# taz.de -- Berliner Pirat zur Rassismusdebatte: „Rassisten müssen wir ausgr… | |
> Der Berliner Pirat Höfinghoff ist sich sicher, dass es Rassisten in | |
> seiner Partei gibt. Gegen sie will er mit Infoveranstaltungen vorgehen – | |
> wer das nicht wolle, gehöre ausgeschlossen. | |
Bild: Plädierte für weniger harte Abgrenzung gegen Neonazis: Berliner Piraten… | |
taz: Herr Höfinghoff, Sie sagen, dass es in der Piratenpartei ein massives | |
Problem im Umgang mit rassistischen Äußerungen gibt. Ihr Bundesvorsitzender | |
widerspricht und sieht in der Partei kein Problem mit rechts. | |
Oliver Höfinghoff: Die Aussage von Herr Nerz ist an der Stelle falsch. Wenn | |
wir als Partei jeden Menschen aufnehmen, dann holen wir uns natürlich auch | |
dieses Rassismusproblem in die Partei. Ich glaube, dass Herr Nerz das | |
Problem nicht sehen möchte und versucht, das zu ignorieren. Lösen lässt es | |
sich so nicht. | |
In dem offenen Brief, den Sie gemeinsam mit Ihren Parteikollegen Stephan | |
Urbach und Philip Brechler verfasst haben, forderten Sie den Berliner | |
Landesvorsitzenden Hartmut Semken zum Rücktritt auf. Er empfindet die | |
Rücktrittsforderung als eine hoch emotionale Überreaktion. | |
Zu diesem Sachverhalt möchte ich mich eigentlich gar nicht mehr groß | |
äußern. Wir möchten jetzt Herr Semken die Möglichkeit geben, ein paar Tage | |
in Ruhe darüber nachzudenken. Alles andere würde ich gerade als | |
kontraproduktiv ansehen. | |
Sie haben die Debatte angeregt und möchten nichts mehr dazu sagen? War | |
Ihnen in Vorfeld die Brisanz des Themas nicht bewusst? | |
Doch. Was wir aber nicht dachten, ist, dass es in der Öffentlichkeit ein so | |
großes Interesse gibt. Wir sind eine Partei mit den entsprechenden | |
Umfrageergebnissen, natürlich ist das Interesse für uns groß. Wir müssen | |
halt damit leben. | |
Es ist vor allem deswegen interessant, weil in Ihrer Partei nicht zum | |
ersten Mal Probleme mit rechtsextremistischen Äußerungen auftraten. Man | |
denke an Bodo Thiesen oder den Direktkandidaten in Niedersachsen, Carsten | |
Schulz. | |
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir Rassisten in der Partei haben, die | |
gekommen sind, um Unruhe zu stiften. Diese müssen wir jetzt identifizieren | |
und ausgrenzen. | |
Reicht das? | |
Wir haben in der Partei Mitglieder, die eigentlich keine Rassisten sind, | |
sich aber mit dem Thema nicht ausreichend auseinandergesetzt haben und sich | |
dann dazu äußern. | |
Meinen Sie Herrn Semken? | |
Ich bin hundertprozentig sicher, dass Hartmut Semken kein Rassist ist und | |
auch kein Neonazi. Aber auch er zeigt einen Erkenntnismangel. | |
Was möchten Sie dagegen tun? | |
Diesem Bildungsmangel können wir nur entgegenwirken, indem wir aktiv | |
vorgehen und Informationsveranstaltungen machen. Diejenigen, die dieses | |
Angebot annehmen, sind mir in der Piratenpartei herzlich willkommen. Alle | |
anderen, die das nicht wollen, weil sie zu ignorant sind oder tatsächlich | |
Rassisten, die will ich aus der Piratenpartei ausgeschlossen sehen. | |
Meinen Sie, dass das klappt? | |
Ja, wenn unserer Vorstand die Notwendigkeit erkennt, da handeln zu müssen, | |
und sich nicht herausredet, wie Sebastian Nerz das tut. Wir müssen dieses | |
Problem sehen und benennen. | |
20 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Enrico Ippolito | |
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