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# taz.de -- Crowdfunding in der Forschung: Monde von und für die Massen
> Wissenschaftler entdecken das Crowdfunding. Im Internet werben sie um
> Geld für ihre Forschung. Mit petridish.org ging nun die erste
> spezialisierte Plattform online.
Bild: Homepage mit Modellcharakter für klamme Forscher: www.petridish.org.
„Sind wir alleine im Universum?“ – Mit dieser großen Frage konnte der
Astrophysiker David Kipping genug Spenden einwerben, um ein
Forschungsprojekt zur Suche nach sogenannten Exomonden zu finanzieren.
Exomonde – das sind Monde um Planeten in anderen Galaxien. 219 Menschen
folgten Kippings Aufruf und zahlten 12.247 Dollar.
Genug, um einen Großrechner für das Harvard-Smithsonian Center for
Astrophysics zu finanzieren, der künftig die Daten des Kepler-Teleskops
auswertet und nach Spuren von Monden in anderen Sonnensystemen sucht.
Crowdfunding trug bereits dazu bei, Filmproduktionen zu finanzieren, freie
Software zu entwickeln oder Firmengründern eine Starthilfe zu geben.
Nun versuchen sich auch Wissenschaftler an der Finanzierung durch die
Masse. Das Konzept: Ein Wissenschaftsteam verspricht, ein Forschungsprojekt
durchzuführen, wenn ein bestimmter Geldbetrag zur Verfügung gestellt wird.
Finden sich genügend Personen, die das Projekt finanziell unterstützen,
wird es realisiert. Wird der gewünschte Gesamtbetrag nicht erreicht,
behalten die potenziellen Spender ihr Geld.
Mit [1][www.petridish.org] ging kürzlich die erste Internetplattform an den
Start, die sich ausschließlich dem Crowdfunding wissenschaftlicher Projekte
widmet. Dass die Frage nach Monden in anderen Galaxien in der
technikaffinen Internetgemeinde Unterstützung findet, dürfte wenig
überraschen.
## Exotische Tiere
Die Mehrzahl der Projekte, die auf petridish.org und anderen Plattformen
bislang erfolgreich um Spenden warben, drehen sich jedoch nicht um die
Erforschung anderer Galaxien, sondern um exotische Tiere: ein Projekt zum
Schutz giftiger Frösche in Panama, die Erforschung bislang unbekannter
Ameisenarten in Madagaskar oder der Schutz der letzten Jaguare in
Nicaragua.
Den Trend zum Crowdfunding in der Wissenschaft losgetreten hat im
vergangenen Jahr die Plattform Rockethub. Im vergangenen Jahr rief man dort
zur „#SciFund Challenge“ auf, fünfzig wissenschaftliche Projekte warben um
Spenden. Am erfolgreichsten hierbei: Die Untersuchung von DNA-Spuren aus
dem alten Rom. 172 Menschen unterstützten mit 10.171 Dollar die Forschung
der Anthropologin Kristina Killgrove, um mehr über Migrationsströme der
damaligen Zeit zu erfahren.
Wissenschaftliche Forschung ist in Zeiten knapper Staatskassen zunehmend
auf Drittmittel angewiesen, beispielsweise von Stiftungen oder aus der
Privatwirtschaft. Doch die Drittmittel sind unbeliebt, beherbergen sie doch
immer die Gefahr, dass Forschung im Interesse finanzstarker Geldgeber
betrieben wird.
## Die Masse entscheidet
Frei von äußeren Einflüssen ist natürlich auch die Crowdfunding-finanzierte
Forschung nicht. Doch die Interessen verschieben sich: Statt einzelner
großer Geldgeber entscheidet die Masse, welche Forschung unterstützenswert
ist. Die neue Basis wissenschaftlicher Finanzierung wird Crowdfunding wohl
zunächst nicht werden.
Dafür sind die Beträge, die damit eingeworben werden, zu gering. Auch ist
auffällig, dass nur sehr spezielle – besonders greifbare –
Forschungsvorhaben bislang Erfolge vorweisen können. Forschungsprojekte von
theoretischen Physiker oder Mathematikern finden sich bislang nicht.
David Kipping kann sich nun um die Anschaffung des Großrechners kümmern. Da
sogar etwas mehr Spenden eingegangen sind als vorgesehen, wird es wohl ein
schnelleres Modell werden. Und 219 Menschen warten gespannt darauf, wann
der erste exosolare Mond gefunden wird.
Infos: [2][www.petridish.org]/, [3][www.rockethub.com]/,
[4][romandnaproject.org]/
20 Apr 2012
## LINKS
[1] http://www.petridish.org/
[2] http://www.petridish.org/
[3] http://www.rockethub.com/
[4] http://romandnaproject.org/
## AUTOREN
Hanno Böck
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