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# taz.de -- Online-Spiel zum Tatort: Das Netz auf Mörderjagd
> Statt mit Aufklärung endet der Tatort mit Risotto – die Zuschauer können
> im Netz zu Ende ermitteln. Das Experiment war unerwartet erfolgreich: Die
> ARD-Server brachen zusammen.
Bild: Schnitzeljagd mit Kommissarin: Welcher der Jungs ist der Mörder?
BERLIN taz | Jeden Sonntag, Schlag 20.15 Uhr, setzt auf Twitter die große
Tatort-Flut ein. Das Volk von Bundestrainern wird für anderthalb Stunden
zum Volk der Filmkritiker, das jeden Wimpernschlag der Kommissare
dokumentiert und kommentiert. Allein diesen Sonntag waren es bis zu 60
Tweets die Minute, die unter dem Hashtag #tatort in den Wald riefen.
Das, mögen sich die Verantwortlichen gedacht haben, ist ein
Social-Media-Potenzial, mit dem man arbeiten sollte: Deswegen banden sie
eine Twitterwall in den Videotext mit ein, auf der man einige wenige der
Tweets wie in einem Ticker zum Tatort mitlaufen lassen konnte. Außerdem lud
die ARD den aktuellen Tatort [1][direkt zum Sendebeginn auf Youtube] hoch,
zunächst einmal als Test, wie die Redaktion auf Nachfragen wissen ließ, ob
man das in Zukunft auch so handhaben werde, hängt vom Erfolg des
Experimentes ab. Denn, und das ist der wichtigste Teil, der Fall ist längst
nicht abgeschlossen; statt dass die Kommissare am Ende des Tatorts den
Täter zu überführen, kochen sie fein Risotto.
Was bis dahin geschah: Lena Odenthal wird von fünf straffällig gewordenen
Jugendlichen entführt, die zunächst einen Mitgefangenen zu Tode misshandelt
und anschließend ihren Aufseher ermordet hatten. Nach einer Schnitzeljagd
durch den Pfälzer Wald werden sie gestellt – wer aus der Gruppe nun der
Täter ist, kann das Publikum [2][in einem Spiel auf der Tatort-Seite]
ermitteln. Spätestens am 20. Mai soll der Fall dann offiziell aufgeklärt
werden.
Der Ansturm scheint unerwartet groß gewesen zu sein, kurz nach Filmschluss
rauchten auf der Seite erstmal die Server ab. Nachdem sich die Technik
einigermaßen stabilisiert hatte, kann man jetzt in einem klassischen und
soliden Point-and-Click-Spiel das machen, was man nach unzähligen Tatorten
für Polizeiarbeit hält: Zeugen und Verdächtige vernehmen, Spuren sammeln,
Indizien aufnehmen.
## „Die Zukunft gehört dem Social TV“
Seit einiger Zeit schon wird über einen grundsätzlichen Wandel im
Fernsehgeschäft spekuliert. Eun-Kyung Park, Geschäftsführerin von
ProSiebenSat.1 Digital, sagte bereits vor einem Jahr, dass die Zukunft dem
Social TV gehöre. Laut einer [3][Studie des DigitalBarometers] gehen zwar
momentan nur 16 Prozent der Zuschauer beim Fernsehen ins Netz, von den 14-
bis 49jährigen sind es aber immerhin ein Drittel, und bei den 20- bis
39jährigen sogar die Hälfte.
Es ist kein Wunder, dass versucht wird, diese Gruppe stärker an die Sendung
zu binden, mit sehr unterschiedlichem Erfolg: The Voice of Germany hatte in
kurzer Zeit 300.000 Fans gesammelt, Gottschalk live hingegen konnten auch
die vielen ausgefeilten Online-Aktivitäten nicht retten. Der nächste
Schritt der Medienbrüderschaft startet heute: dann geht um 23.15 Uhr beim
Bayerischen Rundfunk [4][die Rundshow auf Sendung], für vier Wochen
zunächst.
Dabei sollen die Zuschauer Themen bestimmen, die Planung mitgestalten, die
Redaktionskonferenz kommentieren, Fragen stellen und die Antworten geben,
kurzum: sich in jeder erdenklichen Form mit einbringen. Ob dieses
„On-Air-Experiment" gelingt, darüber ist sich selbst Moderator Richard
Gutjahr noch nicht sicher. Dass das aber die richtige Richtung ist, daran
zweifeln wenige: jetzt muss nur noch ein Weg gefunden werden.
14 May 2012
## LINKS
[1] http://www.youtube.com/watch?v=kQumFPQOLSQ
[2] http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/specials/tatort-plus-100.h…
[3] http://www.ip-deutschland.de/ipd/forschung_und_service/newsletter/impact_ne…
[4] http://blog.br.de/rundshow/
## AUTOREN
Frédéric Valin
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