# taz.de -- UN-Resolution zu Syrien: Sicherheitsrat nimmt neuen Anlauf | |
> Russland will eine Resolution unterstützen, sofern sie kein Ultimatum an | |
> Assad enthält. Menschenrechtler werfen bewaffneten Oppositionellen Folter | |
> und Hinrichtungen vor. | |
Bild: Pro-Assad-Demonstration in Damaskus: Der internationale Druck auf das Reg… | |
MOSKAU/BEIRUT/BERLIN afp/rtr/taz | Russland will sich unter Bedingungen an | |
einer Erklärung des UN-Sicherheitsrats zur Unterstützung der Mission des | |
UN-Sondergesandten für Syrien, Kofi Annan, beteiligen. „Wir sind bereit, | |
die Mission des Syrien-Beauftragten von UNO und Arabischer Liga, Kofi | |
Annan, und die der Regierung und der Opposition unterbreiteten Vorschläge | |
zu unterstützen – nicht nur in Form einer Erklärung, sondern auch als | |
Resolution“, sagte der russische Außenminister Sergei Lawrow am Dienstag. | |
Bedingung sei aber, dass kein Ultimatum gestellt werde, zudem müssten | |
Annans Vorschläge offengelegt und diskutiert werden. | |
Noch am Dienstag wollte der Sicherheitsrat in New York über eine Erklärung | |
zu Syrien abstimmen, mit welcher der Druck auf Damaskus erhöht werden | |
sollte, die seit einem Jahr andauernde Gewalt im Land zu beenden. | |
In dem von Frankreich eingebrachten Textentwurf wird Damaskus mit | |
„zusätzlichen Maßnahmen“ gedroht, sollte es nicht den Friedensplan Annans | |
umsetzen. Um welche Maßnahmen es sich handeln könnte, war unklar. | |
## Neue Beratungen | |
In dem Textentwurf wird eine Frist von sieben Tagen nach Verabschiedung der | |
Erklärung genannt mit dem Hinweis auf nicht näher bezeichnete zusätzliche | |
Maßnahmen, sollte während dieses Zeitraums nichts passieren. Der | |
Sicherheitsrat wollte am Dienstag erneut zu Beratungen zusammentreten. | |
Russland und China hatten im UN-Sicherheitsrat mit ihrem Veto mehrfach | |
verhindert, dass die Führung in Damaskus mit einer Resolution für die | |
gewaltsame Unterdrückung der Protestbewegung verurteilt wird. | |
Unterdessen veröffentlichte Human Rights Watch (HRW) am Dienstag einen | |
Bericht zu Syrien, in dem „bewaffneten oppositionellen Elementen“ | |
Menschenrechtsverletzungen wie Entführung, Gefangennahme von Mitgliedern | |
der Sicherheitskräfte, Folter und Exekutionen vorgeworfen werden. | |
## Keine Rechtfertigung für Übergriffe | |
Manche der gesammelten Zeugenaussagen legten auch nahe, dass sich einige | |
bewaffnete Angriffe gegen Schiiten und Alawiten richteten. Der syrische | |
Präsident Baschar al-Assad ist selbst Alawit; zahlreiche Mitglieder dieser | |
schiitischen Religionsgemeinschaft haben führende Positionen in der | |
Regierung und bei den Sicherheitskräften inne. | |
„Das brutale Vorgehen der syrischen Regierung darf für die bewaffnete | |
Opposition keine Rechtfertigung für Übergriffe sein“, erklärte die in New | |
York ansässige Menschenrechtsorganisation. | |
Deren für den Nahen Osten zuständige Direktorin Sarah Leah Whitson forderte | |
die Opposition auf, Menschenrechtsverletzungen zu unterbinden. „Die | |
Oppositionsführer müssen ihren Anhängern klarmachen, dass sie unter allen | |
Umständen Folterungen, Entführungen oder Hinrichtungen unterlassen müssen.“ | |
## Unter Folter gestanden | |
Die Menschenrechtsorganisation verwies unter anderem auf 25 Videoaufnahmen | |
auf YouTube, in denen gefangen genommene Angehörige der syrischen | |
Sicherheitskräfte offenkundig unter Folter Verbrechen gestanden. | |
In mindestens 18 dieser Videos seien Gefangene zu sehen, die geschlagen | |
worden seien, bluteten oder andere Zeichen von Misshandlungen aufwiesen. | |
Human Rights Watch betonte, dass die Protestbewegung noch bis September | |
2011 sehr friedlich gewesen sei. Doch dann habe sie mit dem Argument der | |
Selbstverteidigung begonnen, sich zu bewaffnen. | |
Seit Anfang Februar hätten sich die Kämpfe intensiviert, nachdem das Regime | |
mit Angriffen gegen Hochburgen der Opposition begonnen habe. Seit Beginn | |
der Massenproteste gegen Assad vor einem Jahr sind nach UN-Schätzungen mehr | |
als 8.000 Menschen getötet worden. | |
20 Mar 2012 | |
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