# taz.de -- Roaming in Europa: Billiger doodeln und smsen | |
> Das europäische Parlament legt neue Obergrenzen für Handy-Gespräche fest. | |
> Auch mit dem Smartphone ins Netz zu gehen, soll weniger kosten. | |
Bild: Egal ob Facebook, Twitter oder SMS, für Touristen wird es günstiger. | |
BERLIN taz | Der Anruf nach Hause von Mallorca oder Kreta aus wird | |
pünktlich zu den Ferien billiger. Am heutigen Donnerstag will das | |
Europäische Parlament neue Obergrenzen für die Kosten von Handygesprächen | |
aus dem Ausland beschließen. | |
Eine Mehrheit gilt als sicher, sodass die Regelung am 1. Juli, noch vor der | |
Hauptreisezeit, in Kraft treten kann. „Noch immer ist Telefonieren vom | |
europäischen Ausland ins Heimatland zu teuer“, sagt | |
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner der taz. | |
Beim sogenannten Roaming verbinden ausländische Netzbesitzer den Feriengast | |
mit dem heimischen Mobilfunknetz. Diese anspruchslose Dienstleistung lassen | |
sie sich üppig vergüten. Bis zu 35 Cent pro Gesprächsminute knüpfen die | |
Firmen dem Gast im Land ab, wenn er ein paar Worte mit den Liebsten daheim | |
wechselt. | |
Demnächst sinkt der Höchstsatz auf 29 Cent. Der Preis soll sich jeweils zum | |
1. Juli der beiden kommenden Jahre weiter um je 5 Cent verringern. Die | |
Kosten für das Senden einer SMS sinken im Juli um 2 auf 9 Cent und bis 2014 | |
auf dann noch 6 Cent. | |
## Ende der beliebigen Preise | |
Die EU will mit regulierten Preisen noch noch einem weiteren Ärgernis für | |
viele Reisende beikommen: Derzeit ist der schnelle Blick auf die Homepage | |
der taz oder der „Tagesschau“ mit dem Smartphone ein teures Vergnügen, weil | |
die Anbieter im Ausland ihren Preis dafür beliebig festsetzen durften. | |
Ab Juli gelten auch für das sogenannte Daten-Roaming Obergrenzen bei den | |
Gebühren. Pro Megabyte dürfen die Anbieter höchstens 70 Cent verlangen. Wer | |
sich am Strand von Apulien schnell mal die taz-App aufs Handy laden möchte, | |
müsste dafür 2,38 Euro bezahlen. Heute kann das noch ein Mehrfaches davon | |
kosten. Bis 2014 wird die Maximalforderung auf 20 Cent abgesenkt. | |
Mobilfunkfirmen bieten heute zwar bereits eigene Auslandstarife an. Doch | |
wer keinen speziellen Tarif abschließt und auch in Spanien das Mailfach | |
einsehen möchte, kann schnell auf hohe Rechnungsbeträge kommen. Dieses | |
Risiko besteht auch, weil die internetfähigen Smartphones sich – je nach | |
Einstellung – von selbst einen Internetzugang suchen. | |
## Ein Tarif für ganz Europa? | |
Um preiswerter ins Internet zu kommen, kaufen sich viele Reisende bereits | |
heute am Kiosk im Ferienort eine sogenannte Prepaid-Karte. Die steckt man | |
in das Telefon und zahlt nur den ortsüblichen Tarif. So bleiben die Kosten | |
überschaubar. Einen Nachteil hat dies allerdings noch bis zum Jahr 2014: | |
Wenn die neue Karte im Handy steckt, hören Anrufer von Zuhause kein | |
Klingelzeichen, sondern eine Bandansage. | |
Ab Juli 2014 bleiben Reisende unter der gewohnten Nummer erreichbar, wenn | |
sie einen Tarif bei einer Firma buchen, die am Ziel in den Bergen oder am | |
Meer heimisch ist. Anrufe oder SMS muss der deutsche Vertragspartner | |
weiterleiten. | |
Die neue EU-Verordnung schützt die Verbraucher auch bei einem Aufenthalt | |
außerhalb der EU in gewissem Umfang. Wird die Grenze überschritten, | |
schicken die Mobilfunkfirmen prompt eine Preisliste für Verbindungen in der | |
Türkei oder der Schweiz auf das Display. | |
Zudem wird für Aufenthalte außerhalb Europas ein Kostenschutz eingeführt. | |
Summieren sich Gebühren auf 50 Euro, piept das Handy. Per SMS sendet die | |
Mobilfunkfirma von zu Hause eine Warnung auf den Broadway oder die | |
Chinesische Mauer. Der Datenaustausch ist dann nur noch möglich, wenn die | |
Reisenden ausdrücklich zustimmen. Außerhalb der EU gibt es aber weiterhin | |
weder für Handytelefonate noch für das mobile Internet Preisgrenzen. | |
Für die Europaabgeordnete Angelika Niebler (CSU) ist das Ende der | |
Fahnenstange noch längst nicht erreicht: „Ziel muss es sein, dass der | |
Verbraucher überall in Europa zum selben Tarif wie zu Hause telefonieren | |
kann.“ | |
10 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Mulke | |
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