# taz.de -- Die Grünen vor der Neuwahl in NRW: „Unser Ziel ist klar Rot-Grü… | |
> Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen über das Verhältnis der Grünen zur | |
> SPD und zur übrigen Konkurrenz. Und warum die Grünen in der Netzpoltik | |
> „durchdachter“ sind als die Piraten. | |
Bild: Was so hübsch zusammenpasst, soll man nicht trennen, meint Priggen. | |
taz: Herr Priggen, vor der letzten Landtagswahl haben Sie mit Schwarz-Grün | |
geliebäugelt – und jetzt? | |
Reiner Priggen: In Nordrhein-Westfalen haben wir mit der SPD gute Arbeit | |
gemacht. Deshalb setzen wir auf Rot-Grün in gestärkter Form und gehen mit | |
diesem Ziel in den Wahlkampf. Von Ausschließeritis halte ich gar nichts. | |
Grüne sollten grundsätzlich mit jeder Partei koalieren können, mit der auch | |
Sigmar Gabriel koalieren kann. | |
Aber CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen buhlt um Sie. | |
Das muss er schon machen. Was soll er denn sonst tun? Aber unser Ziel ist | |
klar Rot-Grün. | |
Warum machen Sie keinen eigenständigen Wahlkampf? | |
Grüne sind im Herzen immer eigenständig. Aber diese Regierung arbeitet noch | |
zusammen, soll ich da zeitgleich einen Wahlkampf gegen sie machen? | |
Sie könnten zumindest den Preis hochtreiben – und der SPD einen Baustopp | |
von Kohlekraftwerken abringen. | |
Wir haben in NRW mehrere neue Kohlekraftwerke, deren Bau nicht mehr | |
gestoppt werden kann. Zugleich bauen wir aber moderne, effiziente | |
Gaskraftwerke und die Erneuerbaren Energien aus. Das können wir mit | |
Rot-Grün am besten machen. | |
Rot-Grün war nicht immer kuschelig, von 1995 bis 2005 war es für die Grünen | |
oft demütigend. | |
Demütigend ist falsch, anstrengend war es. Die SPD hat damals die eigenen | |
Streitereien auf unserem Rücken ausgetragen. Das ist jetzt anders im Umgang | |
miteinander und in der sachlichen Auseinandersetzung. Es ist insgesamt | |
kollegialer geworden. | |
Weil zwei Frauen Spitze waren? | |
Das allein rettet nicht die Welt, aber es hat geholfen. Hannelore Kraft und | |
Sylvia Löhrmann sind ein sehr konstruktives Doppel. | |
So unaufgeregt? Krafts Liebäugelei mit der FDP hat ihnen doch auch nicht | |
gepasst. | |
Das Verhältnis zwischen FDP und Grünen war traditionell beschwerlich. Mit | |
Fraktionschef Gerhard Papke haben wir zuletzt sachliche Gespräche geführt. | |
Auch für den kommenden Montag waren wir zu Beratungen über | |
Einsparpotenziale verabredet. Aber Papke hat in den letzten Tagen medial | |
die Backen so stark aufgeblasen, dass er das Gesicht verloren hätte, wenn | |
sich die FDP in der zweiten Lesung nicht gegen den Haushalt gestellt hätte. | |
Er hat sich schlicht verzockt. | |
Sie sind doch selbst schuld, sie hätten auch auf die Linken zugehen können, | |
die ihre Zustimmung vor allem von Geld für ein landesweites Sozialticket | |
abhängig gemacht haben. | |
Wir haben das Ticket schon jetzt und zahlen jedes Jahr 30 Millionen Euro | |
dafür. Wir waren bereit, den Linken entgegenzukommen und bis zu 20 | |
Millionen Euro draufzulegen. Aber sie haben auf irrationale Forderungen | |
beharrt. Sie wollten das flächendeckende Sozialticket für 15 Euro. Das | |
hätte 250 Millionen gekostet, und das war nur ein Teil ihrer Forderungen. | |
Nun müssen Sie sich mit den Piraten auseinandersetzen. Wie verhindern Sie, | |
dass ein Teil der Grünen zu den Piraten geht? | |
Es gibt einen Hype um sie, aber es ist noch nicht zu erkennen, was sie in | |
NRW eigentlich machen wollen. Wir sind in der Netzpolitik durchdachter. | |
Was bieten Sie? | |
Och Gott … Das ist ein so großes Thema, dass es nicht in drei Sätzen | |
umrissen ist. Nehmen wir das Urheberrecht, da muss man sorgfältig rangehen | |
und eine Modernisierung vorantreiben, die die Interessen der Urheber und | |
der Nutzer im Blick behält. Aber das ist nur ein Teil der Debatte. Für uns | |
geht es um eine neue politische Kultur, um Transparenz, Beteiligung und | |
Offenheit, da spielt das Internet eine zentrale Rolle. | |
Ist die NRW-Wahl eine Schicksalswahl für Berlin? | |
Wenn SPD und Grüne ein richtig starkes Mandat bekommen, ist das ein | |
Hinweis. Und fliegt die FDP aus mehreren Landtagen, muss sich Merkel | |
fragen, was der Koalitionspartner noch wert ist. | |
Landen Grüne bei 18 Prozent? | |
Wir nehmen in Demut, was Wählerinnen und Wähler uns geben. | |
16 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Hanna Gersmann | |
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