# taz.de -- Kommentar Saarland: Die Sozialdemokratie fehlt im Vertrag | |
> Gut verhandelt, SPD! Doch die frühe Festlegung auf eine Koalition mit der | |
> CDU hat dazu geführt, dass sozialdemokratische Kernforderungen gar keine | |
> Rolle spielten. | |
Bild: Heiko Maas wird zwar unter Annegret Kramp-Karrenbauer Superminister, aber… | |
Die SPD im Saarland hat in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU das | |
Maximale herausgeholt. Mehr war als Juniorpartner nicht drin. SPD-Chef | |
Heiko Maas wird mit dem Superministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr | |
und Arbeit belohnt, seine Partei besetzt die Hälfte der sechs Ministerien. | |
Und sogar der Mindestlohn als Herzensangelegenheit der Sozialdemokraten | |
wurde in den Koalitionsvertrag aufgenommen. | |
Doch so richtig überzeugt die SPD damit nicht. Das liegt nicht nur daran, | |
dass die Koalitionäre die Schulden des Saarlandes durch ein hartes | |
Spardiktat und weniger durch höhere Einnahmen abbauen wollen. Bei genauerem | |
Hinsehen wirkt vieles, was jetzt ausgehandelt wurde, wie ein fauler | |
Kompromiss. Besonders die Formel zum Mindestlohn. Während die SPD vor der | |
Wahl eine Bundesratsinitiative zum gesetzlichen Mindestlohn wollte, heißt | |
es nun, man wolle sich einer Verbesserung des Status Quo nicht in den Weg | |
stellen. Mögliche Initiativen werden auf eine kommende Bundesregierung | |
verlagert, aus dem Saarland wird dann höchstens reagiert, nicht agiert. | |
Auch der Verzicht auf das Sozialministerium dürfte viele Sozialdemokraten | |
schmerzen. Zum Thema Leiharbeit, einem zentralen Wahlkampfthema der SPD, | |
haben sich Vertreter beider Parteien bisher nicht geäußert. | |
Dass der Koalitionsvertrag keine deutlichere sozialdemokratische | |
Handschrift trägt, liegt an der alternativlosen Situation, in der die SPD | |
auf eine starke CDU angewiesen ist. Und diese Situation ist | |
selbstverschuldet. Die Entscheidung, sich vor der Wahl in der Hoffnung, | |
stärkste Kraft zu werden, auf die CDU festzulegen, war ein Fehler. Das | |
wurde bereits durch die Wahlniederlage deutlich und verbaut der SPD nun | |
Handlungsspielraum. | |
Maas hätte Ministerpräsident einer rot-roten Koalition werden können. Er | |
hätte dieses aufgrund taktischer und personeller Querelen schwierige | |
Bündnis dann ja nicht eingehen müssen, aber allein durch die Option wäre er | |
in einer besseren Verhandlungsposition gewesen – egal, ob mit der CDU oder | |
der Linken. So hätte er mehr sozialdemokratische Forderungen durchzusetzen | |
können. | |
Vielleicht hätte die SPD ohne diese frühe Festlegung ihre Wähler besser | |
mobilisieren können und sogar die Landtagswahl gewonnen. Nun ist die SPD | |
eben Juniorpartner „auf Augenhöhe“: Das war ihr offensichtlich wichtiger | |
als sozialdemokratische Kernforderungen durchzusetzen. | |
25 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Timo Reuter | |
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