| # taz.de -- Fußballer Pander über fehlenden Weitblick: "Die Bank war ein gro�… | |
| > Der einst dauerverletzte Christian Pander kickt wieder regelmäßig. Vor | |
| > Hannovers Spiel bei Atlético Madrid erzählt er von seiner Sehnsucht nach | |
| > einem Happy End. | |
| Bild: Nach Panders (M.) Treffer zum 1:0 gegen den FC Kopenhagen macht dieser Be… | |
| taz: Herr Pander, trotz aller Rückschläge haben Sie vor Kurzem Ihr 100. | |
| Bundesligaspiel gemacht. Eine besondere Marke für Sie? | |
| Christian Pander: Da lege ich, ehrlich gesagt, gar keinen Wert drauf. Ich | |
| hätte es nicht einmal mitbekommen, wenn ich es nicht zufällig gelesen | |
| hätte. Ich habe aufgehört, mich mit so etwas zu beschäftigen. Da fange ich | |
| nur an, drüber nachzudenken, wie viele Spiele es hätten sein können. | |
| Wird die Angst vor einer neuen Verletzung zum stetigen Begleiter? | |
| Man macht sich natürlich Gedanken, wenn man lange verletzt war. Und wenn | |
| man frisch aus der Reha kommt, horcht man ganz besonders in seinen Körper | |
| hinein, achtet auf jede Bewegung. Aber wenn man auf dem Spielfeld steht, | |
| hat man gar keine Zeit, über eine Verletzung nachzudenken. Man verfällt | |
| sofort in alte Muster. | |
| Sie haben mal gesagt, dass Sie sich, um die Angst zu besiegen, nach jeder | |
| überstandenen OP ein Tattoo haben stechen lassen. Vor welcher Angst wollten | |
| Sie sich schützen? | |
| Ich hatte keine Angst vor den OPs. Ich bin da jeweils mit dem Gedanken | |
| reingegangen, dass alles gut ist, wenn ich aufwachen werde. Ich habe den | |
| Ärzten zu 100 Prozent vertraut. Deshalb habe ich mich immer mit einer | |
| gewissen Vorfreude operieren lassen. | |
| Wovor hatten Sie Angst? | |
| Das nicht mehr machen zu können, woran man sehr viel Spaß hat. Dass meine | |
| Geschichte ohne das Happy End zu Ende gegangen wäre, das ich wollte. | |
| Erleben Sie gerade ein Happy End? | |
| Ich hoffe nicht, dass ich schon am Ende bin (lacht). Aber nach den ganzen | |
| Querelen der vergangenen Jahre bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich | |
| sagen kann: Ich habe einen richtigen Schritt gemacht. Den nach Hannover. | |
| Endlich bin ich mal verletzungsfrei. Diesen Fakt ein Happy End zu nennen, | |
| wäre vielleicht aber doch zu dramatisch. Ich habe mittlerweile gelernt, | |
| gelassener zu sein. | |
| Was meinen Sie damit? | |
| Es geht darum, dass ich mir persönlich auch Fehler eingestehen musste. Ich | |
| bin falsch mit Verletzungen umgegangen. Ich war überehrgeizig, wollte | |
| helfen, wenn ich gebraucht wurde. Ich hatte keinen Weitblick und zu früh | |
| wieder angefangen. Und dann wurde ich von einer noch schlimmeren Verletzung | |
| zurückgeworfen. | |
| Sie haben mal gesagt, in diesen schwierigen Phasen merkt man, wer die | |
| wahren Freunde sind. Wodurch machten sich die falschen bemerkbar? | |
| Die falschen sind da, wenn man gerade im Wembleystadion ein Tor geschossen | |
| hat. Dann klingelt das Handy ununterbrochen. Und wenn man grad vom OP-Tisch | |
| kommt, rufen die wirklichen Freunde an und fragen, wie es gelaufen ist. | |
| Wie wichtig ist dieses Tor gegen England im Wembley, das jeder Fußballfan | |
| mit ihrem Namen verbindet, für Sie? | |
| Es war für mich ein sehr schönes Erlebnis. Ich hatte lange auf mein erstes | |
| offizielles Länderspiel gewartet. Dann direkt das Siegtor schießen zu | |
| dürfen, war natürlich super. | |
| War dieses Tor das Highlight Ihrer bisherigen Karriere? | |
| Für mich war es ein auch großes Highlight, als ich 2010 nach langer Zeit | |
| wieder für Schalke spielen konnte und 60.000 Menschen im Stadion aufstanden | |
| und sich mit mir freuten. Das war genauso wichtig wie Wembley. | |
| Auf Schalke waren Sie Publikumsliebling. 2008 haben Sie sogar ein Angebot | |
| von Real Madrid ausgeschlagen, um auf Schalke zu bleiben. Warum sind Sie | |
| letzten Sommer doch gegangen? | |
| Für mich ging es um einen Neuanfang. Aber ich gebe zu, dass die Perspektive | |
| auf Schalke für mich auch nicht die beste gewesen wäre. Gerade nach der | |
| Verpflichtung von Christian Fuchs. Nach zehn Jahren auf Schalke, in denen | |
| ich leider oft verletzt war, wusste ich, dass es schwierig wird. Deshalb | |
| habe ich bewusst den Verein gewechselt, in der Hoffnung, dass mir ein neues | |
| Umfeld hilft. Ich musste raus aus meinem Trott. | |
| Trotz dieser bescheidenen Ausgangslage haben Sie sich relativ schnell einen | |
| Platz im Team erarbeitet. | |
| Ich habe immer gesagt: Ich will gesund werden und der Rest kommt von | |
| alleine. Die ersten Spiele hier in Hannover habe ich auf der Bank gesessen. | |
| Aber für mich war das ein Erfolg. Das hieß schließlich, dass ich gesund | |
| war. Nun lag es an mir, den Trainer von mir zu überzeugen. Für mich war das | |
| ein großes Glück. | |
| Ist es vielleicht Ihre größte Stärke, dass Sie sich von den vielen | |
| Verletzungen nie haben runterziehen lassen? | |
| Es waren natürlich auch Phasen dabei, die für mich schwierig waren. Da habe | |
| ich meinem Reha-Trainer, der mir über die Jahre ein Freund geworden ist, | |
| gesagt: Hey, ich komme diese Woche nicht zur Reha, weil ich eine Auszeit | |
| brauche. Denn wenn eine Reha-Phase 19 Monate dauert, dann kommt es auf eine | |
| Woche auch nicht an. Da hilft es mehr, wenn man sich eine Woche ablenkt. | |
| Ist es möglich, sich abzulenken? | |
| Man kann es versuchen. Mit einem Freund habe ich damals ein Tonstudio | |
| aufgemacht und viel Musik gemacht. | |
| Sie haben gerappt. Einige Tracks sind sogar im Internet. Gehen Sie noch oft | |
| in Ihr Tonstudio? | |
| Wenn ich ehrlich bin, war ich seit einem Jahr nicht mehr da. Mein Sohn ist | |
| jetzt zwei Jahre alt, und seit er auf die Welt gekommen ist, hat er den | |
| Mittelpunkt meines Lebens eingenommen. | |
| Schreiben Sie noch Texte? | |
| Nein. Ich habe meine Musikkarriere an den Nagel gehängt, auch wenn ich es | |
| sehr gerne gemacht habe. Das war mein Hobby und ich hatte Spaß dran. Mein | |
| Beruf bleibt der Fußball. Jetzt, wo ich fit bin, möchte ich noch so lange | |
| wie möglich spielen. | |
| 29 Mar 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Laurenz | |
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