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# taz.de -- Zivilregierung in Guinea-Bissau: Putschisten geben auf
> Die Militärs geben die Macht an eine Übergangsregierung ab, Westafrika
> schickt eine Eingreiftruppe. Einen Teilerfolg erringen sie dennoch.
Bild: Frauen warten vor einem Krankenhaus in Gabu, Guinea-Bissau.
BERLIN taz | Die Militärputschisten im westafrikanischen Guinea-Bissau
geben auf. Der zivile Übergangspräsident Manuel Serifo Nhamadjo, den die
Putschisten letzte Woche auf Druck der Regionalorganisation Ecowas
(Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) eingesetzt hatten, bildete am
Dienstag eine Regierung, die das Land ein Jahr lang bis zu freien Wahlen
führen soll. „Jetzt wird sich die Armee in die Kasernen zurückziehen“,
sagte der Sprecher der Militärjunta, Oberstleutnant Daba Na Walna.
Am 12. April hatten Angehörige der tief in den Drogenhandel verstrickten
Armee in Guinea-Bissau die Macht ergriffen. Sie verhinderten damit den als
wahrscheinlich geltenden Sieg des ehemaligen Premierministers Carlos Gomes
Junior bei der zweiten Runde der Präsidentenwahl. Beobachter führten den
Putsch auf Sorgen hoher Offiziere zurück, Gomes werde verschärft gegen
Drogenschmuggel vorgehen.
Die Militärs nannten als Grund für ihren Putsch die Anwesenheit einer
Militärberatermission aus Angola zur Umstrukturierung der bissauischen
Armee. Die 600 Angolaner ziehen sich jetzt im Rahmen eines
Ecowas-vermittelten Deals aus Guinea-Bissau zurück und im Gegenzug geben
die Putschisten die Macht wieder ab.
Einen Teilerfolg erringen sie dennoch: Gomes wird vorerst nicht Präsident.
Der neue Übergangspräsident Nhamadjo gilt als Widersacher Gomes’ innerhalb
der Regierungspartei PAIGC (Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit von
Guinea-Bissau und Kapverde). In seiner Regierung geht der Posten des
Verteidigungsministers an ein Mitglied der Militärjunta.
Die PAIGC-Führung steht allerdings hinter Gomes, fühlt sich um den Wahlsieg
betrogen und erkennt gemeinsam mit den anderen politischen Parteien des
Landes die Übergangsregierung nicht an. So sind Spannungen zu erwarten.
Nhamadjo wirbt nun für sich mit der Ankündigung, Korruption bekämpfen und
die Staatsfinanzen sanieren zu wollen: Alle Ministergehälter werden
halbiert, Regierungsangehörige dürfen keine privaten Unternehmer sein und
müssen zu Beginn und Ende ihrer Amtszeit ihre Güter offenlegen, verfügte er
am Mittwoch. Außerdem soll es eine Untersuchungskommission gegen
Wirtschaftskriminalität geben. Unklar bleibt, ob all dies in die Tat
umgesetzt wird.
Parallel dazu nimmt die Ecowas-Interventionstruppe, die den Abzug der
Angolaner absichern soll, Gestalt an. Nach der Ankunft von 213 Soldaten und
Gendarmen aus Burkina Faso folgten gestern 200 Soldaten aus Senegal.
Insgesamt soll die Ecowas-Truppe 629 Mann umfassen.
24 May 2012
## AUTOREN
Dominic Johnson
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