# taz.de -- Obamas Mikrofon-Panne: Vermeintliche Vertraulichkeiten | |
> Es hätte niemand hören sollen. US-Präsident Obama versprach seinem | |
> russischen Kollegen nach der US-Wahl „mehr Flexibilität“ in Sachen | |
> Raketenabwehr. Leider war das Mikro an. | |
Bild: Total flexibel will Obama werden. Medwedew und der russischen Regieurung … | |
SEOUL/WASHINGTON dpa/dapd | US-Präsident Barack Obama hat mit versehentlich | |
bekanntgewordenen Äußerungen zur Raketenabwehr über Europa die Kritik der | |
Opposition auf sich gezogen. In einem privaten Gespräch mit dem russischen | |
Präsidenten Dmitri Medwedew am Rande des Nukleargipfels im südkoreanischen | |
Seoul hatte er am Montag ankündigt, nach der US-Präsidentenwahl im November | |
„mehr Flexibilität“ bei dem strittigen Thema zu haben. | |
„Das ist meine letzte Wahl“, sagte Obama zu Medwedew, wie in Fernsehbildern | |
zu sehen war. Bis dahin müsse ihm Russlands künftiger Präsident Wladimir | |
Putin „Raum“ geben. Medwedew erwiderte, die Botschaft verstanden zu haben. | |
„Ich werde Wladimir die Information übermitteln“, versprach er. Der Dialog | |
wurde offenbar ohne Wissen der Staatsmänner von eingeschalteten Mikrofonen | |
aufgenommen. | |
Führende US-Republikaner kritisierten, Obama wolle den Russen | |
Zugeständnisse bei der Raketenabwehr machen, die Amerikaner aber bis zu | |
seiner Wiederwahl darüber im Dunkeln lassen. Sie vermuteten, Obama habe | |
eine geheime Agenda, die Zugeständnisse an Moskau umfasse, falls er im | |
Herbst erneut ins Weiße Haus einziehen werde. Der möglicher Herausforderer | |
des US-Präsidenten, Mitt Romney, nannte die Äußerungen „alarmierend und | |
beunruhigend“. Es gebe keinen Spielraum bei Verhandlungen mit den Russen | |
über dieses Thema. | |
Das Obama-Lager reagierte auf die Kritik. Das Weiße Haus versicherte, es | |
sei entschlossen, trotz russischer Widerstände das geplante | |
Raketenabwehrsystem in Europa umzusetzen. Allerdings sei Zeit notwendig, um | |
mit Russland zu einer Vereinbarung zu kommen. Die US-Regierung versichert, | |
dass der von ihr vorgesehene Raketenschild der Abwehr von | |
Mittelstreckenraketen etwa aus dem Iran dienen solle. | |
Die Nato will bis 2020 ein Raketenabwehrsystem in Europa aufbauen, das vom | |
pfälzischen Ramstein aus gesteuert werden soll. Es soll vor allem gegen | |
Angriffe von Staaten wie dem Iran schützen. Moskaus Verlangen nach einer | |
Mitentscheidung beim Einsatz wird von der Nato bisher abgelehnt. Trotzdem | |
hofft das transatlantische Bündnis, das System im Einvernehmen mit Russland | |
aufbauen zu können. Die Nato strebt einen Durchbruch noch vor dem | |
Nato-Gipfel im Mai an. | |
27 Mar 2012 | |
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Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
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