| # taz.de -- Kommentar Joghurt: Unfairer Joghurt | |
| > Heute schon auf ihren Joghurt-Becher geguckt? Wenn da „erster | |
| > gentechnikfreier Fruchtjoghurt“ drauf steht, handelt es sich um unfaire | |
| > Werbung. | |
| Bild: Grundsätzlich handele es sich um den ersten Fruchtjoghurt, der zertifizi… | |
| Eigentlich hat die Molkerei Bauer etwas Richtiges gemacht. Sie hat | |
| beschlossen, einen Joghurt als gentechnikfrei zertifizieren zu lassen, sie | |
| hat die Produktionskette durchforstet, mit Landwirten verhandelt, die nun | |
| ihre Kühe mit sauberem Futter versorgen müssen. Das bedeutet mehrere | |
| hundert potenzielle Abnehmer von Gentechnik-Getreide weniger. Gemessen an | |
| den Mengen, die in der Tierhaltung verfüttert werden, ist das nicht viel, | |
| aber ein Anfang. | |
| Wie es weitergeht, ist weniger gut. Mit dem „ersten gentechnikfreien | |
| Fruchtjoghurt Deutschlands“ wirbt das Unternehmen. Auch wenn das juristisch | |
| wenig angreifbar sein mag – den Verbraucher täuscht es trotzdem. Schuld | |
| daran ist auch der Wust an Siegeln. | |
| Alleine von denen, die Waren aus ökologischem Anbau kennzeichnen, gibt es | |
| diverse. Welcher Supermarktkunde hat schon im Kopf, ob ein zusätzliches | |
| Logo, das eine Produktion „ohne Gentechnik“ anzeigt, nun bedeutet, dass | |
| alle anderen Waren gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten – oder | |
| enthalten könnten? Daher ist die Werbung von Bauer unfair. Denn sie nutzt | |
| genau dieses Wissensdefizit der Verbraucher aus – und setzt darauf, dass | |
| der verunsicherte Käufer, der keine Gentechnik im Joghurt haben will, eben | |
| zum Bauer-Produkt greift. | |
| Eine Lösung wäre einfach: Nicht, wer seine Produkte ohne gentechnisch | |
| veränderte Bestandteile produziert, sollte sich um einen Nachweis bemühen, | |
| Geld und Zeit investieren müssen und sich schließlich ein Siegel auf seine | |
| Verpackungen kleben können; wer Gentechnik verwendet, muss das | |
| kennzeichnen. | |
| Das würde nicht nur alle entlasten, die sauber produzieren. Es würde den | |
| Verbrauchern, die, wie zahlreiche Umfragen zeigen, Gentechnik mehrheitlich | |
| ablehnen, deutlich machen, was wirklich in den Produkten drin ist. Und | |
| Lebensmittel mit dem Hinweis „mit Gentechnik hergestellt“ dürften wohl | |
| schnell aus den Regalen verschwinden. | |
| 27 Apr 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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| das irreführend. |