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# taz.de -- Genossen machen die taz: Vielfalt ist Reichtum
> Das gute Leben realisiert ein Musiktheaterprojekt der Grundschule
> Nordstraße: Andere Menschen zu respektieren, statt sich durch
> Unterschiede bedroht zu fühlen.
Bild: Sie switchen gewohnt zwischen verschiedenen kulturellen Welten hin und he…
Die meisten Kinder der Theatergruppe sind reich – wenn auch nicht unbedingt
an Geld, aber: Sie sprechen zwei oder drei Sprachen, sie kennen sich in
mindestens zwei Kulturen aus, sie sind es gewohnt, zwischen verschiedenen
kulturellen Welten hin und her zu switchen. Alles Fähigkeiten, die ihnen
auch später zugute kommen können – und auf denen das Musiktheaterprojekt
„Bunte Spuren von unterwegs“ basiert.
Die deutschen MitschülerInnen und LehrerInnen profitieren schon heute von
dem, was sie durch diese Kinder lernen. Die meisten der 35 Theaterkinder im
Alter von 4 bis 11 besuchen die internationale Grundschule an der
Nordstraße in Walle, gegenüber dem Speicher XI, der Hochschule für Künste
und der Überseestadt. Manche gehen noch in den Kindergarten. Sie lieben
ihren Stadtteil – und das Land, aus dem sie selbst oder ihre Eltern oder
Großeltern ausgewandert sind.
In diese Schule gehen auch zwei- oder dreimal in der Woche Mütter, die,
beispielsweise bei Fehima Ben Achema und Bettina Horn-Udeze im „Mama lernt
Deutsch“-Kurs, die deutsche Sprache erlernen. So entstand die Idee, mehr
voneinander zu erfahren: Wie klingt Urdu, die Sprache Pakistans, wie
Katalanisch, wie das kurdische Zaza oder Twi aus Ghana?
Auch das Plattdeutsch, das Reinhard Goltz den Kindern näherbrachte, war für
viele fremd und ungewohnt. Durch zweisprachig erzählte Märchen, Lieder,
Bewegungsspiele, Abzählreime haben Kinder und Erwachsene viel Neues
mitbekommen. Alina und Andreu mögen das Bewegungsspiel aus Ghana besonders
gern – ihre Muttersprachen sind neben Deutsch Katalan und Spanisch. Rutka
spricht Mazedonisch, Aleyna Türkisch, aber sie lieben beide den Reim von
„De dicke Deern“. Es ist bekannt, dass reiche Sprachkenntnisse, wie viele
der internationalen Theaterkinder sie besitzen, den Erwerb jeder neuen
Sprache leichter machen. Das ist zu merken: Die Kinder lernen oft spielend.
Einen kleinen Teil dieses Schatzes bringen sie auf die Bühne.
Die Kinder haben während der Arbeit am Stück von Erfahrungen aus ihrem
Leben berichtet, von schönen und auch von traurigen. Der
deutsch-italienische Rapper André Oskar Wild und die polnisch-französische
Musikerin Marie Adamowicz haben aus den Erlebnissen und Träumen der Kinder
Lieder und Raps für das Theaterstück geschrieben. Hane Januzi, eine Mutter
aus dem Kosovo, singt und begleitet sich mit ihrer Daf, Lütfi Laleci, ein
türkischer Vater, singt zur Saz.
Auch das Theaterteam ist international – Aeneis, Niklas und Rumeysa,
ehemalige SchülerInnen der Schule an der Nordstraße beziehungsweise
StudentInnen. Führend mit dabei auch die Tänzerin Tanja Wandzik, die bald
ihre Ausbildung als Tanz- und Bewegungspädagogin bei Impuls beendet: „Ich
erlebe in der schönen Arbeit mit den Kindern, dass Tanz, Theater und Musik
die besonderen Eigenschaften der Kinder hervorheben und ihre Kreativität
und ihr Selbstbewusstsein entwickeln.“
Und Angelika Hofner, die in der Schule an der Nordstraße Musik und Theater
unterrichtet und sich freut, dass so viele junge Menschen im Team
mitmachen: gutes Leben bedeutet, andere Menschen zu respektieren und ernst
zu nehmen, sich an der Unterschiedlichkeit, die bereichernd für alle sein
kann, zu freuen, statt sie als bedrohlich wahrzunehmen.
Das alles lernen Kinder, wenn sie den Mut haben, auf der Bühne zu stehen
und sich mit den anderen Kindern verantwortlich zu fühlen für das gemeinsam
entwickelte Theaterstück. Gleichzeitig gehören diese Fähigkeiten zu den
Grundlagen von Kommunikation, Sozialverhalten und menschlichen Beziehungen.
Besser könnten sich die Kinder doch neben dem Wissenserwerb gar nicht auf
ihr Leben vorbereiten.
## Premiere: Do, 19. 4. 18 Uhr, dann 20. 4., 10.30 Uhr , 21. 4., 16 Uhr,
25. 4., 8.30 & 10.30 Uhr sowie 26. 4., 8.30 & 10.30 Uhr. Schule an der
Nordstraße, Aula, Reservierung erbeten unter: ☎ 0421-361 82 82 oder: ■
Peter, 66, Dirigent, Pianist, Komponist und Kreismusikschuldirektor a. D.
aus Rotenburg, ist seit zwei Jahren Genosse
13 Apr 2012
## AUTOREN
Peter Paulitsch
## TAGS
Plattdeutsch
Ostfriesland
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