# taz.de -- Finanzplan bis 2016 im Kabinett: „Schwarze Null“ in wenigen Jah… | |
> Finanzminister Schäuble (CDU) will spätestens 2016 einen ausgeglichenen | |
> Haushalt. Der FDP geht das nicht schnell genug. Doch die Einsparungen | |
> kommen auf Kosten der Sozialkassen. | |
Bild: Hat schon mal was vorbereitet: Finanzminister Schäuble. | |
BERLIN dpa | Die schwarz-gelbe Koalition hat die Weichen für einen | |
schnelleren Schuldenabbau und einen ausgeglichenen Haushalt bis 2016 | |
gestellt. Das Bundeskabinett billigte am Mittwoch die Eckwerte für den | |
Haushalt 2013 sowie den Finanzplan bis 2016. Zugleich beschloss die | |
Ministerrunde den Entwurf für einen Nachtragsetat, um 2012 den | |
Euro-Rettungsschirm ESM durch neue Milliarden-Kredite zu finanzieren. | |
Haushaltspolitiker von Union und FDP pochen aber bereits jetzt auf | |
ehrgeizigere Ziele und eine „schwarze Null“ schon 2014. Für den | |
Defizitabbau kürzt Schäuble Zuschüsse an die Sozialkassen – allein fünf | |
Milliarden Euro im Jahr 2013. Das lehnen Opposition, Gewerkschaften, | |
Sozialverbände sowie SPD-geführte Länder ab. | |
Im kommenden Jahr will Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die | |
Neuverschuldung des Bundes auf 19,6 Milliarden Euro drücken – bei | |
Gesamtausgaben von 300,7 Milliarden Euro. Die Nettokreditaufnahme fiele | |
damit gut 5 Milliarden Euro niedriger aus als im noch geltenden Finanzplan. | |
Dieses Jahr steigt die Neuverschuldung durch den ESM aber auf 34,8 | |
Milliarden Euro. Wegen der vorgezogenen ESM-Raten von 8,7 Milliarden wurde | |
der Nachtragsetat fällig. | |
Im Jahr 2016 soll der Bund bis auf einen „Mini“-Kredit von gut einer | |
Milliarde Euro praktisch ohne neue Schulden auskommen. Das hat es das | |
letzte Mal 1969 gegeben. Haushaltspolitiker der Koalition haben sich für | |
zusätzliche Einsparungen und einen ausgeglichenen Haushalt ohne neue | |
Schulden bereits im Jahr 2014 ausgesprochen. Dies müsste aus Sicht der | |
Koalitionsexperten aber wohl erst im nächsten Jahr, mit der Vorlage des | |
Etatentwurfs für 2014, festgezurrt werden. | |
Einen „nahezu ausgeglichenen Haushalt“ bis 2016 schreibt auch die | |
Schuldenbremse im Grundgesetz vor. Dafür ausschlaggebend ist aber nicht die | |
tatsächliche Neuverschuldung, sondern das sogenannte strukturelle Defizit – | |
also das um Konjunktur- und Einmaleffekte bereinigte Minus. Die Vorgaben | |
der Schuldenregel im Grundgesetz will Schäuble nun schon 2014 einhalten – | |
zwei Jahre früher als nötig. | |
## Nur wenig neue Schulden erlaubt | |
Nach der Schuldenregel darf der Bund in wirtschaftlich normalen Zeiten nur | |
noch wenig neue Schulden machen. Das Strukturdefizit muss bis 2016 auf 0,35 | |
Prozent der Wirtschaftsleistung gedrückt werden. Nun wird bereits für 2014 | |
ein Wert von 0,26 Prozent angestrebt. Für den schnelleren Schuldenabbau | |
zapft Schäuble auch die üppig gestiegenen Milliarden-Reserven der | |
Sozialkassen an. | |
So sollen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) 2013 zwei Milliarden und | |
danach jährlich eine Milliarde Euro wegfallen. Schäuble will die | |
Finanzströme zwischen Bund und BA entflechten und zwei gegenläufige | |
Zahlungen verrechnen. So führt die BA vier Milliarden Euro an den Bund ab | |
für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen. Zugleich zahlt der Bund der | |
BA aktuell sechs Milliarden aus der Mehrwertsteuererhöhung von 2005. Beides | |
soll gestrichen werden, so dass beim Bund zwei Milliarden verbleiben. | |
Zudem soll der Bundeszuschuss für die Rentenkasse um jährlich eine | |
Milliarde Euro gekürzt werden. Schäuble muss künftig aber dauerhaft für die | |
Zuschussrente Bundesmittel bereitstellen. Schließlich erhält Schäuble zur | |
Haushaltssanierung einmalig zwei Milliarden Euro aus den Reserven der | |
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dabei handelt es sich um den | |
Betrag, der aus dem Bundeshaushalt an die GKV geflossen ist, um für | |
Geringverdiener bis 2014 Zusatzbeiträge abzufedern. Das Geld wird derzeit | |
wegen der guten Finanzlage aber nicht benötigt. | |
21 Mar 2012 | |
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fließen. Finanzminister Schäuble (CDU) wollte viel mehr abbekommen. |