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# taz.de -- Vorschau Italien gegen Spanien: Blau ist die Farbe der Lockerheit
> Italien wusste immer dann zu überzeugen, wenn zu Hause der Baum brannte.
> Ob dieses Erbe im Auftaktspiel der Gruppe C gegen Spanien reichen wird?
Bild: Optimistisch mit geschlossenen Augen: Italiens Torwart Gianluigi Buffon.
Endlich geht es nur um Fußball. Endlich, wird man sich im italienischen
EM-Lager denken, geht es nicht mehr um den Papst, Wettpiepen oder Razzien
während des Trainings. Coach Cesare Prandelli ließ jedenfalls mitteilen, er
fühle sich „entspannt wie ein kleines Kind, das seine Hausaufgaben gemacht
hat.“
Allerdings wartet auf die Italiener im ersten Gruppenspiel der amtierende
Welt- und Europameister Spanien (18 Uhr, Danzig). Die Squadra Azzurra fühlt
sich in ihrer Außenseiterrolle anscheinend ziemlich wohl. Demonstrativ wird
gute Laune gepaukt und zur Schau gestellt. Was bleibt der Elf um die
erfahrenen Alterspräsidenten Buffon und Pirlo auch anderes übrig?
Die Vorzeichen stehen also auf Catenaccio, allerdings hat Prandelli dafür
weder das überzeugende Personal - der Ex-Wolfsburger Andrea Barzagli fehlt
aufgrund einer Wadenblessur - noch käme für den auf modernen
Offensivfussbal fixierten Trainer eine solche Taktik ernsthaft in Frage.
Zumal man durch das letzte Vorbereitungspiel gegen die spielstarken Russen
(0:3) weiß, was passiert, wenn man zu passiv agiert. Gegen die effektiven
Präzisionsexperten aus Spanien ist das leichter gesagt als getan.
Allerdings muss die Selección die Ausfälle von David Villa und - dies
könnte entscheidend werden - Abwehrchef Carles Puyol verkraften.
Führungslos werden die Spanier deswegen nicht agieren.
## Buffon vs. Casillas
Das spielerisch immer noch beste Mittelfeld der Welt vom FC Barcelona um
Inesta, Xavi und Sergio Busquets, ergänzt um Real Madrids Xabi Alonso, wird
in gewohnter Manier den Italienern ordentlich zusetzten, während
wahrscheinlich Fernando Torres für Villa und im Sturmzentrum Alvaro Negredo
(FC Sevilla) den Ball über die Linie bugsieren sollen.
Diesem Prunkstück steht ein alter Hase gegenüber. Der Juve-Profi Andrea
Pirlo ist das Herz des italienischen Spiels, ein Spieler, der trotz seines
Alters (33 Jahre) den Kollegen aus Barcelona in nichts nachsteht, während
ihm Abräumer Thiago Motta den Rücken freihält. Vorne werden die
polarisierende Offensiv-Wundertüte Mario Balotelli und der erfahrene
Cassano nach Lücken im spanischen Deckungsverbund suchen.
Während der Konkurrenzkampf um die spielerische Hoheit im Mittelfeld
(Italien wird verlagern und rochieren, Spanien ist halt Spanien) die Partie
dominieren dürfte, treffen noch mit Buffon und Casillas zwei der besten
Torhüter der Welt aufeinander. Beide werden, wenn sich das erwartbare von
offensiver Ausrichtung geprägte Spiel entwickelt, einiges zu tun bekommen.
Dennoch gilt die Elf von Trainerfuchs Vincente del Bosque als klarer
Favorit. Daran ändert auch die erwungene Lockerheit der Squadra Azzurra
nichts, wobei die Blauen immer dann zu überzeugen wussten, wenn zu Hause
öffentlich der Baum brannte. 2006 ist das bei der WM in Deutschland mit dem
Titelgewinn gelungen. Man sei bei der EM dabei, „um zu verblüffen“, gab
Gianluigi Buffon den Journalisten zu Protokoll. Wie dieser
Überraschungseffekt aussehen wird, bleibt abzuwarten.
10 Jun 2012
## AUTOREN
Jan Scheper
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