# taz.de -- Energie II: "Operation am offenen Herzen der Stadt" | |
> Vattenfall-Manager Rainer Knauber über Wohltätigkeit, Rendite und | |
> intelligenten Stromverbrauch. | |
Bild: Schaffe, schaffe, Leitung bauen. | |
taz: Herr Knauber, eine Genossenschaft will das Stromnetz übernehmen. | |
Fürchten Sie die Konkurrenz? | |
Rainer Knauber: Jede strukturelle Veränderung am Stromnetz von Berlin ist | |
eine Operation am offenen Herzen der größten Stadt Deutschlands. In einer | |
Stadt mit 20 Millionen Steckdosen muss sichergestellt sein, dass die | |
Versorgung klappt. Ein Wettbewerber muss jetzt nachweisen, dass er es | |
mindestens genauso gut kann wie wir. | |
Aber vor allem wollen Sie doch Geld verdienen? | |
Sie werden von mir nicht hören, dass wir das Geschäft nur aus Wohltätigkeit | |
machen. Aber die Rendite, die Sie damit verdienen, liegt heute eher bei 4 | |
bis 5 als bei 7 bis 9 Prozent. Ich kann das niemandem empfehlen, dem es | |
damit nur ums Geldverdienen geht. Es stehen hohe Investitionen an, und | |
außerdem ist es ein kompliziertes Geschäft. | |
Genossenschaft und Energietisch wollen das Netz für die Einspeisung | |
erneuerbarer Energien optimieren. | |
Keiner wird durch den Besitz von Stromnetzen mehr erneuerbare | |
Energiequellen anschließen, als wir das tun. In Berlin geht es vor allem | |
darum, den Strom intelligent zu verbrauchen. Mit dem innovativsten | |
virtuellen Kraftwerk Deutschlands und einem der größten Projekte mit | |
intelligenten Stromzählern haben wir deutliche Zeichen gesetzt. | |
Das Land hält sich offen, selbst mehr Einfluss auf den Betrieb zu nehmen. | |
Haben Sie auch an einer Kooperation Interesse? | |
Darauf haben wir in der Interessenbekundung mit Ja geantwortet. Die Politik | |
muss nun entscheiden, wie eine solche aussehen kann. | |
Als Preis nennen Sie rund 3 Milliarden Euro, den Sachzeitwert. Wollen Sie | |
mit diesem hohen Preis, der nicht unbedingt maßgeblich ist, abschrecken? | |
Ein potenzieller Käufer legt möglicherweise eine andere | |
Berechnungsgrundlage an als wir, einen objektiven Verkaufswert gibt es gar | |
nicht. Aber eine Schätzung ist eine wichtige Grundlage. | |
Laut Bundesgerichtshof ist der sogenannte Ertragswert entscheidend. Wie | |
hoch ist der denn? | |
Den geben wir nicht vor. Jeder, der meint, das Netz besser betreiben zu | |
können, kann ihn selbst schätzen. Es handelt sich in jedem Fall um einen | |
Milliardenbetrag. | |
25 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
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