# taz.de -- Debatte über Grenzkontrollen in der EU: Friedrich gegen EU-Parlame… | |
> Die Innenminister in der EU wollen selbst über Grenzkontrollen | |
> entscheiden. Nur aus Schweden kommen Bedenken. Die Verhandlungen werden | |
> noch lange dauern. | |
Bild: Für den schlimmsten Fall vorbereitet: Polizist mit Pistole an der Grenze. | |
BRÜSSEL taz | Der Streit um die Grenzkontrollen im Schengen-Raum geht | |
weiter. Beim Treffen der EU-Innenminister am Donnerstag in Luxemburg hat | |
der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich seine Position verteidigt. | |
Er forderte noch einmal, dass auch in Zukunft die nationalen Regierungen | |
eigenständig über vorübergehende Grenzschließungen entscheiden dürfen: | |
„Jedes Land muss die Sicherheit seiner Bürger gewährleisten. Deshalb kann | |
die EU-Kommission nicht allein für die Schengen-Kontrollen zuständig sein.“ | |
Auch sein französischer Amtskollege Claude Guérant sprach sich gegen eine | |
Entscheidungsbefugnis für die EU-Behörde aus: „Wir wollen keine europäische | |
Einmischung in die Souveränität der Staaten“, sagte er. Die breite Mehrheit | |
der Innenminister unterstützt diese Position. Auch sie wollen sich von der | |
EU-Kommission nicht reinreden lassen. Laut EU-Diplomaten hat nur Schweden | |
Bedenken angemeldet. | |
Die Regierungen wollen mit den Grenzkontrollen vor allem gegen illegale | |
Einwanderung vorgehen: „Wenn ein Schengenstaat bei der Kontrolle der | |
Außengrenzen versagt, müssen die hiervon betroffenen übrigen Staaten die | |
Binnengrenzen vorübergehend wieder kontrollieren können“, erklärte ein | |
deutscher Ministeriumssprecher. | |
## Alte Regeln gelten | |
Nach Angaben der französischen Regierung leben zwischen zwei und vier | |
Millionen Illegale in den 26 Schengen-Staaten. Vor allem Griechenland wird | |
vorgeworfen, seine Außengrenzen nicht ausreichend zu sichern. | |
Im Europäischen Parlament stoßen die Minister mit diesen Forderungen | |
allerdings auf Widerstand. Der Innenausschuss hat sich einen Tag vor dem | |
Ministertreffen dagegen ausgesprochen, Flüchtlingsströme als Grund für | |
Grenzkontrollen im Schengenraum aufzunehmen. „Die Einwanderer gefährden | |
garantiert nicht die öffentliche Ordnung und Sicherheit. Deshalb können wir | |
das nicht akzeptieren“, sagt die grüne EU-Abgeordnete Franziska Keller. | |
Die EU-Abgeordneten müssen dem neuen Gesetz genauso zustimmen wie die | |
EU-Innenminister. Die zuständige EU-Kommissarin Cecilia Malmström rechnet | |
deshalb damit, dass die Verhandlungen noch Monate dauern werden. Solange | |
gelten weiterhin die bisherigen Regeln. | |
26 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Ruth Reichstein | |
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