# taz.de -- Heiko Maas über die Saarland-Wahl: "Keinen Bock mehr auf Lafontain… | |
> Der saarländische SPD-Spitzenkandidat Heiko Maas über die Beziehungen zu | |
> Linken und Grünen und über die FDP als Tabu bei der kommenden | |
> Bundestagswahl. | |
Bild: Lafontaine und Linke sind "nicht regierungsfähig", findet Maas. | |
taz: Herr Maas, Sie treten zum dritten Mal für die Saar-SPD an. Ihre letzte | |
Chance? | |
Heiko Maas: Es ist die beste Chance. Nach allen Umfragen liegen wir vorn. | |
Wir sind zuversichtlich, stärkste Partei zu werden und den | |
Ministerpräsidenten zu stellen. | |
Die große Koalition ist quasi beschlossen. Warum soll man überhaupt noch | |
wählen gehen? | |
Weil es darum geht, ob eine Landesregierung für einen gesetzlichen | |
Mindestlohn, für ein echtes Tariftreuegesetz und für die Bekämpfung der | |
Leiharbeit eintritt. Wer das auch will, muss SPD wählen. Ansonsten gilt: | |
Die große Koalition ist für das Saarland die realistische Option. | |
Es gäbe noch eine andere … | |
Wichtig ist, dass man nach der Wahl das macht, was man vorher gesagt hat. | |
Und für die SPD gilt: Wir werden definitiv keine Koalition mit der Linken | |
eingehen. | |
Wenn die SPD hinter der CDU landen sollte, könnten Sie aber nur mithilfe | |
der Linkspartei Ministerpräsident werden. | |
Mit der Linkspartei geht es nicht. Sie ist nicht regierungsfähig. | |
Warum nicht? | |
Die Linke akzeptiert die Schuldenbremse nicht. Die Haushaltspolitik der | |
Linken würde im Saarland griechische Verhältnisse zur Folge haben. | |
Linken-Parteichef Klaus Ernst hat jüngst den Schuldenabbau befürwortet. Was | |
machen Sie, wenn sich seine Partei bei der Schuldenbremse doch bewegt? | |
Die Linkspartei tut das Gegenteil. Sie wirft der SPD fälschlicherweise vor, | |
dass wir einen Kahlschlag im öffentlichen Dienst planen würden. | |
Stimmt das denn nicht? | |
In einem Land, das in den nächsten zehn Jahren nach allen Prognosen | |
aufgrund des demografischen Faktors bis zu 200.000 Einwohner verliert, muss | |
der öffentliche Dienst schlanker werden. Die Linkspartei verspricht den | |
Leuten das Blaue vom Himmel. Lafontaine will das Saarland nur als | |
Aufmarschgebiet, um seine nächste Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl | |
vorzubereiten. | |
Bis vor Kurzem waren Sie selbst gegen die Schuldenbremse. Wollen Sie sich | |
mit dem Sinneswandel von der Linkspartei abgrenzen? | |
Nein. Der Sinneswandel hat damit zu tun, dass man sich den | |
Regierungsrealitäten stellt. Die Schuldenbremse ist nicht das | |
intelligenteste haushaltspolitische Instrument. Wir müssen aber | |
akzeptieren, dass sie im Grundgesetz steht. Unsere finanzielle | |
Selbstständigkeit unter Beweis zu stellen ist eine existenzielle Frage für | |
die Eigenständigkeit des Saarlands. | |
Angenommen, es gäbe eine rot-grüne Mehrheit nach der Wahl. Das wäre für Sie | |
doch unangenehm, weil Ihr Verhältnis zu den Grünen belastet ist? | |
Die Grünen machen alles, um sich der SPD anzudienen. Sie wechseln sogar die | |
Spitzenkandidaten aus. Die Saar-Grünen kämpfen um ihr politisches | |
Überleben. Deshalb wollen sie sich mit der Rot-Grün-Debatte zurück ins | |
Spiel bringen. Ich werde ihnen aber nicht den Gefallen tun, sie wichtiger | |
zu machen, als sie sind. Es geht ohnehin auch rechnerisch nicht, denn die | |
Grünen sind nach den derzeitigen Umfragen raus aus dem Landtag. Die grünen | |
Wählerinnen und Wähler können mehr bewegen, wenn sie ihre Stimme diesmal | |
der SPD geben. Damit sorgen sie für faire Bildungschancen und einen neuen | |
politischen Stil in der Regierung. | |
Kein Rot-Rot, kein Rot-Grün. Schließen Sie Koalitionen aus, weil das | |
Verhältnis zu den Köpfen Oskar Lafontaine und Hubert Ulrich zerrüttet ist? | |
Das wird überstrapaziert. Die Grünen haben ihren Spitzenkandidaten | |
gewechselt. Zu Simone Peter habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Oskar | |
Lafontaine macht persönliche Dinge zum Gegenstand der politischen | |
Auseinandersetzung. Darauf habe ich schon lange keinen Bock mehr. | |
Nach dem Ende der Jamaikakoalition im Januar ist die Sondierung mit der CDU | |
geplatzt. Warum soll es jetzt klappen? | |
Es gibt jetzt einen Einigungszwang. Die Menschen im Saarland erwarten eine | |
zügige Regierungsbildung. Die Unterschiede zwischen SPD und CDU sind | |
deutlich, und bei der Wahl wird es darum gehen, ob sie sich zugunsten der | |
SPD oder der CDU auswirken. | |
Zum Bund: Ist nach dem großen Bündnis aus SPD, FDP und Grünen bei der | |
Nominierung des Bundespräsidentschaftskandidaten die Ampelkoalition wieder | |
im Kommen? | |
Die Liberalen sehen, dass sie von Frau Merkel klein gemacht werden, und | |
suchen einen Ausweg. Daher öffnet sich die FDP zur SPD. Das macht die FDP | |
aber im Ergebnis inhaltlich nicht attraktiver für uns. Deshalb bleibt es | |
dabei: Wir werden bei der Bundestagswahl 2013 einen Richtungswahlkampf | |
führen: Rot-Grün gegen Schwarz-Gelb. Bis 2013 ist eine Koalition mit der | |
FDP keine Option. | |
Sie haben kürzlich SPD-FDP-Koalitionen eine Option genannt. | |
Das geht aber mit der FDP in ihrer gegenwärtigen Verfassung nicht. Solange | |
die FDP sich als Steuersenkungspartei versteht, ohne weiteren politischen | |
Anspruch, ist sie für uns kein attraktiver Partner. Wenn sich die FDP eines | |
Besseren besinnt und wieder eine liberale Bürgerrechtspartei wird, dann | |
wäre eine sozialliberale Koalition denkbar - aber nicht mit Blick auf die | |
kommende Bundestagswahl. | |
24 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
G. Repinski | |
T. Reuter | |
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