# taz.de -- Bürgerbeteiligung: Online ins Ordnungsamt | |
> Politik und Verwaltung experimentieren mit zeitgemäßen Formen der | |
> Kommunikation. Lichtenberg versucht sich an einem Beschwerdeportal für | |
> BürgerInnen. Bald soll es das in ganz Berlin geben. | |
Bild: Müll entdeckt? Smartphone gezückt und ab die Nachricht ans Ordnungsamt. | |
Einfach und schnell sollte er sein, der Weg vom Bürger zur Politik. Auf dem | |
Weg durch die Stadt ein Ärgernis entdeckt, das Smartphone gezückt, | |
abgeschickt. Und schwupp, die Grünen kümmern sich: „Da müssen wir ran“, | |
lautete im vergangenen Jahr ihr Wahlkampfslogan. Wer sich jetzt auf der | |
Webseite erkundigen will, was aus den „Aufgaben“ geworden ist, bekommt eine | |
Fehlermeldung: „Die angeforderte Seite konnte nicht gefunden werden.“ | |
Die Seite sei ja noch im Wahlkampfmodus gewesen und deshalb jetzt offline, | |
sagt der Grünen-Landesvorsitzende Daniel Wesener. Sie werde nun | |
überarbeitet. Aber es soll weitergehen, das hat der Parteitag beschlossen, | |
wie und wann, ist noch offen. Die letzten der 779 Anfragen würden gerade | |
beantwortet. | |
## Behörden werden digital | |
Nicht nur Parteien experimentieren mit neuen, zeitgemäßen Formen der | |
Kommunikation und Beteiligung. Auch die Behörden stellen sich langsam auf | |
die digitale Gegenwart ein. | |
In Brandenburg können sich BürgerInnen schon seit 2009 per Mausklick bei | |
ihrer Gemeinde beschweren: über Schlaglöcher, verschmutze Spielplätze, | |
Vandalismus. Die Idee hinter „Maerker“: Es gibt keine Öffnungszeiten und | |
man muss nicht nach einem Ansprechpartner suchen. Auch ein Beweisfoto ist | |
schnell mitgeschickt. 8.148 Meldungen sind bislang eingegangen. Einfach sei | |
es nicht gewesen, die Verwaltungen von dieser Idee zu überzeugen, sagt | |
Frank Schiersner, der im Innenministerium Brandenburg für die | |
Onlineplattform zuständig ist. Heute machen 39 Kommunen mit. | |
In Berlin testet der Bezirk Lichtenberg die Plattform seit Oktober in einer | |
Pilotphase. 108 Hinweise gingen bislang ein, meist Hinweise auf | |
Verkehrsgefährdung, Straßenschäden, defekte Straßenlaternen. Ziemlich wenig | |
im Vergleich zu 16.000 Anliegen pro Jahr, die das Ordnungsamt per Telefon | |
oder Brief erreichen. Trotzdem ist Bezirksstadtrat Andreas Prüfer | |
(Linkspartei) begeistert: „Es ist für die Bürger schnell und unkompliziert | |
und sie sehen, was passiert.“ Denn es gibt eine Rückmeldung per Ampel: Rot: | |
eingetragen, gelb: in Arbeit, grün: erledigt, grün/gelb: nicht zuständig. | |
Die Botschaft: Der Staat kümmert sich, sofort. | |
Seit dieser Woche gibt es auch eine „Maerker“-iPhone-App, aber auch hier | |
muss man den Ort und andere Angaben umständlich per Hand eingeben. | |
In dieser Hinsicht gibt es zeitgemäßere Angebote, etwa den „Mängelmelder“ | |
von einem privaten Dienstleister aus Darmstadt. Hier wird der Ort | |
automatisch anhand der GPS-Daten übertragen. Geschäftsführer Robert | |
Lokaiczyk hat Berlin als Markt im Blick, schließlich könne man da „viele | |
Nutzungen erwarten“. Da das Land aber nicht offiziell kooperiert, gibt es | |
lediglich eine Basisversion. | |
Weitere Bezirke haben Interesse, den „Maerker“ oder eine ähnliche Plattform | |
einzuführen. „Das ist ein Supersystem“, sagt Marc Schulte (SPD), | |
Bezirksstadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf. Der Senat strebt nach | |
eigenem Bekunden eine einheitliche Lösung für ganz Berlin an. Zunächst | |
wolle man aber die Evaluation in Lichtenberg abwarten, heißt es aus der | |
zuständigen Senatsverwaltung für Inneres. | |
16 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
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