Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kölns Sportdirektor Finke entlassen: "Wieder auf den Fußball konz…
> Volker Finke ist nicht länger Sportdirektor in Köln. Er scheiterte an
> zwischenmenschlichen Differenzen mit Trainer Stale Solbakken. Finke hatte
> die Rolle des Bad Guy.
Bild: Zwei sind einer zu viel: Volker Finke.
KÖLN taz | Es herrschte eine Atmosphäre der Zuversicht am Geißbockheim am
Sonntagmorgen. Stale Solbakken und seine Spieler federten leichtfüßig über
den Trainingsplatz, und die Spaziergänger am Übungsrasen scherzten
vergnügt. Alle waren beflügelt vom unglaublich intensiven 1:0-Sieg gegen
Hertha BSC Berlin.
Und sicher empfand der eine oder andere eine stille Freude darüber, dass
Werner Wolf, der Chef des Verwaltungsrates, oben im Vereinslokal vor die
Journalisten trat, um die am Samstagabend beschlossene Trennung von
Sportgeschäftsführer Volker Finke zu erklären.
Es war eine kurze Veranstaltung, Nachfragen waren nicht erlaubt, und man
musste schon genau hinhören, um die Wahrheit von den PR-Phrasen zu
unterscheiden. „Einvernehmlich“, teilte Wolf mit, aber natürlich ist Finke
nicht freiwillig gegangen. Der Extrainer des SC Freiburg ist nach 13
Monaten entlassen worden. Momente der Einvernehmlichkeit hatte es nur noch
sehr selten gegeben in der sportlichen Leitung des Vereins.
Trotzdem saß auch Finke am Sonntag auf dem Podium. „Respektieren Sie bitte,
dass ich – wie die drei Affen – nichts sehe, nichts höre und nichts sagen
werde“, sprach der 64-Jährige in Rätseln. In Japan werden die drei Affen
immer dann erwähnt, wenn jemand weise über Schlechtes hinwegsieht. Und es
gab reichlich Schlechtes in Köln während der vergangenen Wochen und Monate.
Dinge, die Finke widerfahren sind, aber auch Dinge, an denen er nicht
unbeteiligt war.
## Einer musste gehen
Denn der Grund für die Trennung sind weniger die „unterschiedlichen
Meinungen über die fußballerische Ausrichtung“ des 1. FC Köln, die im
offiziellen Bulletin angegeben wurden. Viel mehr war die ausgewachsene
Männerfeindschaft zwischen Finke und Trainer Stale Solbakken nicht mehr zu
ertragen.
Einer musste gehen, entweder der Trainer, der trotz mäßiger sportlicher
Erfolge allseits beliebt ist, oder Finke, der mehr und mehr die Rolle des
„Bad Guy“ einnahm. Beim 1. FC Köln, der wie kaum ein anderer Bundesligist
von den Zeitungen der Stadt getrieben wird, war völlig klar, auf wen die
Wahl fallen würde.
Zumal das Projekt Klassenerhalt trotz des Sieges gegen Hertha BSC längst
nicht abgeschlossen ist. Ein Trainerwechsel wäre ziemlich fahrlässig in
dieser Situation, „wir glauben, dass wir uns durch diese Entscheidung
wieder auf den Fußball konzentrieren können“, sagte Wolf.
Wenn nicht gerade wieder ein Spieler betrunken Auto fährt, Lukas Podolski
seine Wechselpläne ändert, FC-Anhänger gegnerische Fans von der Autobahn
drängen, Fußballer in Schlägereien oder Verkehrsunfälle verwickelt werden,
wenn dann irgendwann ein neuer Präsident und ein neuer Sportdirektor
gefunden sind, dann gerät das Spiel vielleicht wirklich in den Mittelpunkt.
Irgendwann in einer nicht absehbaren Zukunft.
## Kommt Andreas Rettig?
Zunächst steht der Klub vor einem Trümmerhaufen. Es gibt keinen
Präsidenten, keinen Sportdirektor, und lauter Verantwortliche, die
praktisch keine sportliche Kompetenz mitbringen. „Das ist keine
Wunschlösung, in der wir uns befinden“, sagte Geschäftsführer Claus
Horstmann, „wir hatten gehofft, mit Stale Stolbakken und Volker Finke eine
Lösung für die Zukunft gefunden zu haben.“
Doch Finke hat zu viele Fehler gemacht. Vor allem hat er seine kritische
Meinung über Solbakkens Fußball in die Mannschaft getragen und damit eine
Opposition gegen den Trainer geschaffen – ein Tabubruch für einen
Sportdirektor. Außerdem war Finke in Momenten, in denen er besser
geschwiegen hätte, zu redselig, und er hatte nicht nur Konflikte mit dem
Trainer und Podolski, sondern auch mit anderen Mitarbeitern des Klubs.
Seine starke Facharbeit und die gelungenen Transfers (zu denen
ironischerweise auch Solbakken gehört) konnten das Problem der
zwischenmenschlichen Spannungen nicht mehr aufwiegen.
Das große Projekt, den FC in einen ruhigen Verein zu verwandeln, der nicht
mehr dominiert wird von einem Superstar wie Podolski, einem Überpräsidenten
wie Wolfgang Overath oder einem gottgleichen Trainer wie Christoph Daum,
wird nun jemand anders fortsetzen müssen. Dietmar Beiersdorfer ist ein
Kandidat. Oder Andreas Rettig, der in Augsburg aufhört. Er war bereits von
2002 bis 2005 in Köln Manager und vorher in Freiburg – mit dem Trainer
Finke.
11 Mar 2012
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## ARTIKEL ZUM THEMA
Köln entlässt Stale Solbakken: Diesmal wirklich!
Fußball-Bundesligist 1. FC Köln hat sich aufgrund der akuten Abstiegsgefahr
von Trainer Stale Solbakken getrennt. Nachfolger für die letzten vier
Saisonspiele wird Frank Schaefer.
Bundesligist SC Freiburg: Wieder was für linke Jungs
Nach einer stillosen Entlassungswelle scheint der SC Freiburg nun für eine
bessere Fußballwelt zu stehen. Der Verein plant langfristig mit seinem
neuen Trainer.
Kolumne Press-Schlag: Einige letzte Chancen
Ralf Rangnick gilt als Begründer einer neuen Ära. Nur fehlt es jetzt an
Nachfolgern. In den Klubs macht sich eine gewisse Ratlosigkeit breit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.