Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sabine Michel bekommt Grimmepreis: Endlich ausgezeichnet
> Sabine Michel wird für ihren Film über die an Krebs sterbende Fotografin
> Sibylle Bergemann mit dem Grimmepreis ausgezeichnet. Ganz leicht hatte
> sie es bisher nicht.
Bild: Goldene Grimmies: So einen hat sich Sabine Michel verdient.
BERLIN taz | Von Kinofilmen allein kann hierzulande ja kaum jemand leben.
Das ist schade für das deutsche Kino. Und gut fürs hiesige Fernsehen. Ein
schönes Beispiel für den positiven Nebeneffekt dieses Jammers ist die
Filmemacherin Sabine Michel, die am Freitag in Marl mit dem Grimmepreis
ausgezeichnet worden ist.
Ihre in der Arte-Reihe „Mein Leben“ gesendete Doku über die sterbende
Fotografin Sibylle Bergemann lobte die Jury als auf „höhere Weise einfach“.
Der auch mit dem Publikumspreis ausgezeichnete Film tue „dramaturgisch wie
filmästhetisch Notwendiges und verzichtet auf Brimborium, wo er kann“. Er
wirke „melancholisch zart grundiert. Wie das Leben selbst.“
Derlei Komplimente hat sich die 1971 in Dresden geborene Michel hart
erarbeitet. Ihr Spielfilmdebüt „Nimm dir dein Leben“, ein Märchen über
einen Jungen, der allein unter Alten in der Lausitz die Liebe entdeckt,
zeugte schon von dem Eigenwilligen und Gradlinigen, das auch ihre spätere
Arbeiten auszeichnete, kam allerdings über den kommerziell unbefriedigenden
Status eines Festivallieblings nicht hinaus. Auch ihre folgenden Filme
waren unter Ausschluss einer breiten Öffentlichkeit schön. Bis jetzt.
Ganz leicht hatte es Michel zunächst auch mit der so zurückhaltenden
Sibylle Bergemann nicht, deren Fotos sie schon als Kind im DDR-Modemagazin
Sibylle bewundert hatte. Michels Porträt der Schauspielerin Corinna
Harfouch brach das Eis, Bergemann sagte unter Bedingungen zu. Die
Fotografin wollte die Kontrolle über ihr Bild behalten, wo der Krebs sie
doch schon in der Hand hatte.
Den Umgang der beiden Frauen miteinander beschrieb der Kameramann als
„Tanz“. Bergemann ließ sich auf die Aufforderung zur Selbstbeschreibung ein
und zeigte sich am Ende der Dreharbeiten ohne Kopftuch. Nach Bergemann Tods
2010 schnitt Michel eine Langfassung. „Ohne sie weiter zu drehen, das ging
nicht“, sagte sie später, „gar nichts zu machen aber auch nicht.“
„Ich möchte Geschichten erzählen, die in ein paar Jahren keiner mehr
erzählen kann“, brachte Sabine Michel ihren Antrieb mal auf den Punkt. Ihr
aktuelle Projekt ist ein „Mein Leben“-Porträt des Gentleman-Boxers Henry
Maske – offenbar auch eine vom Aussterben bedrohte Spezies.
Der Autor war Mitglied der Jury „Information & Kultur“ des 48.
Grimme-Preises.
23 Mar 2012
## AUTOREN
David Denk
David Denk
## TAGS
Lesestück Interview
## ARTIKEL ZUM THEMA
Regisseurin über ihre Pegida-Doku: „Ein Film über Menschen“
Sabine Michel hat für „Montags in Dresden“ drei Pegida-AnhängerInnen im
Alltag und bei den Demos begleitet – und wurde dafür heftig kritisiert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.