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# taz.de -- Streit um Profiloberstufe: Rabe sagt Basta
> SPD lehnt Anhörung zum Zentralabitur ab. Schüler, die ihre Profile schon
> gewählt haben, bräuchten Vertrauensschutz, sagt GAL-Fachanwalt Till
> Steffen.
Bild: Von Lehrern kritisiert, vom Schulsenator verteidigt: Zentralabitur.
Mit scharfen Worten hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Freitag im
Schulausschuss das Zentralabitur verteidigt. Die Profiloberstufe löse sich
„nicht in Luft auf“. Er sei es leid, solche „Weltuntergangsszenarien“ zu
hören“. Lehrern, die künftig diese ganze Zeit des Unterrichts für die
Abiturvorbereitung verwenden, sage er: „Wenn ich euch dabei erwische, dann
lernt ihr uns kennen“.
Rabe reagierte so auf die Kritik, dass zentrale Prüfungen in allen
Einzelfächern die fächerübergreifenden Profile kaputt machen. Die Zeit, die
man brauche, um Schüler auf die Prüfung vorzubereiten, so die Sorge, fehle
im Profilunterricht.
Wieso? Das erläuterten am Abend zuvor Schulleiter auf einer
GAL-Veranstaltung. Denn die Bildungspläne gaben den Schulen bewusst
Spielraum, den diese nutzen, um die Profile zu bilden. Den engt die Behörde
jetzt ein. Sie gibt mehrere Themen vor, von denen wieder nur eines im
Abitur dran kommt. „Man lernt mehr, als man muss, um vorbereitet zu sein“,
sagte ein Rektor.
„Es ist mal wirklich moderner Unterricht entstanden“, sagte Margarete
Eisele-Becker vom Gymnasialleiterverband. „Über kurz oder lang geht das
kaputt“. Auch die Elternkammer und die Initiative zur Förderung der
Naturwissenschaften appellierten an die Politik, eine andere Lösung zu
finden, etwa einen Aufgabenpool, aus dem die Schulen wählen können.
„Ich habe vier Kinder im Abstand von neun Jahren. Und jedes macht unter
anderen Bedingungen Abitur“, sagte die Mutter Eva Kowalski-Stasiak. Die
Politik möge doch von unten her anfangen und erst mal für bundesweite
Bildungspläne sorgen.
Der CDU-Politiker Robert Heinemann beantragte tags drauf im
Schulausschusseine Expertenanhörung. Auch die GAL war dafür, damit die
gesammelten Argumente der Kritiker dort Gehör finden. Doch die SPD lehnte
dies ab, nachdem Rabe sagte, er halte nichts davon.
Die GAL-Politikerin Stefanie von Berg übermittelte dennoch ein paar
Forderungen, auch die nach einheitlichen Bildungsplänen. Dazu sagte Rabe:
„Da hätte ich richtig Lust drauf. Dann hätten wir eisenharte zentrale
Vorgaben. Es wäre aus mit den vielen Freiheiten und Flexibilität, die das
Hamburger System von anderen unterscheidet“. Ihn stört also noch mehr.
Das Argument, dass das Zentralabitur zu schnell komme, ließ er nicht
gelten. Wer einmal Lehrer war, wisse, dass die Zeit zur Vorbereitung
reiche. Und auch der Einwand, dass die Schüler bereits ihre Profile
wählten, bevor das Zentralabitur bekannt wurde, zählt für Rabe nicht.
Das sieht der Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Till Steffen, etwas anders.
„Wenn ein Schüler weiß, dass eine Zentralprüfung kommt, würde er
vorsichtiger wählen“, sagt der GAL-Politiker. Im Hochschulrecht sei es
üblich, dass Studierende nach der Prüfungsordnung studieren, die galt, als
das Studium begann. Es müsse für die, die jetzt ihre Profile gewählt haben
„Vertrauensschutz“ geben, sagt auch Anwalt Walter Scheuerl. Eltern könnten
per Einstweiliger Anordnung beantragen, dass ihr Kind eine dezentrale
Prüfung bekommt.
3 Jun 2012
## AUTOREN
Kaija Kutter
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reden kann?
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