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# taz.de -- Formel 1 in Bahrain: „Sport nicht mit Politik mischen“
> In Bahrain gehen die Proteste der Opposition am Rande der Formel 1
> weiter, die Sicherheitsmaßnahmen werden erhöht. Michael Schumacher will
> nicht darüber reden.
Bild: Absagen will der Kronprinz von Bahrain Salman bin Hamad Al Khalifa die Fo…
MANAMA dapd | Die Angst ist inzwischen ein ständiger Begleiter der Formel 1
in Bahrain. Gepanzerte Polizeiautos säumen den Weg zur Strecke,
Straßensperren sorgen für Staus und jedes Fahrzeug wird auf Bomben
untersucht. Hubschrauber kreisen über dem Gelände und jeder Gast muss durch
eine Sicherheitsschleuse. Die riesige Formel-1-Anlage in der Wüste wird zum
Hochsicherheitstrakt.
Doch Promoter Bernie Ecclestone wird nicht müde, die Diskussionen im Keim
zu ersticken. „Wenn wir nicht hier wären, würde niemand über Bahrain
sprechen. Es gibt viele andere Länder, über die man viel mehr schreiben
könnte“, sagte Ecclestone.
Die Formel 1 will sich nicht in die Politik einmischen, tut dies aber durch
ihre bloße Anwesenheit. Doch Ecclestone will auch davon nichts hören. „Es
gibt in so vielen Ländern politische Probleme. Wir sind nicht hier, um uns
in die Politik des Landes einzumischen“, sagte er. Die Proteste der
Opposition gegen die Regierung am Rande des umstrittenen Grand Prix
verfehlen ihre Wirkung trotzdem nicht. Zum einen wird der Formel-1-Zirkus
beinahe hermetisch abgeriegelt. Auf der anderen Seite schüren die dadurch
schon fast kriegsähnlichen Zustände die Angst bei Teams und Fahrern.
Am Freitag schloss der Kronprinz Bahrains eine Absage des Rennens aber
kategorisch aus. „Wir haben echte Probleme. Aber eine Absage würde nur die
Extremisten stärken“, sagte Salman bin Hamad Al Khalifa.
## Vettel: „Risiko gibt es überall“
Im Fahrerlager ist die Sicherheit trotzdem immer noch das Thema Nummer
eins. Auch wenn sich Weltmeister Sebastian Vettel und Co. endlich auf den
Sport konzentrieren wollen. Rekordchampion Michael Schumacher will „den
Sport nicht mit der Politik mischen“. Fragen zu Bahrain blockt der
43-Jährige ab. Ob er sich sicher fühle? „Ja“, sagte der Mercedes-Pilot
lediglich. Und Vettel habe niemanden Bomben werfen sehen. „Außerhalb kann
es vielleicht ein Risiko sein, aber das kann es überall sein“, sagte
Vettel.
Das bekam das Team Force India des deutschen Piloten Nico Hülkenberg
hautnah zu spüren, hat sich aber trotzdem gegen eine kollektive Abreise aus
Bahrain entschieden. „Keine Chance, dass wir uns zurückziehen“, sagte der
stellvertretende Teamchef Bob Fernley.
Man wolle dazu beitragen, dass der Grand Prix möglichst normal über die
Bühne gehe, sagte Fernley. Das indische Team ließ das Training am
Freitagnachmittag aus Sicherheitsgründen aber sausen, da man nicht im
Dunkeln die Strecke verlassen wolle. Die Sicherheit stehe an erster Stelle,
sagte Fernley dem britischen Fachmagazin autosport.
## Begleitschutz für Force India
Zugesagt hat Ecclestone dem indischen Team allerdings persönlichen
Begleitschutz. „Wenn sie länger arbeiten wollen, dann fahre ich mit ihnen
zurück, auch nachts“, sagte der 81-Jährige. Er wisse nicht, ob sie wirklich
das besondere Ziel der Angriffe gewesen seien. „Ich hoffe nicht. Keines der
anderen Teams hatte Probleme“, sagte Ecclestone.
Am Mittwoch war ein Force-India-Minivan mit vier Mechanikern aufgrund einer
Straßensperre in Krawalle zwischen Demonstranten und der Polizei geraten
und einem Anschlag knapp entgangen. Daraufhin reisten zwei Teammitglieder
vorzeitig ab. Am Donnerstag wurde auch das Sauber-Team Zeuge von
gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Und die Krawalle werden wohl weitergehen. Zwar hatten die Organisatoren im
Vorfeld erklärt, man werde den erhöhten Schutz gar nicht mitbekommen. Doch
die Realität sieht anders aus. Da die Unruhen zunehmen, je näher das Rennen
rückt, sehen sich die Ordnungshüter offenbar in der Pflicht, die Gewalt mit
aller Macht einzudämmen. Am Donnerstag gingen Polizisten bei vereinzelten
Zusammenstößen in Manama mit Tränengas und Blendgranaten gegen
Demonstranten vor.
20 Apr 2012
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