommission der
Budapester Semmelweis-Universität für Medizinwissenschaften, die
Plagiatsvorwürfe gegen den konservativen Politiker untersucht hat.
Verantwortlich dafür sei er aber nicht selbst heißt es.
Die Hochschule, bei der Schmitt 1992 seine Doktorarbeit über die
Olympischen Spiele in der Neuzeit eingereicht hatte, habe ihn nicht
rechtzeitig auf die Mängel aufmerksam gemacht. Der am Dienstag vorgelegte
Bericht vermeidet den Begriff „Plagiat“. Er enthält auch keine direkte
Empfehlung, Schmitt den Doktortitel zu belassen oder abzuerkennen.
Das Wochenmagazin HVG hatte Anfang des Jahres aufgedeckt, dass der
ehemalige Olympia-Fechter und IOC-Funktionär seine Dissertation
größtenteils aus einem Werk des bulgarischen Sportwissenschaftlers Nikolaj
Georgijew abgeschrieben haben soll.
Die Kommission stellt dazu fest: „Die Arbeit beruht in ungewöhnlich großem
Umfang auf textidentischen Übersetzungen.“ 180 der 250 Seiten wiesen
„detaillierte Übereinstimmung“ mit dem Werk Georgijews auf.
## „Völlige Textgleichheit“
Für weitere 17 Seiten lasse sich „völlige Textgleichheit„ mit Passagen aus
einem Buch des Hamburger Soziologen Klaus Heinemann nachweisen. Zugleich
habe Schmitt in seiner Arbeit keinerlei Zitate ausgewiesen und auch nicht
mit Fußnoten auf die von ihm verwendeten Quellen verwiesen.
Die damalige Universität für Körperkultur habe einen „fachlichen Fehler“
begangen, als sie die Textgleichheiten im Zulassungsverfahren nicht
rechtzeitig zur Sprache gebracht habe.
Die Abwälzung der Verantwortung auf die Doktorväter und die Universität
dürfte Kritiker des Präsidenten, der als Vertrauensmann des
rechts-konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orban gilt, in ihrer
Vermutung bestärken, dass das umstrittene Staatsoberhaupt
„reingeschwaschen“ werden soll. Schmitt war von 2003 bis 2007 und 2009 bis
2010 Vize-Vorsitzender der heutigen Regierungspartei Fidesz.
Zuletzt hatten Plagiate deutscher Politiker für Aufsehen gesorgt. 2011 trat
der damalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)
zurück, nachdem aufgeflogen war, dass zahlreiche Passagen in seiner
Doktorarbeit nicht aus seiner Feder stammen.
27 Mar 2012
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