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# taz.de -- Ägyptische Soziologin auf dem tazlab: „Kulturell hat sich viel v…
> Das kreative Potenzial ist enorm, aber das Militär agiert beängstigend.
> Ein Jahr nach dem Sturz von Mubarak zieht die Kairoer Soziologin Mona
> Abaza Bilanz.
Bild: Macht sich mehr Sorgen um die Militärregierung als um den Einfluss der I…
taz: Frau Abaza, Sie haben auf dem taz-Kongress über die politischen
Entwicklungen in Ägypten berichtet. Sie klangen leider nicht optimistisch.
Mona Abaza: Doch, das bin ich – und pessimistisch zugleich. Es gibt viele
junge Leute in Ägypten, die bereit sind, bis zum Ende zu kämpfen, bis zum
Tod. Ist das positiv oder negativ?
Neben der Armeeführung haben Sie auch mit den Islamisten zu kämpfen,
sprechen gar von den Salafisten. Was wollen die?
Was sie wollen, interessiert mich überhaupt nicht. Meine Frage ist, warum
diese Strömung auf einmal aufkommt. Wie Mäuse waren sie plötzlich da, haben
angefangen, die nackten Pharaonenstatuen zu bedecken und religiöse
Heiligtümer zu verbrennen. Einige wollten sogar die Pyramiden zerstören. Es
geht nur um Angstmache. Sollte Hazem Abu Ismail, der
Präsidentschaftskandidat der Salafisten, gewinnen, wäre das für die Armee
das beste Argument zu putschen. Sie würden sagen: Schaut euch diese
schrecklichen Leute an, da müssen wir jetzt eingreifen.
Sie glauben an einen Militärputsch?
Nun, es ist möglich, dass Amerika niemals auf die Armee verzichten wird,
wegen des Friedensvertrags mit Israel. 30 Jahre haben die USA mit ihr
zusammengearbeitet. Der SCAF (Militärrat, Anm. d. Redaktion) macht mir mehr
Angst als die Muslimbrüder oder die Salafisten.
Das klingt pessimistisch. Sprachen Sie nicht auch von Optimismus?
Auf lange Sicht bin ich sehr guter Dinge. Kulturell hat sich viel
verändert. Es ist unglaublich, was die Gesellschaft an kreativem Potenzial
hervorbringt. Wie die jungen Leute die Protestmärsche organisieren – ist
das nicht Kunst? Fantastisch, wie sie sich bewegen, wie sie trommeln und
dabei alles filmen, um Beweismaterial zu haben. Überall in der Stadt gibt
es Graffiti, manche schreiben Gedichte an die Wände. Die Leute stellen
öffentlich Forderungen. Der Prozess der Revolution hat begonnen.
16 Apr 2012
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
tazlab 2012: „Das gute Leben“
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