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# taz.de -- Streit um Flugrouten: Was auf die Ohren
> Die Wannsee-Route verstößt gegen Lärm- und Umweltschutz, findet die
> Deutsche Umwelthilfe und hat zusammen mit zwei Gemeinden Klage
> eingereicht
Bild: Kommt da ein Flugzeug? Noch ist am Wannsee Ruhe am Himmel
Die Deutsche Umwelthilfe hat am Mittwoch zusammen mit den Kommunen
Stahnsdorf und Kleinmachnow Klage gegen das Bundesaufsichtsamt für
Flugsicherheit eingereicht. Vor dem Oberverwaltungsgericht
Berlin-Brandenburg soll damit juristisch eine Änderung der sogenannten
Wannsee-Route durchgesetzt werden. Die Umwelthilfe (DUH) und die beiden
Kommunen lehnen die Streckenführung über die im Südwesten Berlins gelegenen
Gemeinden aus Lärm- und Umweltschutzgründen ab und verweisen auf
Alternativen.
## Route sei „überflüssig“
Am Dienstag waren die Flugrouten für den neuen Hauptstadtflughafen
rechtskräftig geworden. „Die Wannsee-Route ist komplett überflüssig“,
konstatiert Remo Klinger, der als Anwalt die Kläger vertritt. Sie
produziere unnötigen Lärm und es lägen juristische und handwerkliche Mängel
vor. So habe es für die Wannsee-Route keine Umweltverträglichkeitsprüfung
gegeben, wie sie das EU-Recht vorschreibt. Zudem würden künftig – ebenfalls
in Widerspruch zur europäischen Lärmschutzplanung – „ruhige Gebiete“
überflogen, die von den Kommunen im vergangenen Jahr als solche ausgewiesen
wurden. Darüber hinaus habe es für die betroffenen Gemeinden keine
Möglichkeit der Beteiligung am Planfeststellungsverfahren gegeben.
Problematisch sei die Route auch, da sie nahe am Forschungsreaktor
Helmholtz-Zentrum vorbeiführe, der gegen Flugzugabstürze nicht gesichert
sei. Mit einem Urteil rechnet Klinger nicht vor nächstem Jahr.
Die DUH erhofft ein Musterurteil zum Lärmschutz. „Es kann nicht sein, dass
die Airlines ihre wirtschaftlichen Interessen über das Wohl der BürgerInnen
stellen, nur um mit einer wesentlich kürzeren Streckenführung ein paar Euro
zu sparen“, kritisiert DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Die Kläger
schlagen eine Alternativroute entlang des südlich um Potsdam herumführen
Autobahnrings vor. Die Flugzeit, heißt es von Klägerseite, würde sich
dadurch nur um 2 bis höchstens 5 Minuten verlängern.
## „Vorsätzlich getäuscht“
Die Sprecherin des beklagten Bundesaufsichtamts für Flugsicherung, Kerstin
Weber, betonte, dass die Flugrouten nach der Airporteröffnung evaluiert und
gegebenenfalls geändert würden. Dennoch: „Wir haben uns im Vorfeld mit der
Lärmschutzkommission abgestimmt.“ Dem widersprechen die Bürgermeister der
Klägergemeinden. Michael Grubert, Bürgermeister von Kleinmachnow, fühlt
sich über die Wannsee-Route vorsätzlich getäuscht: „Mein Eindruck ist, dass
die Lärmschutzkommission nur eine Alibiveranstaltung war.“ Sowohl die
Lärmschutzkommission als auch das Umweltbundesamt hätten auf die unnötigen
Lärmbelastungen hingewiesen.
Mit weiteren Klagen gegen die Flugrouten wird gerechnet. Am Samstag soll in
Schönefeld und fünf weiteren Städten gegen Fluglärm demonstriert werden.
Das Aktionsbündnis für ein lebenswertes Berlin-Brandenburg rechnet mit rund
9.000 Teilnehmern allein in Schönefeld.
21 Mar 2012
## AUTOREN
Johannes Kulms
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