# taz.de -- ESM und EFSF: Mehr Geld für die Eurorettung | |
> Der bisherige und der neue Fonds zur Euro-Rettung werden kombiniert. Ein | |
> Gutachten fordert eine parlamentarische Zweidrittelmehrheit für den ESM. | |
Bild: Muss sie nun verkauft werden? Die Zwei-Euro-Sondermünze „Bayern“ in … | |
BERLIN taz | Kehrtwende in der Bundesregierung: Kanzlerin Angela Merkel | |
(CDU) hat erstmals eine Ausweitung der Mittel für die Eurorettung über das | |
bisher geplante Ausmaß hinaus in Aussicht gestellt. | |
Konkret ist geplant, die 500 Milliarden Euro Kreditmittel des dauerhaften | |
Rettungsschirms ESM um jene 200 Milliarden Euro zu ergänzen, die bereits | |
vom vorläufigen Rettungsfonds EFSF für Griechenland, Irland und Portugal | |
verplant sind. „Wir könnten uns vorstellen, dass diese 200 Milliarden Euro | |
parallel so lange laufen, bis sie von den Programmländern zurückgezahlt | |
sind“, sagte Merkel am Montag. | |
Bisher hatte sich Deutschland gegen eine Erhöhung gesträubt, weil damit | |
auch das Haftungsrisiko für die deutschen Steuerzahler steigen kann. Bei | |
einer möglichen Ausweitung des Kreditrahmens auf 700 Milliarden Euro würde | |
Deutschland für bis zu 280 Milliarden Euro bürgern – statt der 211 | |
Milliarden, die in der Koalition bisher als „rote Linie“ bezeichnet worden | |
waren. | |
Ob es tatsächlich zu einem höheren Risiko kommt, hängt davon ab, wie lange | |
die Mittel parallel laufen, denn der ESM erhält seine volle | |
Ausleihkapazität erst Mitte 2013. CSU-Chef Horst Seehofer, bisher erklärter | |
Gegner jeder Ausweitung, sagte denn auch sofort, die Kombination der | |
Rettungsschirme bedeute „nicht eine Erhöhung des Risikos“. Auch der | |
Sprecher des Finanzministeriums betonte, über das Verhältnis der beiden | |
Rettungsschirme zueinander liefen noch Gespräche. | |
## Grüne „nicht überzeugt“ | |
In den Bundestag eingebracht werden soll das ESM-Gesetz an diesem | |
Donnerstag. Welche Mehrheit für die Verabschiedung nötig ist, ist derzeit | |
strittig. | |
Ein neues Rechtsgutachten des Centrums für Europapolitik geht davon aus, | |
dass eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat nötig ist, weil | |
der ESM-Vertrag die nationale Haushaltspolitik dauerhaft in das System | |
einer EU-nahen internationalen Finanzorganisation, den ESM, einbinde. | |
„Hierdurch ist die Budgetverantwortung des Deutschen Bundestages | |
strukturell und auf Dauer berührt“, heißt es. | |
Regierungssprecher Steffen Seibert wies diese Einschätzung zurück. Die | |
Regierung halte weiterhin eine einfache Mehrheit für ausreichend, sagte er | |
auf taz-Anfrage. Und selbst die Grünen, deren Verhandlungsmacht steigen | |
würde, wenn ihre Stimmen zur Verabschiedung benötigt würden, sehen das neue | |
Gutachten skeptisch. „Mich überzeugt die Argumentation nicht“, sagte der | |
parlamentarische Geschäftsführer Volker Beck der taz. | |
26 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Eurorettung doch eher unumstritten: Klagen dünn gesät | |
In Frankreich und Irland ist der Fiskalpakt umstritten. Im Europaparlament | |
verzichten die Grünen auf eine Klage. Doch ist der Rettungsschirm in | |
Gefahr? | |
Rettungsschirme auf 800 Milliarden erhöht: Wie eine „Atombombe“ konzipiert | |
Die Eurogruppe erhöht die Summe der Rettungsschirme. Doch Rechentricks und | |
widersprüchliche Aussagen machen die gewünschte Wirkung zunichte. | |
OECD will ESM auf eine Bllion aufstocken: „Brandmauern des Vertrauens“ | |
Die Euro-Rettungsfonds sind nach Ansicht der OECD deutlich zu klein. Der | |
mögliche Bedarf der Krisenländer könne so nicht annähernd finanziert | |
werden. | |
Europa in der Krise: Doppelter Rettungsschirm für den Euro | |
Merkel gibt ihren Widerstand auf und will doch mehr Geld für die | |
Eurorettung lockermachen. Die Idee: Der vorläufige und der permanante | |
Rettungsschirm sollen parallel laufen. | |
Chefposten der Eurogruppe: Schäuble wird zum Spekulationsobjekt | |
Wird der Bundesfinanzminister Chef der Eurogruppe und stärkt den deutschen | |
EU-Einfluss? Weder Bundeskanzlerin Merkel noch Wolfgang Schäuble wollen | |
sich dazu äußern. |