# taz.de -- Interview mit BMW-Kulturchef: "Das Lab ist kein Ufo" | |
> Nach der Guggenheim-Lab-Pleite: BMW-Kulturchef Thomas Girst spricht über | |
> Vorurteile, PR-Tricks und private Sponsoren in der Kultur. | |
Bild: Paul Melding arbeitete 15 Jahre lang bei Rover. Als Dank kann er sich nun… | |
taz: Herr Girst, über das BMW Guggenheim Lab wird viel diskutiert. Ist das | |
nicht die beste PR für Ihr Unternehmen? | |
Thomas Girst: Nein, unter PR-Gesichtspunkten werte ich das sicher nicht. | |
Allerdings muss ich sagen, dass bestimmte Aspekte des Labs, die bereits | |
Teil der Diskussionen in New York waren, schon jetzt diskutiert werden. | |
Welches Programm ist geplant? | |
Das Lab ist kein Ufo, das irgendwo landet und später wieder wegfliegt. Es | |
ist darauf aus, zahlreiche Institutionen einer Stadt einzubinden, die | |
Nachbarschaft sowie eine große Onlinecommunity. Das Lab-Team gestaltet | |
gemeinsam mit den Kuratoren des Guggenheim das Programm, das zahlreiche | |
Aspekte der Zukunft von Megastädten beleuchtet. | |
Wie haben Sie den Protest wahrgenommen? | |
In 40 Jahren hat BMW im Kulturbereich vieles gefördert. Natürlich war | |
darunter auch Streitbares und Kontroverses. | |
Braucht Kultur private Sponsoren? | |
Absolut. Sie müssen das in gesamten Zahlen sehen. Seitens der öffentlichen | |
Hand gehen in die Kulturförderung jährlich etwa 9 Milliarden Euro in einem | |
föderalen System. Dazu kommen dann noch etwa 400 Millionen Euro von der | |
Wirtschaft und von Stiftungen. Es ist aber ganz wichtig, dass es hier nicht | |
zu einer Instrumentalisierung kommt. BMW nimmt inhaltlich keinen Einfluss. | |
Können Sie die Vorbehalte dennoch nachvollziehen? | |
Ich würde sie sehr gern entkräften. Wir freuen uns über jeglichen Dialog. | |
Oft werden Meinungen dargestellt und Urteile getroffen, ohne überhaupt | |
miteinander gesprochen zu haben. | |
Einer Ihrer Mitarbeiter sagte: „Es geht mitnichten darum, möglichst viel | |
für kulturelles Engagement auszugeben, sondern um eine langfristige | |
positive Wahrnehmung des Unternehmens und der Marke BMW“. | |
Der Satz stammt aus einem längeren Interview und sollte entsprechend | |
kontextualisiert werden. Es wäre fahrlässig zu sagen, dass unser | |
Kulturengagement aus altruistischen Gründen geschieht. Natürlich geht es | |
auch um Reputation. Die Subtilität des Auftritts zeugt dabei von der | |
Souveränität des Unternehmens. Es geht uns weder um Logo-Sponsoring noch um | |
eine Omnipräsenz der Marke. Nichts sollte sich bei einem kulturellen | |
Ereignis zwischen die Wahrnehmung des Betrachters und die Kunst selbst | |
drängen. | |
INTERVIEW: | |
27 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kulms | |
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