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# taz.de -- Spielshow mit Opdenhövel: Der Faktenschalk
> Endlich ist er angekommen in der vordersten Reihe der Moderatoren:
> Matthias Opdenhövel moderiert erstmals seine Spielshow im Ersten.
Bild: „Man kann ja nicht einfach umschulen zum Gärtner“: Matthias Opdenhö…
Wenn unmittelbar nach der „Tagesschau“ die Premiere von „Opdenhövels
Countdown“ ausgestrahlt wird, dann ist er endgültig angekommen in der
vordersten Reihe der Moderatoren. Matthias Opdenhövel, 41, hat ab
Donnerstag seine eigene Spielshow im Ersten. Auf einem klassischen
Showsendeplatz, zur Prime Time, die Show trägt seinen Namen, er hat am
Konzept mitgearbeitet.
In der neuen Sendung spielen vier Kandidaten um 100.000 Euro. Während sie
anfangs zusammenarbeiten müssen, damit möglichst viel Geld in den Jackpot
wandert, werden sie im Verlauf der 90 Minuten zu Gegnern, denn nur einer
kann im Finale die 100.000 Euro gewinnen. In den Spielen sind
Geschicklichkeit, sportliches Talent und schnelle Auffassung gefordert.
Opdenhövel moderierte bis Mai 2011 beim Privatsender ProSieben „Schlag den
Raab“. Damit verglichen, wirkt die neue ARD-Sendung relativ unspektakulär:
„Opdenhövels Countdown“ läuft nicht am Samstag, sondern donnerstags. Es i…
nicht live, 90 Minuten, ausufernde Moderationsmarathons sind
ausgeschlossen. Die Gewinnsumme ist mit 100.000 Euro vergleichsweise
niedrig, auch wenn man nirgendwo im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mehr
Geld gewinnen kann.
Opdenhövel will nicht, dass sein Wechsel ins Erste auf dem
Unterhaltungsgebiet als Rückschritt gewertet wird: „Meine neue Sendung ist
ein Format mit Geschwindigkeit, das es in der Form vielleicht zum ersten
Mal in der ARD gibt“, sagt er. Matthias Opdenhövel ist stolz darauf, jetzt
im Ersten aus der Flimmerkiste grinsen zu dürfen.
Doch natürlich hat er nicht wegen der Unterhaltung allein gewechselt.
Sondern auch weil man ihm angeboten hat, die heilige Kuh aller
Sportsendungen zu moderieren: die „Sportschau“. Und zwar die am Samstag,
mit Fußball-Bundesliga, 18.30 Uhr.
## Sport und Unterhaltung
Das macht er jetzt seit elf Monaten, und er macht es souverän, ist
unverkennbar Matthias Opdenhövel, der lockere, lustige Moderator; dennoch
ist es nie zu viel Schalk für das Format, man nimmt ihm auch die harten
Fakten ab. „Ich mag Sport-Fernsehen, wenn es nicht nur bierernst ist, und
ich mag Unterhaltungssendungen, bei denen es sportiv zur Sache geht. Man
kann ein Fußballspiel journalistisch anspruchsvoll begleiten und dabei auch
Spaß haben. Diese Art der Arbeit gefällt mir am besten.“
Am Donnerstag Abend nach der „Tagesschau“ ist Opdenhövel auf dem
vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Eine Karriere, die nicht
geradlinig verlaufen ist. Opdenhövel, 1970 in Detmold, Ostwestfalen-Lippe
geboren, studiert nach dem Abitur erst mal BWL, lässt das aber zugunsten
eines Volontariats bei Radio Lippe schnell wieder sein.
Nächste Station: Viva, wo er in den wilden 90ern mit Mitte 20 als Redakteur
einiges mitbekommt. Er schreibt es auf und veröffentlicht es in seinem
Backstage-Reportbuch, „Die Schnellfickerhose und andere Geschichten“. An
eine eigene Prime-Time-Show in der ARD denkt da noch kein Mensch. Weitere
Stationen sind „Bitte Lächeln“ (RTL2), „Hast du Töne?“ (VOX), „Weck…
(mit Barbara Schöneberger, Sat.1).
Zu Beginn der nuller Jahre wird es ruhiger um ihn. Vielleicht ist er als
Relikt der schrillen Zeit nicht mehr angesagt. Nebenher, vom breiten
Publikum eher unbemerkt, arbeitet er als Sportreporter für Arena und als
Stadionsprecher von Borussia Mönchengladbach. „Ich habe eher die
Entwicklung der kleineren Schritte bei mir selber erlebt“, kommentiert er
diese Zeit, „und selbst latente Misserfolge waren wichtig. So Sendungen wie
’Hast du Töne?‘ und ’Weck Up‘ waren sehr wichtig, denn da habe ich gem…
dass mir Unterhaltungsfernsehen liegt.“
## Durchbruch „Schlag den Raab“
Doch das nächste große Angebot lässt auf sich warten. „In diesem Job musst
du Steherqualitäten haben, man kann ja nicht einfach umschulen zum
Gärtner.“ 2006 dann der Durchbruch: Opdenhövel wird Moderator von „Schlag
den Raab“, die Sendung ist ein Riesenerfolg. Fortan läuft’s, er moderiert
alles, was sich die Raab-Familie so einfallen lässt, gewinnt Ferhsehpreise
und ist sogar in der ARD-ProSieben-Kooperation „Unser Star für Oslo“ dabei.
Der Wechsel zur ARD wirkt da fast folgerichtig. Zur aktuellen Saison
unterschreibt Opdenhövel 2011 bei der „Sportschau“, sein Vertrag bei
ProSieben gilt bis Ende des Jahres, ab 2012 soll er exklusiv im Ersten
moderieren. Als der „Sportschau“-Deal bekannt wird, trennt sich ProSieben
sofort von ihm, er bekommt keine Abschiedssendung, mit Steven Gätjen wird
am selben Tag noch ein neuer Moderator präsentiert.
Nach so langer Zusammenarbeit so einfach ausgetauscht zu werden, geht auch
an Opdenhövel nicht spurlos vorbei, doch offiziell gibt er den Diplomaten:
„Dass mir die Sendung sehr am Herzen lag, ist ja völlig klar. Die
Entscheidung, sie abzugeben, habe ich auch nicht in zwei Sekunden
getroffen. Und dass ProSieben mich nicht noch ein halbes Jahr lang fürs
Erste schaulaufen lassen wollte, kann ich gut verstehen.“
Am Donnerstag Abend jedenfalls wird Opdenhövel auf dem Sofa sitzen und die
Sendung schauen, das ist das Gute an Aufzeichnungen, und dann wird man
sehen, ob die Allzweckwaffe Opdenhövel auch im Ersten funktioniert. Er
denkt darüber hinaus schon an das, was in seiner neuen Heimat alles auf ihn
zukommt: im Sommer kommt die Europameisterschaft.
„Opdenhövels Countdown“: Donnerstag, 12. April, ARD, 20.15 Uhr
12 Apr 2012
## AUTOREN
Benjamin Weber
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