# taz.de -- Kiffen in den USA: 4/20 ist der Cannabis-Feiertag | |
> Am 20. April versammeln sich die Kiffer der Vereinigten Staaten im ganzen | |
> Land zum öffentlichen Rauchen. Das zieht stets Scharmützel mit der | |
> Obrigkeit nach sich. | |
Bild: „Roll it. Smoke it. Legalize it.“ | |
BOULDER taz | Mit nach Fisch stinkendem Düngemittel und einem massiven | |
Polizeieinsatz hat die Universität von Colorado in Boulder zu verhindern | |
versucht, dass sich Menschen auf einer Wiese ihres Campus zum Kiffen | |
versammeln. Mehrere hundert DemonstrantInnen trotzten der | |
Universitätsverwaltung und zogen mit dem Schlachtruf: „Roll it. Smoke it. | |
Legalize it“ an dem Gestank vorbei zu einer Nachbarwiese. | |
Dort zählten sie wie an jedem 20. April die Sekunden bis 16.20 Uhr am | |
Nachmittag. Dann inhalierten sie tief aus Joints und Pfeifen und ließen | |
süßliche Rauchwolken aufsteigen. Um dieselbe Uhrzeit steckten Tausende von | |
KifferInnen an anderen Orten der USA – von San Francisco bis New York – | |
ihre ostentativen Joints an. An den meisten Orten blieb die Polizei auf | |
Abstand. | |
Der 20. April – oder: „4/20“ – ist seit den 70er Jahren der inoffizielle | |
Feiertag von Cannabis-NutzerInnen. Rauchend demonstrieren sie für das Recht | |
auf Kiffen. In den USA ist Marihuana verboten. Einzige Ausnahme ist der | |
medizinische – und ärztlich überwachte – Gebrauch. Die Ausnahmeregel gilt | |
in 17 Bundesstaaten, darunter Colorado. | |
Boulder in Colorado ist in den vergangenen Jahren zu dem landesweit größten | |
„4/20-Treffen“ geworden. Am 20. April 2011 kamen dort mehr als 10.000 | |
Menschen auf einer Wiese des Campus zusammen. Die Universität geriet in den | |
Ruf, „pot-happy“ zu sein. Um ein solches Treffen in diesem Jahr zu | |
verhindern, erprobte die Universitätsverwaltung verschiedene Techniken | |
parallel. Sie versuchte, den Campus für den Tag zu sperren. Damit | |
scheiterte sie jedoch an einem Distriktrichter. Dennoch kontrollierten am | |
Freitag PolizistInnen alle Zugänge zum Campus und ließen nur | |
eingeschriebene StudentInnen passieren. | |
## Wyclef Jean: „Legalize it!“ | |
Zusätzlich organisierte die Universitätsverwaltung am Freitag ein | |
Gratiskonzert mit dem HipHop-Musiker Wyclef Jean, das gleichzeitig zum | |
Kiffen auf der Wiese stattfand. Für das Ablenkungsmanöver verpflichtete die | |
Universität den Musiker, alle „direkten Hinweise auf Marihuana und andere | |
illegale Drogen zu vermeiden“. Jean spielte vor einem halbleeren Saal und | |
brach schon vom ersten Song an seinen Vertrag, „weil ich für Redefreiheit | |
bin“. In seinem zweiten Song forderte er: „Legalize it!“ | |
Unterdessen hielten sich hunderte Menschen die Nase zu, während sie an der | |
mit gelbem Band abgesperrten, von Polizisten bewachten und mit stinkendem | |
Düngemittel besprühten Wiese vorbeizogen. Neben Bildern von | |
Cannabisblättern trugen sie Peace-Zeichen und die Forderung nach | |
Redefreiheit mit sich herum. Manche wetterten: „Ich zahle jede Menge Geld | |
dafür, hier zu studieren – nun will mir meine Universität meine Freiheit | |
nehmen.“ Vereinzelte NichtkifferInnen schlossen sich der Menge aus | |
Solidarität an. | |
Ein Sprecher der Universität nannte die Verhinderungstaktiken – | |
insbesondere das „oceanfish“-Düngemittel – erfolgreich. „Wir wollten d… | |
Campus zu einem unerwünschten Ort für ’4/20‘ machen“, sagte Bronson | |
Hilliard: „Das ist uns gelungen.“ | |
Das Treffen auf der Wiese in Boulder endete nach wenigen Minuten. Die | |
Polizei nahm drei Teilnehmer fest. Im benachbarten Denver hingegen zogen | |
Tausende zum Kiffen vor das Capitol des Bundesstaates Colorado. Ihr | |
Marihuana-Treffen sollte das komplette Wochenende dauern. In Denver | |
verhinderte die Polizei nicht die Versammlung. Stattdessen kontrollierte | |
sie ärztliche Unterlagen. Wer ohne Rezept rauchte, bekam ein Knöllchen. | |
22 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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