# taz.de -- Lafontaine, die Linke und das Saarland: Oskars One-Man-Show | |
> Ohne Oskar Lafontaine geht bei der Linkspartei im Saarland wenig. Doch | |
> mit ihm ist eine rot-rote Koalition nicht zu machen. Zu tief ist der | |
> Graben zu SPD-Chef Maas. | |
Bild: Hält sich für den „Meister“: Oskar Lafontaine. | |
SAARBRÜCKEN/NEUNKIRCHEN taz | Man muss nicht lange nach Oskar Lafontaine | |
suchen. Alle wollen ihm die Hand schütteln und ein Polaroid-Foto „mit dem | |
Oskar“ ergattern. Zwei Fotografen der Linkspartei warten bereits mit einer | |
Kamera in der Hand. Lafontaine lächelt jovial und signiert das Foto. | |
Dutzende Male tut er das an diesem Tag im saarländischen Neunkirchen. | |
Nachdem Anfang Januar im Saarland die Jamaika-Koalition zwischen CDU, FDP | |
und Grünen auseinandergebrochen ist, wird am Sonntag ein neuer Landtag | |
gewählt. Dafür hat die Linkspartei Lafontaine zum zweiten Mal als | |
Spitzenkandidaten nominiert. 2004 erreichte die Saar-PDS ohne Lafontaine | |
nur gut 2 Prozent. Mit ihm schafften die 2007 gegründeten Saar-Linken bei | |
der Landtagswahl vor zweieinhalb Jahren 21,3 Prozent. | |
Um das zu wiederholen, besteigt Lafontaine nun in Neunkirchen für die | |
Linkspartei die Bühne. Bevor er seine Rede vor etwas mehr als 200 Menschen | |
beginnt, bittet er, die Lautstärke hochzudrehen. Er will gehört werden, | |
wenn er über die Sorgen der „kleinen Leute“ spricht und die politische | |
Konkurrenz attackiert. | |
Nachdem die Parteien der Jamaika-Koalition ihr Fett wegbekommen haben, kann | |
sich Lafontaine seiner Expartei SPD widmen und deren Spitzenkandidat Heiko | |
Maas. Ihn machte Lafontaine 1996 zum Staatssekretär, heute spottet er: „Ein | |
Lehrling soll dem Meister nicht erzählen, der hätte das Handwerk verlernt.“ | |
Nach der Wahl will dieser „Lehrling“ Deutschlands kleinstes | |
Flächenbundesland in einer großen Koalition regieren – ohne seinen | |
ehemaligen Mentor. | |
Die Linkspartei wird auf der Oppositionsbank Platz nehmen, trotz | |
Umfragewerten von 16 Prozent. Maas hat sich auf eine Koalition mit der CDU | |
festgelegt. Es geht nur noch darum, wer den nächsten Ministerpräsidenten | |
stellt, SPD und CDU kommen bei Umfragen auf je 33 Prozent. Grüne und | |
Piraten liegen knapp über 5 Prozent, die FDP bei 3. | |
Lafontaine kritisiert, die SPD könne mit der CDU ihr Versprechen nach einem | |
Mindestlohn nicht durchsetzen. „Das ist Wahlbetrug, schon vor der Wahl.“ | |
Tatsächlich gibt es trotz etlicher Schnittmengen noch keine Einigung | |
zwischen CDU und SPD. Trotzdem verkündete Maas, „definitiv keine Koalition | |
mit der Linken“ einzugehen. | |
## „Keinen Bock“ auf Lafontaine | |
Warum eigentlich nicht? Der Chef der Saar-SPD begründet das mit der | |
Weigerung der Linkspartei, die Schuldenbremse zu akzeptieren. Die | |
Linkspartei sei „nicht regierungsfähig“, so Heiko Maas. Rolf Linsler, | |
Parteichef der Saar-Linken, widerspricht: „Wir wollen die Schuldenbremse | |
nur anders umsetzen als die SPD.“ Er will eine Bundesratsinitiative zur | |
Einführung einer Vermögenssteuer. So ähnlich steht das auch im | |
SPD-Programm. Linsler macht Avancen: „Unser Angebot, nach der Wahl eine | |
Regierung mit der SPD zu bilden, steht.“ | |
Doch nicht nur der Streit über die Schuldenbremse verhindert Rot-Rot. | |
Zwischen Maas und Lafontaine herrscht gegenseitige Abneigung. Der taz sagte | |
Maas, er habe auf Lafontaine „schon lange keinen Bock mehr“. Lafontaine | |
zieht in Wahlkampfreden öfters über die „schlimmen Gesetze“ her, die die | |
SPD „verbrochen“ habe. | |
In der SPD-Spitze misstraut man Lafontaine grundsätzlich: Eine stabile | |
Regierung, so die Vermutung, wäre mit Lafontaine unmöglich, weil ihn das | |
Saarland nur in zweiter Linie interessiert. Lafontaine würde Rot-Rot, wenn | |
es ihm bundespolitisch opportun erscheint, wieder platzen lassen. | |
In der Tat will Lafontaine, dass die Linke mit Blick auf die Bundestagswahl | |
2013 strikt auf Oppositionskurs steuert: Da passt Rot-Rot im Saarland | |
schlechter ins Bild als noch 2009, als Rot-Rot-Grün an den Grünen | |
scheiterte. Obwohl SPD und Linke im Landtag gemeinsam Anträge eingebracht | |
haben und Saarbrücken von einer rot-rot-grünen Koalition regiert wird, ist | |
Rot-Rot daher nahezu ausgeschlossen. Das weiß auch Lafontaine. Am Schluss | |
seiner Kampfesrede merkt er an: „Eigentlich bräuchten wir eine Mehrheit.“ | |
21 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Timo Reuter | |
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