# taz.de -- Früherer Ladenschluss gefordert: Geschlossene Tür ab 20 Ühr | |
> HANDEL Die Linke will, dass Läden in Bremen wieder nur bis 20 Uhr öffnen, | |
> Samstags bis 16 Uhr. Längeren Öffnungszeiten gehen zu Lasten der | |
> Beschäftigten, sagt auch Ver.di | |
Bild: 1996 galt das als Fortschritt: Einkaufen am Samstag bis 16 Uhr. | |
Shoppen bis tief in die Nacht, dass soll in Bremen wieder ein Ende haben – | |
nach dem Willen der Linksfraktion. Die hat für die Sitzung der Bürgerschaft | |
am Donnerstag einen Gesetzesantrag eingebracht: Werktags sollen die | |
Geschäfte wieder spätestens um 20 Uhr schließen, samstags um 16 Uhr. Der | |
Sonntag soll ausnahmslos ein Ruhetag sein. Denn die verlängerten | |
Öffnungszeiten seien auf Kosten von Vollzeitbeschäftigungen und zugunsten | |
prekärer Arbeitsverhältnisse erfolgt, so die Linke. | |
Einkaufen bis 20 Uhr? „Keine schlechte Idee“, sagt Richard Schmid, Bremer | |
Referent für den Fachbereich Handel bei Ver.di. Und das, obwohl es seit der | |
Freigabe des Ladenschlusses 2007 bis 2010 einen Beschäftigungszuwachs von | |
2,8 Prozent auf 15.000 Beschäftigte in Bremen gegeben hat. Dies aber seien | |
keine Vollzeitstellen, sondern Minijobs und Teilzeit-Arbeit, so Schmid. | |
„Gerade bei den Lebensmittel-Einzelhändlern, die von längeren | |
Öffnungszeiten profitiert haben, gab es den stärksten Abbau von | |
sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.“ Teilweise übernähmen | |
Leiharbeiter Abendschichten. | |
Von all dem berichtet auch ein Mitarbeiter eines Rewe-Marktes in der | |
Innenstadt, der nicht genannt werden möchte. „Als vor zwei Jahren der Markt | |
bis 24 Uhr geöffnet werden sollte, mussten alle Kollegen eine freiwillige | |
Erklärung unterschreiben, dass sie auch so lange arbeiten würden.“ Denn der | |
Tarifvertrag sah diese Arbeitszeit nicht vor. Wer sich weigerte, dessen | |
Vertrag wurde daraufhin nicht mehr verlängert. Seitdem herrsche | |
Schichtarbeit, für viele ein Problem: „Manche kommen abends gar nicht mehr | |
richtig nach Hause, weil sie im Umland wohnen und ihr Zug nicht mehr | |
fährt.“ Auch die Organisation der Kinder-Betreuung sei schwierig. Hobbys, | |
Familienleben, alles leide unter den unregelmäßigen Arbeitszeiten, erzählt | |
auch die Mitarbeiterin eines Real-Marktes, der bis 22 Uhr auf hat. „Es geht | |
auf den Körper, wenn ich um 23 Uhr nach Hause komme und am nächsten Tag um | |
neun Uhr wieder anfangen muss.“ Wie der Rewe-Mitarbeiter berichtet sie von | |
der Tendenz der Geschäftsleitung, 400-Euro-Jobber einzustellen und | |
Vollzeitstellen abzubauen. | |
Für Marion Salot von der Arbeitnehmerkammer liegt dies an einem | |
gesteigerten Profitdruck: „Häufig sind Einzelhändler Vorreiter, wollen den | |
zusätzlichen Profit der Abendstunden. Sobald andere nachziehen, schwindet | |
der Umsatz wieder, denn die Kaufkraft wird ja nicht mehr. Die höheren | |
Personalkosten aber bleiben“ – und sollen möglichst gering gehalten werden. | |
Schon in einer Studie, die Salot Ende 2011 für die Arbeitnehmerkammer | |
erstellt hat, stellt sie fest, dass in der Branche, in der 75 Prozent | |
Frauen beschäftigt sind, nur noch 30 Prozent der Arbeitsplätze | |
existenzsichernd seien. | |
Karsten Nowak, Leiter des Geschäftsbereiches Einzelhandel bei der | |
Handelskammer Bremen, hält die Regelung wie sie heute ist, hingegen für | |
sinnvoll. „Es bleibt den Ladeninhabern freigestellt, wie sie | |
betriebswirtschaftlich handeln. Man muss von der Politik aus nicht immer | |
sagen, was gut für die Unternehmer und die Beschäftigten ist.“ Die | |
Teilzeit-Modelle kämen der Zeitgestaltung mancher Leute entgegen, die | |
längeren Einkaufsmöglichkeiten den Kunden. | |
23 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Georg Kirsche | |
## TAGS | |
Ladenschlussgesetz | |
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