# taz.de -- Noch 100 Tage bis Olympia: Riesige Friedensarmee | |
> In 100 Tagen werden die XXX. Olympischen Sommerspiele in London eröffnet. | |
> Die Stadien sind picobello, es gibt jedoch Sicherheitsbedenken. | |
Bild: Protest in Neu-Dheli gegen das Sponsoring der Dow Chemicals | |
Noch arbeiten sie in London. Das Ziel hat der Chef des | |
Organisationskomitees der Olympischen Sommerspiele 2012 vorgegeben. | |
Sebastian Coe möchte der Welt „keine guten, sondern großartige Spiele“ | |
präsentieren. In 100 Tagen wird Königin Elisabeth das Sportevent eröffnen. | |
Es soll die „größte Show der Welt werden“, davon träumt der britische | |
Premierminister David Cameron. | |
Danny Boyle, der Oscar-prämierte Regisseur des Films Slumdog Millionaire | |
soll die Eröffnungsfeier inszenieren. Dann geht es für über 10.500 | |
Sportlerinnen und Sportler in die Wettkämpfe. Was wird sie und die | |
Zuschauer ab dem 27. Juli erwarten? | |
Die Sportstätten: Stratford, im Osten der Stadt gelegen, galt lange als | |
Problemviertel, mit dem man sich nur ungern beschäftigt hat. Da wurde nun | |
der Olympiapark mit dem 80.000 Zuscher fassenden Leichtathletik-Stadion, | |
der Schwimmhalle, dem Velodrom und zwei Ballsporthallen sowie dem | |
Hockeystadion errichtet. Seit drei Wochen sind die Anlagen fertig. | |
Tennis wird natürlich in Wimbledon gespielt, und zumindest ein paar | |
Fußballer dürfen ins Wembley-Stadion. Auch in Schottland und Wales wird | |
gekickt – im Glasgower Hampden Park und im Millennium-Stadium von Cardiff. | |
Die Segelregatten werden vor der Südküste zwischen Weymouth und Portland | |
ausgetragen. | |
Der Transport: Ein Großteil der Investitionen für die Spiele in Höhe von | |
über 11 Milliarden Euro ist in den Ausbau der Infrastruktur geflossen. Vor | |
allem in die U-Bahn ist kräftig investiert worden. Doch seit die | |
Jubilee-Line, die die Innenstadt mit dem Olympiapark verbindet, mit einer | |
neuen Signalanlage ausgestattet worden ist, fällt sie regelmäßig aus. | |
Wer mit dem Auto zu den Sportstätten fahren will, der muss sich auf Staus | |
einstellen. Nur die wichtigsten VIPs dürfen auf für sie freigehaltenen | |
Spuren fahren. Weil die Taxis sich in die Staus stellen müssen, fordern die | |
Fahrer nun, dass sie auch tagsüber den Nachtzuschlag kassieren dürfen. | |
Die Sicherheit: Eine Armee aus Polizisten, Soldaten und privaten Wachleuten | |
mit einer Stärke von 40.000 Mann soll die Spiele schützen. David Cameron | |
spricht von der „größten integrierten Sicherheitsoperation im britschen | |
Mutterland zu Friedenszeiten“. Das Sicherheitsthema beherrscht die | |
Diskussionen, seitdem London 2005 den Zuschlag für die Spiele erhalten hat. | |
Am Tag nach der Entscheidung des IOC starben 52 Menschen bei Anschlägen von | |
al-Qaida auf öffentliche Verkehrsmittel in der Stadt. Für Verunsicherung | |
sorgen misslungene Sicherheitsübungen. Zweimal soll es dabei Testpersonen | |
gelungen sein, Sprengstoff in den bewachten Olympiapark zu schmuggeln. | |
Der Protest: Das ganz große Boykottthema, wie es die Tibetfrage bei den | |
Spielen 2008 in Peking darstellte, gibt es diesmal nicht. Am auffälligsten | |
waren bislang die Proteste gegen Dow Chemical, einen der Sponsoren des IOC | |
und Finanzierer der Außenhaut des Olympiastadions. Der Chemiekonzern ist | |
rechtlicher Nachfolger der Union Carbide Corporation, deren Pestizidfabrik | |
1984 explodierte. Mehr als 3.500 Menschen starben, bis zu einer halben | |
Million Anwohner sollen an den Folgen der Katastrophe bis heute leiden. | |
Immer noch laufen Gerichtsprozesse, bei denen Opfer um Entschädigungen | |
kämpfen. | |
Motto der Olympiakampagne der Aktivisten: „Verseucht die Spiele nicht!“ | |
Während der Spiele sollen derartige Transparente nicht zu sehen sein. Ob | |
das gelingt, ist ungewiss, nachdem ein Schwimmer vor elf Tagen mit seiner | |
Protestaktion gegen das Elitedenken das traditionelle Ruderrennen zwischen | |
den Uni-Mannschaften von Oxford und Cambrigde erfolgreich gestört hat. | |
Die Deutschen: Der Deutsche Olympische Sportbund wird wohl so wenige | |
Athleten zu den Spielen schicken wie noch nie seit der Wiedervereinigung. | |
Das liegt vor allem an den vielen Teams, die sich nicht qualifizieren | |
konnten. Die olympischen Fußball-, Basketball-, Handball, und | |
Wasserballturniere werden ohne deutsche Mannschaften stattfinden. 2008 | |
holten Deutsche 41 Medaillen, davon 16 goldene. So viel erwartet DOSB-Chef | |
Thomas Bach auch diesmal. | |
18 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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